00:00:09
Anja Kamp: Ja, Herzlich Willkommen zum AddInno-Talk der Hochschule Bremen. Ich bin die Moderatorin heute, Anja Kamp, und ich freue mich sehr, heute unsere AddInno-Kolleginnen Anna Peschke und Nora Albrecht zu begrüßen.
00:00:22
Anna Peschke: Hallo Anja, Dankeschön für die Einladung.
00:00:25
Nora Albrecht: Hallo Anja, ich bin Nora. Ich freue mich auch sehr über die Einladung.
00:00:28
Anja Kamp: Ja, wirklich schön, dass ihr da seid. Ihr zwei arbeitet gemeinsam in einer übergeordneten Maßnahme des AddInno-Projekts und zwar in der übergeordneten Maßnahme „Methodisch didaktische Verankerung“. Diese übergeordneten Maßnahmen dienen grundsätzlich der Sicherung von Nachhaltigkeit und Transfer der Projektergebnisse - und zwar in die ganze Hochschule hinein. In eurer übergeordneten Maßnahme geht es speziell um die Festigung der Supportstrukturen und um die Stärkung der digitalen Barrierefreiheit an der HSB. Damit werden also tiefgreifende Veränderungen angestoßen. Könnt ihr uns zuerst vielleicht erklären, was digitale Barrierefreiheit eigentlich bedeutet?
00:01:06
Anna Peschke: Ja, das ist immer eine gute Frage. Was ist digitale Barrierefreiheit? Damit fange ich mal an. Also wir können den digitalen Raum der HSB, alles von Websites über Apps bis zu Dateien, sowie einen physischen Seminarraum auch so gestalten, dass er von allen möglichst gut genutzt werden kann, unabhängig davon, welche persönlichen Merkmale oder Behinderungen oder Umstände ich vielleicht habe. Und das versteht man unter digitaler Barrierefreiheit. Als Beispiel könnten wir diesen Podcast hier nehmen. Unser Interview ist zunächst eine Audioaufnahme. Wenn ich die aber nicht anhören kann, aus welchen Gründen auch immer, ist das eine Barriere. Und jetzt stellst du, Anja, diesen Podcast aber auch als Text bereit. Und das ist wirklich super, denn jetzt kann ich wählen, ob ich das Interview höre oder lese. Zum Beispiel kann ich es lesen, weil ich eine Hörbeeinträchtigung habe oder weil ich mir Inhalte einfach besser erlesen kann oder weil ich meine Kopfhörer vielleicht vergessen habe. Ja, und so kann man sich eben die verschiedenen Bereiche und Ecken des digitalen Raumes anschauen und gestalten immer mit der Frage: Was heißt hier digitale Barrierefreiheit und wie ist es gut für alle nutzbar? Jetzt hast du auch nach Supportstrukturen gefragt. Das ist eben keine Aufgabe für einzelne Personen und darum sind eben Supportstrukturen wichtig: Beratung, Infos, konkrete Unterstützungen. Und wir, Nora und ich, sind Teil des LehrePlus-Teams im ZLL und machen von dort aus Angebote für Lehrende.
00:02:32
Anja Kamp: Dankeschön, das war sehr eingängig. Vielen, vielen Dank dafür. Aber meine Frage wäre jetzt auch, wie erreicht ihr die Lehrenden mit diesen wichtigen Themen? Gibt es da zum Beispiel Workshops, um die Lehrenden der Hochschule Bremen auf das Thema digitale Barrierefreiheit zu sensibilisieren? Nora, ich glaube, du machst da auch ganz viel mit Workshops. Magst du die Frage beantworten?
00:02:52
Nora Albrecht: Ja, wir organisieren und geben Workshops, insbesondere gestalten wir im LehrePlus-Team das Programm für die Lehrenden an der HSB. Dafür arbeiten wir mit den Lehrenden und anderen Kolleg:innen zusammen und machen so bedarfsgerechte Angebote und setzen die auch um.
00:03:06
Anja Kamp: Verstehe, welche Beispiele für Workshopthemen resultieren daraus?
00:03:10
Nora Albrecht: Also wir machen seit dem Beginn des AddInno-Projekts einige Workshops und zwar machen wir immer zwei im Semester und freuen uns sehr darüber, dass die so gut angenommen werden. Wir haben immer ziemlich hohe Teilnehmerquoten. Wir haben Workshops zu den Themen gemacht "Studieren mit psychischer Erkrankung", "Erste Infos und Tipps für Lehrende". Das haben wir gemeinsam mit Inklusivstudieren von der Zentralen Studienberatung gemacht. Wir haben zum Beispiel einen Workshop zum Thema "So kommt Ihre Powerpoint Präsentation an" gemacht oder auch "Sechs Tipps für barrierearme Lehre". Im letzten Semester haben wir zum Beispiel auch was gemacht zum Nachteilsausgleich und barrierearme Prüfungen.
00:03:43
Anja Kamp: Welche Workshops funktionieren besonders gut?
00:03:45
Nora Albrecht: Da hatten Anna und ich kurz drüber geredet. Bei uns funktionieren alle voll gut.
00:03:48
Anja Kamp: Oh, wie schön.
00:03:50
Anna Peschke: Ja, hoffentlich.
00:03:52
Anja Kamp: Ja, das freut mich sehr zu hören. Ich könnte mir vorstellen, dass viele Kolleg:innen und auch Studierende auch individuelle Fragen rund um das Thema digitale Barrierefreiheit haben. Wie geht ihr mit diesen in Kommunikation und findet heraus, welchen Bedarf es genau gibt?
00:04:06
Anna Peschke: Ja, genau. Also diese konkreten Fragen sind ein ganz wichtiger Teil unserer Arbeit. Durch die breit gefächerte AddInno-Struktur und durch das ZLL sind wir mit vielen Kolleg:innen vernetzt und nah an den verschiedenen Arbeitsbereichen dran. Und entweder kommen dann Kolleg:innen auf uns zu: Sag mal, was heißt eigentlich digitale Barrierefreiheit bei meinem Teilprojekt? Kann ich da auf was achten? Oder wir bräuchten hierzu mal einen Workshop oder wir gehen auf Kolleg:innen zu, wenn uns was auffällt. Und dann überlegt man gemeinsam gut umsetzbare Lösungen. Aus der einen Zusammenarbeit ergibt sich dann die nächste und die Erfahrungen, die Praxisfragen fließen dann in unsere nächsten Angebote mit ein. Aus diesen Fragen haben wir zum Beispiel die Veranstaltungsreihe „Erste Infos und Tipps für Lehrende“ mit der ZSB entwickelt, von der Nora gerade erzählt hat. Und dann stellen wir uns natürlich in der HSB als Ansprechperson vor, zum Beispiel im HSB Newsletter oder sind bei Veranstaltungen dabei oder eben in unseren Workshops.
00:05:02
Anja Kamp: Also durch Rücksprache mit den Kolleg:innen findet ihr Themen, die die Kolleg:innen speziell auch betreffen oder die die Kolleg:innen speziell angehen möchten.
00:05:11
Anna Peschke: Genau. Und das ist eben ein Teil von AddInno auch, der so gut klappt, weil man in der Praxis dabei ist. Und es gibt mittlerweile auch viele Infoangebote zu digitaler Barrierefreiheit. Aber durch unsere Zusammenarbeit können wir die immer ganz gut in die Praxis übersetzen und gucken, was passt denn in diesem Kontext ganz genau oder was beschäftigt denn eigentlich die Kolleg:innen?
00:05:30
Anja Kamp: Wunderbar. Darüber hinaus habt ihr aber auch sehr viele allgemeine Informationen zur digitalen Barrierefreiheit erstellt, zum Beispiel den bedarfsbezogenen Content speziell für die Lehre an der HSB. Worum genau geht es hier und wie werden die Materialien den Kolleg:innen und Studierenden zugänglich gemacht?
00:05:48
Nora Albrecht: Genau. Ein wichtiger Teil von unserem Teilprojekt ist, dass wir uns viel auf Lehre beziehen, weil AddInno sich auf Lehre bezieht. Und es geht darum, dass wir Materialien zur Verfügung stellen, wie man barrierearme Lehrmaterialien erstellen kann, damit man das autonom erstellen kann und nicht nur von uns abhängig ist in der Erstellung. Dafür haben wir einen AULIS-Raum erstellt, der heißt „Digitale Lehre für alle“. Und da findet man Checklisten, man findet Tipps, leichte Umsetzungstipps oder auch verschiedene Supportangebote. Ein weiteres Angebot, was wir machen, ist, dass wir Infofolien zu Beginn des Semesters verschicken, wo es einmal darum geht, die Lehrenden für die Belange der Studierenden zu sensibilisieren und auf das Beratungsangebot der Hochschule hinzuweisen, damit Studierende, die Hilfe brauchen, auch die Hilfe bekommen, die sie benötigen. Eine andere Sache, die wir auch noch gemacht haben, ist, über dem Notizblock der Block vom LehrePlus-Team auf Themen aufmerksam zu machen. Wie zum Beispiel, wir haben einen Blogbeitrag zur barrierearme Prüfung geschrieben, wir haben eine Reihe gehabt zu All Inclusive, wo es darum geht zu sagen wer braucht überhaupt, wer hat den Bedarf an den Studierenden? Wieso machen wir barrierearme Dokumente? Und auch noch mal einfache Tipps, wie man barrierearme Dokumente erstellt. Den AULIS-Raum verlinken wir auch unten. Da können Sie jederzeit gerne darauf zugreifen. Und wir freuen uns immer, wenn mehr Leute dem Raum beitreten.
00:07:07
Anja Kamp: Sehr schön, vielen Dank dafür. Durch diese Dokumente wird also auch die Nachhaltigkeit sichergestellt. Wie unterstützt die Hochschule die Lehrenden bei der technischen Umsetzung von digitaler Barrierefreiheit. Ich denke da zum Beispiel an die Untertitelung von Audio oder von Videomaterial. Aus unserem Beispiel kann ich sagen, dass Anna mich zum Beispiel darin unterstützt hat, diesen Podcast überhaupt untertiteln zu können.
00:07:28
Anna Peschke: Ja, lass uns gerne das Beispiel Untertitelung nehmen und ein bisschen damit vielleicht auf die digitale Infrastruktur schauen. Also wir haben ja schon über den Bereich Sensibilisierung und Kommunikation gesprochen. Ich habe also ein Video für meine Lehre erstellt und weiß, dass ich Untertitel brauche. Jetzt müssen die Untertitel erstellt werden. Dafür beraten wir zu Software oder Webanwendungen, zur automatischen Untertitelung und wie man diese anwendet. Wenn wir die Kapazität haben, übernehmen wir auch gern die Untertitelung. Jetzt haben wir die Untertitel erstellt. Sie müssen jetzt zusätzlich zum Video oder hier zur Audiodatei hochgeladen werden, zum Beispiel auf der Website oder in der Lehre eher auf der Lernplattform AULIS. Mit den Kolleg:innen vom MMCC schauen wir dann…
00:08:11
Anja Kamp: MMCC, kannst du vielleicht ganz kurz sagen, was das ist? Ich könnte mir vorstellen, dass einige Hörer:innen das nicht wissen.
00:08:17
Anna Peschke: Gerne. Ja, das MMCC ist das Medienkompetenzzentrum in der HSB. Zusammen mit den Kolleg:innen schauen wir, dass die Untertitel dann gut hochgeladen und angezeigt werden können durch die entsprechenden Hintergrundeinstellungen. Und wenn es da mal Schwierigkeiten gibt, die wir nicht auf der HSB Ebene klären können, dann gibt es auf der Entwickler:innen Ebene von ILIAS, also dem AULIS System, eine tolle Gruppe zur Barrierefreiheit, mit der wir auch vernetzt sind.
00:08:43
Anja Kamp: Dankeschön, sehr schön. Das sind wirklich wichtige Themen, die früher vielleicht auch leider zu oft übersehen worden, obwohl so viele Menschen mit digitalen Barrieren kämpfen. Was gibt es für Beispiele an weiteren internen Zusammenarbeiten mit anderen Arbeitsgruppen vielleicht der Hochschule oder auch Beispiele mit externen Kooperationen?
00:09:01
Anna Peschke: Ja, wir haben schon unsere teaminternen Zusammenarbeiten genannt, also im AddInno-Projekt oder im Zentrum für Lehren und Lernen und die Zusammenarbeit auch mit der Zentralen Studienberatung, deren Beratungsstelle Inklusives Studieren und eine besonders wichtige Kooperation der HSB haben wir noch mit dem Institut für Digitale Teilhabe, dem IDT. Zum Beispiel haben wir da im letzten Jahr den Tag des Lehrens und Lernens barrierearm gestaltet. Viele erinnern sich da vielleicht noch an die Übersetzung in Deutsche Gebärdensprache. Und ja, außerhalb der Hochschule ist unsere Zusammenarbeit, wie gerade schon mal angesprochen, auch ganz wichtig. Wir arbeiten mit anderen Hochschulen zusammen, vor allem im Land Bremen. Wir sind ja alle mit ähnlichen Themen und Fragestellungen beschäftigt oder eben in Arbeitsgruppen. Ja, und wir können uns aber auch immer an den Landesbehindertenbeauftragten an die Stelle für digitale Barrierefreiheit mit Fragen wenden oder eben vor allem auch an Selbstvertretungsvereine. Und das möchte ich besonders hervorheben, dass die Zusammenarbeit, also der Austausch mit Expert:innen in eigener Sache für das Thema besonders wichtig ist. Da freuen wir uns auch sehr, dass gerade an der HSB sich eine Studierendenvertretung für Behinderte und Beeinträchtigte Studierende an der HSB gründet. Also ja, da passiert gerade viel.
00:10:17
Anja Kamp: Ja, spannend. Das ist wirklich sehr schön. Was sind eure Hoffnungen oder Visionen für die langfristige Zukunft der digitalen Barrierefreiheit im Hochschulkontext?
00:10:27
Nora Albrecht: Ich glaube, da ist gerade noch sehr viel Raum nach oben. Wir haben das gerade auch evaluiert und man sieht einfach, dass da viele Handlungsbedarfe noch offen sind. Und da wäre es sehr schön, wenn davon einige Handlungsbedarfe geschlossen werden, weil es auch viele gesetzlich verpflichtete Themen gerade gibt, wie das alle Dokumente auf der Website von öffentlichen Einrichtungen barrierefrei sein müssen. Das ist ein Schritt, den wir unbedingt noch gehen wollen. Wir wollen einen Schritt dahingehen, dass Lehrende sich selber weiterbilden können zum Thema digitale Barrierefreiheit und ein Selbstmodul zu dem Thema veröffentlichen. Wir wollen noch mal an den Aktionstagen mehr auf das Thema aufmerksam machen und mehr für die Themen sensibilisieren. Und am schönsten wäre natürlich, wenn die Teilhabe am Ende für alle möglich ist ohne Einschränkungen.
00:11:08
Anja Kamp: Das ist wirklich eine schöne Vision. Vielen Dank für das Gespräch an euch beide.
00:11:12
Nora Albrecht: Vielen Dank, dass wir hier sprechen durften.
00:11:14
Anna Peschke: Ganz vielen Dank.