Die Hochschule Bremen (HSB) gestaltet mit acht Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) eine Europäische Universität. Die Partner:innen haben ihre Standorte in den Niederlanden, Schweden, Frankreich, Spanien, Portugal, Tschechien, Polen und Albanien. Wie kann man in dieser europäischen Allianz gemeinsame, verbindende Campusräume schaffen? Eine internationale Studierendengruppe der School of Architecture der HSB und des Studiengangs Integriertes Design der Hochschule für Künste Bremen (HfK) haben dafür in ihrem Kooperationsprojekt „Interspace“ Ideen entwickelt. Beispiele sind ein Interkultureller Pavillon als Begegnungsort, ein mobiles Forschungslabor oder ein länderübergreifendes STARS EU-Festival.
In acht Projektgruppen präsentierten die 35 Studierenden der HSB-Öffentlichkeit und STARS EU-Projektpartner:innen Modelle, Zeichnungen, Installationen und künstlerische Positionen, die sich mit der Zukunft des Campus im Spannungsfeld von Raum, Struktur und europäischer Zusammenarbeit auseinandersetzen. Prämiert hat eine sechsköpfige Jury aus Mitgliedern der HSB, HfK Bremen sowie den Partnerhochschulen aus Teneriffa (Spanien) und Krakau (Polen) drei Projekte. Ein weiteres wurde besonders hervorgehoben. Die Veranstaltung fand hybrid an der Hochschule Bremen am 8. Juli 2025 statt. Im Folgenden werden die acht Ideen der Studierenden vorgestellt:
„UNI.KIT – out oft he box“ bietet in Gestalt eines Pavillons aus regionalem Holz Raum für persönlichen und interkulturellen Austausch und Veranstaltungsformate. Die Baumelemente für den Pavillon sollen samt Bauplänen, einem einheitlichen Corporate Design und digitalen Tools, wie Infoscreens, an jeden STARS EU-Standort verschickt und dort an einem geeigneten Ort aufgebaut werden. Der Pavillon bietet Sitzgelegenheiten, um zu verweilen und sich auszutauschen.
Projektgruppe: Derya Kuziak, Marlene Laurösch, Jalina Oetjen und Amon Osterkamp (alle HSB)
Mit ihrem Projekt „CLA!M THE CAMPUS – Just do it“ wollen die Studierenden ungenutzte Räume auf dem jeweiligen Campus von STARS EU aktivieren und ihr Potenzial freilegen. „Anstatt neue Gebäude zu entwerfen, bauen wir auf dem Vorhandenen auf und schaffen einladende Orte zum Verweilen“, erläutern sie. An der HSB haben die Studierenden im Sommersemester am Campus Neustadtswall den Vorplatz vor der Mensa und die Dachterrasse auf dem weißen AB-Gebäude temporär mit Tischen, Stühlen und Tischtennisplatten bespielt. Das Mobiliar aus Holz haben sie zuvor entworfen und konzipiert. Der Grundgedanke: Die Möbel sind leicht auf- und abbaubar. In einem handlichen Rollwagen können die Möbelelemente leicht transportiert werden. Die digitalen Tools bieten die Möglichkeit für einen hybriden Austausch mit allen anderen Partnerhochschulen.
Projektgruppe: Pia Burghardt, Nora Constantin, Hannes Mehrtens, Lennart Mönnekes, Johanna Nolte, Alessa Padberg, Julia Redmann & Fiona Sanneh (alle HSB)
Ein großer, sichtbarer interaktiver Screen auf jedem STARS EU-Campus, auf dem helle und dunkle Farbelemente zu sehen sind - das ist das Herzstück des Projekts „CAMPUS AURA – the sense of campus“. Das digitale Kunstwerk soll die aktuelle Stimmung von Studierenden und Mitarbeitenden wiedergeben: helle Farben stehen für positive Emotionen, dunkel für negative. Die Informationen dafür geben die Hochschulangehörigen über Umfragen ein, die regelmäßig an den Standorten durchgeführt werden. „Wir wollen damit die oft unsichtbare Atmosphäre des Campuslebens in einer visuellen Erfahrung sichtbar machen“, erläutern die Studierenden. „CAMPUS AURA“ soll eine neue Möglichkeit bieten, die Identität des Campus zu gestalten, zu hinterfragen und zu visualisieren – und damit einen Impuls für neue Gespräche und Erkenntnisse geben.
Projektgruppe: Jonas Bultmann, Hannah Christoffers, Jana zum Felde (alle HSB) und Erasmusstudent Federico Pazzaglia (University of Ferrara, Italien)
Keine Platzierung, aber besonders von der Jury gelobt wurde das Projekt „STARS of Europe FESTIVAL“: „Wir sehen in unserem Projekt eine visionäre Kulturinitiative der STARS EU-Allianz, welche die neun Universitäten in ganz Europa zu einer zehnjährigen Reise des Austauschs und der Zusammenarbeit zusammenführt“, erläutern die Studierenden. Jedes Jahr soll eine Hochschule Gastgeberin des Festivals sein – mit Live-Veranstaltungen, von Studierenden organisierten Ständen und digitalen Vorzeigeprojekten. Die Kernidee besteht darin, kulturelle Identitäten zu feiern, studentische Innovationen zu fördern und den Dialog über jährlich wechselnde Themen wie Nachhaltigkeit, Inklusion oder digitale Transformation zu unterstützen. Das Konzept verbindet physische und virtuelle Formate und ermöglicht so eine breite Beteiligung und ein grenzüberschreitendes Engagement. In seinem zehnten Jahr sollen alle Partner:innen in Brüssel zu einem großen Finale zusammenkommen.
Projektgruppe: Alina Tschernova und Justine Kremming (beide HSB) und den HSB-Erasmusstudierenden Martina Rubbini (Università di Ferrara, Italien) sowie Raquel de Carvalho Frade (Universidade Federal da Paraíba, Brasilien)
Zentrales Element des Projekts sind farbige, multifunktionale Würfel – Cubes. Sie dienen an jedem STARS EU-Standort als Sitzmöbel, Tische oder Spieloberflächen und können je nach Bedarf der jeweiligen Partnerhochschule frei genutzt und angeordnet werden. Eine sogenannte „Storage.Unit“ dient als Aufbewahrung für die Cubes. Eine integrierte Linking Wall – also ein transparentes LED-Panel – teilt in Echtzeit visuelle Eindrücke zwischen den europäischen Hochschulstandorten.
Projektgruppe: Vivienne Gerlach, Semanur Gezer, Rim Ramadan und Janine Sibbing (alle HSB)
Mit „RETHINK CAMPUS – shaped by students, shared by all" (von Studierenden gestaltet, von allen geteilt) haben die Studierenden die Idee für ein neues Lehr- und Lernprogramm entwickelt, das den Campus in ein Reallabor verwandeln soll. Studierende aus unterschiedlichen Fachrichtungen gestalten ihren Lernraum von Anfang an praxisnah und interdisziplinär mit. Im Fokus steht ein fünfjähriger, interaktiver Prozess, der von Lehrenden, der Stadt und von Praxispartner:innen begleitet werden soll. Ein realer Ort, namens „Baubude“ dient als Treffpunkt für Koordination, Austausch und gemeinsames Arbeiten – und bleibt auch über die Projektlaufzeit hinaus bestehen: als offenes Studio, in dem zukünftige Projektzyklen weiterentwickelt werden können. Dieses Lernmodell soll den STARS EU-Hochschulen eine neue Perspektive eröffnen, um lernen zukunftsorientiert und nachhaltig neu zu denken.
Projektgruppe: Sherin Issa, Celine Penniggers, Finja Ruschmeyer (alle HSB) sowie Katerin Jaramillo Motoche (Universidad Rey Juan Carlos I, Madrid) und Guillermo Ruiz Benítez de Lugo Pérez (Universidad de La Laguna, Teneriffa)
Die Projektgruppe hat ein STARS EU-Multitool konzipiert, um Menschen zu vernetzen und teilhaben zu lassen. Das Multitool versteht sich als ein interdisziplinäres Seminar, organisiert von den neun STARS EU-Hochschulen. Ziel ist es, den interkulturellen Austausch zu fördern und regionale Themen europaweit sichtbar zu machen. Pro Semester soll ein für die Region typisches Thema mit Potenzial zur Weiterentwicklung gewählt, konzipiert und als Seminar in eine speziell für STARS EU konzipierte App eingepflegt werden. „In Bremen könnte das Thema zum Beispiel Kaffee sein - mit seiner Geschichte und den aktuell immer noch vielen Röstereien“, erläutern sie. Über die App lassen sich alle relevanten Informationen zu den STARS EU-Standorten und deren aktuelle Projekte abrufen.
Projektgruppe: Julia Tecklenborg, Gabriel Wirthwein und Ruby Zakrzewska (alle HSB)
Die Studierenden haben mit ihrem „Real.Space.Lab“ ein mobiles, modulares Forschungslabor entwickelt, das von allen STARS EU-Partner:innen für die Wissenschaft genutzt werden kann. Es dient als Ort für interdisziplinären Austausch zwischen europäischen Hochschulen und lokalen Akteur:innen. Die Struktur basiert auf einem leichten Karbonrahmen, hydraulischen Teleskopstützen und ETFE-Folie, die sowohl Isolierung als auch Tageslichteinfall ermöglicht. Das Modul ist transportabel, vor Ort erweiterbar und an verschiedene lokale Gegebenheiten anpassbar. Im Mittelpunkt des Projekts steht ortsspezifisches, experimentelles Lernen. Das „Real Space Lab“ soll jeweils temporär an wechselnden Standorten aufgebaut werden und ein mobiles Umfeld schaffen, das Wissen, Gemeinschaft und Innovation miteinander verbindet.
Projektgruppe: Tim Josephi, Pauline Stey, Luca Weers (alle HSB) sowie Finn Herzog und Emil Ackmann (beide HfK Bremen)
„Mit dem Semesterende ist `Interspace – Ou(te)r Campus` nicht abgeschlossen“, sagt HSB-Professorin Ulrike Mansfeld von der School of Architecture. „Im Gegenteil: Die bisherigen Erfahrungen bilden den Ausgangspunkt für die nächste Projektphase auf europäischer Ebene. Gemeinsam mit allen neun STARS EU-Partnerhochschulen wollen wir das Format 2026 international öffnen.“
Ziel ist es, die Impulse aus dem laufenden Semester aufzugreifen, weiterzudenken – und in längerfristige, auch institutionell verankerte Entwicklungen zu überführen.
So entsteht ein europäischer Raum, der den Anforderungen der Studierenden gerecht werden kann und in dem Ideen wachsen können – über disziplinäre und geografische Grenzen hinweg – der Co-Creation-Campus.
Folgende Personen waren in dem Projekt im Sommersemester involviert und haben sich mit viel Engagegement in die Organisation eingebracht. Ein großer Dank geht an:
Prof. Ulrike Mansfeld
Entwerfen, Darstellung und Gestaltung
+49 421 5905 2303
E-Mail
Prof. Maria Petra Clarke
Baukonstruktion
+49 421 5905 2767
E-Mail
Prof. Dr.-Ing. Claudia Kromrei
Architekturtheorie und Baugeschichte
+49 421 5905 2259
E-Mail