Das haben wir gefragt und spannende Geschichten aufgenommen. Alumni aus Bremen, Deutschland und der ganzen Welt und unterschiedlichen Studiengängen sowie ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erzählen über ihre Erlebnisse.
Hören und beurteilen Sie gerne selber!
Dr. Ilka Strubelt promovierte über Vegetationsdynamiken in Eichenwäldern und ist jetzt Geschäftsführerin bei der Naturschutzstiftung Friesland-Wittmund-Wilhelmshaven.
Im Gespräch verrät sie uns, was die Aufgaben einer Naturschutzstiftung sind und wie viel Spaß es macht Naturschutz direkt ausführen zu können. Außerdem spricht sie über ihr Studium und ihre Lehrtätigkeit bei ISTAB und erklärt wie wichtig und zeitgemäß die Artenkenntnis sowie das Verständnis von Ökosystemen sind.
Im Gespräch mit Dr. Anja Kamp
Veröffentlicht am 11.07.2024
00:00:08
Anja Kamp: Moin und herzlich Willkommen beim Alumni Podcast der Hochschule Bremen! Schön, dass ihr da seid! Mein Name ist Anja Kamp und ich freue mich sehr, heute Dr. Ilka Strubelt begrüßen zu dürfen.
00:00:29
Ilka Strubel: Hallo Anja, vielen Dank. Ich freue mich auch, dass ich hier bin.
00:00:31
Anja Kamp: Ja und ich erst.
00:00:34
Anja Kamp: Ilka du hast 2013 im internationalen Studiengang für Technische und Angewandte Biologie, das ist der ISTAB Studiengang, deinen Master gemacht und danach sogar noch sechs Jahre lang als wissenschaftliche Mitarbeiterin im ISTAB Studiengang gearbeitet und in Kooperation mit der Universität Bremen zeitgleich auch deine Promotion über Vegetationsdynamiken in Eichenwäldern erfolgreich abgeschlossen. Seit Februar 2019, also jetzt seit gut fünf Jahren schon, bist du Geschäftsführerin bei der Naturschutzstiftung Friesland-Wittmund-Wilhelmshaven. Das ist ja schon mal eine richtig schöne Vita, die neugierig macht. Aber besonders neugierig bin ich erstmal darauf, welches sind überhaupt die Hauptaufgaben einer Naturschutzstiftung?
00:01:18
Ilka Strubel: Ja, es verrät der Name ja schon so ein bisschen. Wir sind eine Naturschutzstiftung, das heißt, wir machen Naturschutz, und wir bei uns in der Stiftung haben drei Säulen. Das eine ist das Thema Management von Kompensationsflächen, dass heißt, wir haben selber 180 Hektar eigene Flächen und auf diesen Flächen haben wir Aufwertungsmaßnahmen durchgeführt oder machen das auch noch. Und es läuft in der Regel so, dass Leute, die kompensationspflichtig sind, also zum Beispiel eine Straße gebaut haben oder eine Firma Natur zerstört hat und dann anderswo Natur wieder aufwerten müssen. Das wollen die in der Regeln nicht selber machen, und da sind wir dann eine Partnerin zum Beispiel. Das ist eine Kernaufgabe. Dann machen wir für unsere Stifter, also die Landkreise Friesland, Wittmund und die Stadt Wilhelmshaven, Förderung der biologischen Vielfalt mit ganz verschiedenen Maßnahmen und eine andere wichtige Säule, die wir jetzt seit anderthalb Jahren machen, ist die Betreuung von Natura 2000 Gebieten.
00:02:14
Anja Kamp: Okay, also ganz viele verschiedene Aufgaben. Was macht dir daran am meisten Spaß oder woran hängt dein Herz am meisten?
00:02:20
Ilka Strubel: Ich glaub am meisten Spaß macht mir, dass ich wirklich Naturschutz machen kann. Also dass ich Naturschutzmaßnahmen planen kann, umsetzen kann und eben auch die Entwicklung oder nachher sozusagen die Evaluierung dieser Maßnahmen machen kann, also sehen kann, was haben wir umgesetzt. Und was mir speziell an diesem Job auch besonders viel Spaß macht, ist, dass ich mit sehr vielen Leuten zusammenarbeiten kann, denen es genauso um die Sache geht. Ich glaube, das sind so spontan die Sachen, die mir am meisten Spaß machen.
00:02:46
Anja Kamp: Was ist denn das Fallbeispiel, was du am liebsten mit uns teilen würdest?
00:02:50
Ilka Strubel: Ja, was ich am liebsten teilen würde, da gibt es so viele. Aber eins, was vielleicht sich ganz gut anbietet, ist das eine EU-Projekt, was wir letztes Jahr abgeschlossen haben. Das ist das Projekt "Schaufenster Biodiversität". Da haben wir EU-Mittel aus der Richtlinie Landschaftswerte bekommen, und das ist deshalb so schön, weil das eben ein sehr vielfältiges Projekt ist. Also, da haben wir Maßnahmen durchgeführt, von Anlage von Kleingewässern über - wir haben ein altes Gebäude, umgebaut als Winterquartier für Fledermäuse, mit einer Monitoring Technik ausgestattet oder eben auch artenarme Grünlandflächen aufgewertet. Und ja, jetzt kann man zum Beispiel auf einer vorher artenarmen Fläche im Stadtpark Wilhelmshaven eine Kuckuckslichtnelke sehen.
00:03:29
Anja Kamp: Cool!
00:03:30
Ilka Strubel: Das ist zum Beispiel ganz schön!
00:03:31
Anja Kamp: Und die Fledermäuse fühlen sich auch richtig wohl?
00:03:33
Ilka Strubel: Die fühlen sich wohl, und das Coole ist, wir haben so eine Fotofalle. Das heißt, jedes mal, wenn eine Fledermaus reinfliegt, wird ein Foto gemacht, und wir sehen genau, welche Fledermäuse wann wie reinfliegen.
00:03:43
Anja Kamp: Und wie groß ist die Fledermaus Kolonie?
00:03:45
Ilka Strubel: Die sind ja im Winter da. Also wir waren eher tatsächlich überrascht, weil das Gebäude wurde erst vor dem letzten Winter fertig gestellt, und wir haben nicht gedacht, dass im ersten Winter überhaupt schon was reingeht, weil ja, man muss ja erst mal gucken, ob die Bedingungen passen. Ist das frostfrei genug und passt das mit der Feuchtigkeit und so weiter? Und wir hatten, ich weiß gar nicht mehr, am Ende, glaube ich, sechs Langohren in dem Quartier.
00:04:07
Anja Kamp: Also Langohren sind ..?
00:04:08
Ilka Strubel: Langohren ist eine Fledermausart, die hatten wir da drin. Und das war für uns sehr erfreulich, weil wir nicht gedacht hätten, dass das so frisch nach Umsetzung der Baumaßnahme überhaupt angenommen wird, und jetzt sind wir ganz gespannt, was jetzt bei der Auswertung herauskommt.
00:04:22
Anja Kamp: Spannend! Welche Kenntnisse und Erfahrungen und Inhalte aus dem ISTAB Studiengang haben dich denn auf diese super umfangreiche Aufgabe vorbereitet? Was spielte da eine besonders wichtige Rolle?
00:04:33
Ilka Strubel: Also, ich glaube, für mich war am ISTAB Studium eine Sache, die sehr wichtig war, der große Praxisbezug, also dass es immer wieder um wirklich praktischen Naturschutz ging und eben auch Themen wie Umweltrecht eine Rolle gespielt haben und wir im Studium eben auch die Möglichkeit hatten, schon verschiedene wirklich Projekte kennenzulernen, Institutionen kennenzulernen, Menschen kennenzulernen, so das ist so das eine. Generell am Studium und was für mich auch eine große Rolle gespielt hat oder was generell eine große Rolle spielt, ist wer lehrt was und wie.
00:05:03
Anja Kamp: Wer war dann "dein" Lehrer bei ISTAB?
00:05:06
Ilka Strubel: Das war ja natürlich eigentlich nicht nur einer, aber es war halt vor allem Dietmar Zacharias.
00:05:10
Anja Kamp: Also, Dietmar Zacharias ist unser Professor für angewandte Botanik.
00:05:14
Ilka Strubel: Genau. Ja, und was mir eben an Dietmars Lehre auch so gut gefallen hat, ist, dass es da eben um die Systeme, um die Ökosysteme ging und das wirklich so ein umfangreiches Bild von Ökologie vermittelt wurde und ich glaube, das ist auch so, wie ich Ökologie sehe oder Naturschutz sehe, und da habe ich sehr viel daraus mitgenommen.
00:05:33
Anja Kamp: Dann warst du bestimmt auch oft mit Dietmar im Wald. Wie war das denn so?
00:05:36
Ilka Strubel: Hm ja, wir waren tatsächlich das eine oder andere mal im Wald. Er hat ja auch meine Doktorarbeit betreut und da hat sich das schon mal ergeben, dass wir zusammen Vegetationsaufnahmen machen konnten oder einfach so durch die Wälder gelaufen sind. Und ja, das war immer sehr, sehr spannend, weil Dietmar eben einfach ganz viele Erfahrungen auch mit Wäldern schon hatte und selber auch zu dem Thema promoviert hat und wir uns da immer sehr, sehr gut austauschen konnten und ich da sehr viel wissen auch abgreifen könnte, sozusagen.
00:06:02
Anja Kamp: Und das hat dir so diesen tiefen Einblick in die Waldökologie gegeben, dieses tiefe Verständnis, das ganzheitliche Verständnis.
00:06:09
Ilka Strubel: Ja, das in Kombi mit… ich habe ja in Kooperation mit der Universität Bremen promoviert, und so eine Promotion heute ist ja auch ein bisschen anders als eine Promotion früher. Also auch statistische Methoden und Veröffentlichungen und so spielen da eine große Rolle. Und ich glaube, so diese Kombi von diesem wirklich sehr umfangreichen Wissen, was Dietmar einfach so über die Wälder hat, in Verbindung mit der Statistik, die ich dann für meine Veröffentlichung benutzt habe, ich glaube, das war immer eine sehr, sehr gute Kombination.
00:06:37
Anja Kamp: So, das mit der Statistik hast du dann auch später so ein bisschen in den ISTAB Studiengang eingeführt, als du da als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet hast. Ist das richtig?
00:06:45
Ilka Strubel: Ich wurde irgendwann gefragt, ob ich den Statistik-Kurs machen will, und ich dachte, ehm ja, und dann habe ich es gemacht.
00:06:54
Anja Kamp: Also, er läuft jetzt immer noch, also, da hast du auch was Innovatives in den Studiengang gebracht.
00:06:59
Ilka Strubel: Den gab es ja auch schon vor mir.
00:07:00
Anja Kamp: Ach so! Jetzt hättest du etwas anderes sagen können.
00:07:04
Ilka Strubel: Nein, den gab es schon vor mir. Ich würde nur gefragt, ob ich den übernehme, und hab den dann übernommen. Das ist ja so ein bisschen die Herausforderung, weil der Kurs ist ja für die Umweltbiolog:innen und die Industriebiolog:innen, und die brauchen ja ganz unterschiedliche Dinge, und da irgendwie so diesen Spagat hinzubekommen, dass alle da was rausziehen können. Ich glaube, das war immer so die Challenge in diesem Kurs.
00:07:25
Anja Kamp: Ja, ich glaube, wir müssen noch mal eben kurz sagen, also der ISTAB Studiengang wird ab dem späten Bachelor so ein bisschen zweigeteilt, das heißt, die eine Hälfte der Studierenden entscheidet sich für Umweltbiologie und die andere für Industriebiologie. Aber das ist eben halt ein übergreifender Kurs gewesen.
00:07:43
Anja Kamp: Ilka hast du denn außer Statistik noch etwas unterrichtet?
00:07:45
Ilka Strubel: Ja, ich habe ein paar andere Sachen unterrichtet, zum Beispiel auch praktischer Naturschutz im siebten Semester Bachelor oder eben auch im Master den Kurs terrestrische Ökosysteme. Den habe ich ein paar Mal gemacht. Und den habe ich tatsächlich auch vor zwei Jahren gemacht und zwar mit Dietmar Zacharias zusammen, weil vor zwei Jahren war nämlich sozusagen zehnjähriges Jubiläum zu den Aufnahmen, die ich damals für meine Masterarbeit gemacht habe, im Haseder Busch im Auenwald bei Hildesheim.
00:08:13
Anja Kamp: Also die Fotoaufnahmen?
00:08:14
Ilka Strubel: Ne Vegetationsaufnahmen. Genau, und da haben Dietmar und ich uns überlegt, dass das eigentlich ein schöner Anlass ist, den Kurs terrestrischen Ökosystem mit den ganzen Master Studierenden damit hinzunehmen. Da haben wir uns eine Woche in Hildesheim eingemietet und eine Woche lang im Wald verbracht und haben die Vegetationsaufnahmen nochmal aufgenommen.
00:08:31
Anja Kamp: Cool!
00:08:33
Ilka Strubel: Ja, das war auch sehr cool!
00:08:34
Anja Kamp: Und wie viele Studierende waren dabei?
00:08:36
Ilka Strubel: Oh, das weiß ich nicht mehr, so zehn, ein bisschen mehr als zehn oder so.
00:08:40
Anja Kamp: Also zehn Umweltbiolog:innen im Masterstudiengang, das ist ja ein richtig, richtig guter Unterricht gewesen.
00:08:46
Ilka Strubel: Das war richtig cool. Wir waren dann wirklich von morgens bis abends im Wald und haben versucht, die alten Flächen wiederzufinden und haben genau auf der gleichen Stelle dann genau die gleichen Untersuchungen wieder gemacht und haben das dann so ein bisschen ausgewertet und so ein bisschen beispielhaft auch Statistik damit gemacht, und so, das war sehr cool!
00:09:06
Anja Kamp: Was hat dir denn noch besonders gut gefallen? Am Studium selber und auch an den ersten Jahren, als du als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei ISTAB gearbeitet hast?
00:09:14
Ilka Strubel: Ja, mir hat einfach die Philosophie von ISTAB sehr gut gefallen, also dass es immer wieder um die Sache ging und dass es eben nicht um irgendwelche theoretischen Diskussionen ging, sondern das es so ein Miteinander für den Naturschutz, für die Sache, war. Das ist, glaube ich, was mir so spontan als erstes einfällt, und eben auch die Zusammenarbeit im Team.
00:09:36
Anja Kamp: Ja, es gibt ja auch viele Zusammenarbeiten mit anderen Naturschutzverbänden, oder?
00:09:40
Ilka Strubel: Ja, genau das ist das, was ich eben gesagt habe, dass man auch im Studium da schon die Möglichkeit hatte, verschiedene Organisationen, Institutionen kennenzulernen, was einem auch so für die eigene Berufswahl sehr weiterhilft, dass man schon mal so Einblicke bekommen hat, Menschen kennengelernt hat, Kontakte knüpfen konnte. Wir haben uns zum Beispiel auch mit einer unteren Naturschutzbehörde getroffen und eben verschiedene, ja wirklich Fallbeispiele im Gelände angeguckt, und ich glaube, das ist was, was total viel wert ist.
00:10:09
Anja Kamp: Und wie und wann bist du auf diese Stelle aufmerksam geworden, die du jetzt hast?
00:10:13
Ilka Strubel: Ja, es war eigentlich ein bisschen verrückt. Eigentlich war ich schon halb im Flugzeug nach Peru und hatte eigentlich jetzt gar nicht mehr große Kapazitäten, mich um sowas zu kümmern, aber irgendwie, ich glaube, die kam damals sogar über Hennings Stellenverteiler.
00:10:29
Anja Kamp: Also Henning ist auch Mitarbeiter bei ISTAB. Und du bist eigentlich in den Urlaub geflogen.
00:10:30
Ilka Strubel: Genau, und dann kam diese E Mail, und ich habe gedacht: Ach, klingt ja eigentlich ganz spannend, Geschäftsführung von der Naturschutzstiftung und keine Ahnung, was die eigentlich macht. Aber ja, und irgendwie habe ich dann noch schnell, bevor ich geflogen bin, diese Bewerbung abgeschickt und ohne überhaupt zu wissen, was mich erwartet. Also, das war mehr so spontan.
00:10:47
Anja Kamp: Und dann hat es geklappt!
00:10:59
Ilka Strubel: Dann hat es geklappt, hätte ich auch gar nicht so erwartet, weil ich ja eigentlich dafür gar nicht so viel mitgebracht habe. Aber irgendwie hat das, glaube ich, zwischen diesen acht Leuten, die da in der Auswahlkommission saßen, und mir irgendwie dann gepasst.
00:11:01
Anja Kamp: Mhm, und wie war das dann? Also dann hast du die Stelle bekommen, und dann hast du da angefangen. Und wie war denn dein erster Tag in der Naturschutzstiftung?
00:12:21
Ilka Strubel: Ja, das war der Valentinstag 2019, das weiß ich noch. Also die Naturschutzstiftung, da muss man vielleicht dazu sagen, die wurde vorher sozusagen nebenamtlich geführt, hatte keine eigene Geschäftsstelle, sondern ist aus den Räumlichkeiten der Kreisverwaltung herausgeführt worden. So und vor meiner Zeit hat man sich dann überlegt, wie soll es jetzt weitergehen mit der Stiftung? Entweder wir professionalisieren das jetzt, wir lagern die aus, sie kriegen ein eigenes Gebäude und hauptamtliches Personal, oder wir müssen sie abwickeln. So, und dann war eben die Entscheidung: gut, wir machen das jetzt. Dann haben sie mich eingestellt. Das heißt, ich bin da hingekommen. Ich saß erstmal auf dem Azubi-Rechner in der Kreisverwaltung, hatte keine E-Mail-Adresse, hatte kein Büro, hatte kein Telefon, hatte kein gar nichts und hab gedacht, okay, was erwartet mich hier? Das war erstmal ja ... und 3 Millionen Ordner, 3 Millionen Ordner, also richtig schön Behörde! Ja, ich glaube, als ich diesen Job angetreten habe, da saß ich da, so zu sagen, als halbe Geschäftsführerin einer Naturschutzstiftung, und da war dann für mich relativ schnell klar, ich muss es irgendwie schaffen, Geld zu finden um Personal einstellen zu können, um ein Team aufzubauen, damit das Ganze für mich eine echte Perspektive hat und das habe ich zum Glück geschafft. Insofern bin ich da geblieben und hab ein sehr cooles Team aufbauen können.
00:12:22
Anja Kamp: Okay, und dann hast du dich durchgebissen.
00:12:25
Ilka Strubel: Ja, hab ich.
00:12:28
Anja Kamp: Und nachdem du dich durchgebissen hast, was würdest du sagen: Inwieweit entspricht deine jetzige Position den ursprünglichen Erwartungen an das Berufsleben oder überhaupt an diesem Job?
00:12:39
Ilka Strubel: Also ich glaube, dass ich gar nicht so konkrete Erwartungen an mein Berufsleben hatte. Eine Erwartung, die ich vielleicht oder auch ein Wunsch, den ich immer so hatte, ist, dass ich relativ frei und selbstbestimmt arbeiten möchte, und das kann ich in diesem Job, ja, das kann ich. Und was mir immer auch wichtig war oder was eine Erwartung war, dass ich wirklich im Naturschutz was umsetzen kann, so, und das habe ich jetzt auch. Insofern, die wenigen Erwartungen, die ich hatte, die sind sozusagen mit diesem Job schon erfüllt. Und ansonsten ist es vielleicht so, dass man ich glaube, den Job der Geschäftsführerin sich vorzustellen, das ist zumindest mir vorher nicht gelungen. Ich wusste nicht, was einen da alles erwartet. Also es geht ja von Kommunikation mit ganz verschiedenen Akteuren politischer Arbeit, Buchhaltung, Finanzplanung, Personalplanung, also Sachen, die man als Biologin jetzt nicht so klassischerweise macht. Insofern hatte ich da nicht so konkrete Erwartungen und hab mich da eher ein bisschen überraschen lassen.
00:13:34
Anja Kamp: Ja, Kommunikation mit den Behörden, das konntest du dir ja wahrscheinlich ungefähr vorstellen, dass man das machen muss. Was war denn das unerwartetste? Oder auch? Ja, vielleicht darf ich sogar fragen, was dir am wenigsten Spaß macht?
00:13:46
Ilka Strubel: Also vielleicht erstmal, was das unerwarteste war, muss ich mal eben so drüber nachdenken. Also, vielleicht habe ich nicht erwartet, dass so viel politische Arbeit Teil des Jobs ist und so viel auch, ja, das Lernen der politischen Kommunikation, das ist ja auch so eine Welt für sich. Und was mir am wenigsten Spaß macht. Ich glaube, das ist dieser ganze, das darf man nicht sagen als Geschäftsführung, aber dieser ganze Buchhaltungskram, muss ich machen, muss ich irgendwie, die Verantwortung zu übernehmen, aber geil finde ich das nicht immer.
00:14:25
Anja Kamp: Mhm okay, das kann ich aber irgendwie schon verstehen. Also, du hast es ja schon fast beantwortet. Was sind die Softskills die bei der Bewältigung deines Berufsalltags die größte Rolle spielen? Das ist die Kommunikation mit Politikern, das hast du schon verraten. Aber gibt es auch noch was anderes? Geduld kann ich mir zum Beispiel vorstellen.
00:14:45
Ilka Strubel: Also mir fällt als allererstes Durchhaltevermögen ein, weil es gab immer wieder Phasen, und die gibt es sicherlich in jedem Job, wo man einfach auch eine Arbeit machen muss, auf die man gerade echt einfach überhaupt gar keine Lust hat, so und diese Phasen dann zu überstehen glaube, dafür braucht man einfach ziemlich viel Durchhaltevermögen. Und was mir immer total viel hilft, ist, so die Zuversicht nicht zu verlieren, dass, wenn man mal vor so einem riesigen Berg steht, und vor dem steht man regelmäßig, dass man einfach weiß, irgendwann ist auch dieser Berg geschafft und es wird besser. Und dabei glaube ich was auch total wichtig ist, ist das Vertrauen oder der glaube an sich selbst, dass man das schon irgendwie schaffen wird.
00:15:18
Anja Kamp: Mhm, und das Vertrauen, das steigt dann ja auch mit den Jahren, oder?
00:15:21
Ilka Strubel: Idealerweise ja.
00:15:24
Anja Kamp: Oder was würdest du denken, hast du das Vertrauen auch im Studium gelernt, oder ist das einfach etwas was schon früher angelegt war?
00:15:32
Ilka Strubel: Ich glaube, das ist schon früher angelegt, aber das verfestigt sich natürlich mit jeder weiteren Erfahrung, die man macht, wo man merkt, ah krass, habe nicht gedacht, dass ich das schaffe, und ich schaff es oder ich habe es geschafft.
00:15:44
Anja Kamp: Ja cool.
00:15:48
Anja Kamp: Ilka was würdest du denn sagen, welche Kompetenzen die jetzigen Studierenden haben sollten und erwerben sollten, um auch zukünftig marktfähig zu sein? Also, wir haben ja den Klimawandel, und wir haben ganz viele Veränderungen. Was glaubst du, was man einfach können muss in der nahen Zukunft? Was sind das für Kompetenzen?
00:16:11
Ilka Strubel: Ich glaube, um im praktischen Naturschutz zu arbeiten, ist das gar nicht so kompliziert zu beantworten. Das sind vor allem die Themen Artenkenntnis und Verständnis von Ökosystemen, also dass man sich mit dem Thema Ökologie wirklich auseinandersetzt und wirklich sich eine Artenkenntnis aneignet, weil das sind letztendlich die Leute, die dann in der Fläche die Maßnahmen planen können, beurteilen können, umsetzen können, und das war in der Vergangenheit so, das ist jetzt so, und das wird sicherlich in der Zukunft eine mindestens so große Rolle spielen. Und das merkt man eben jetzt schon, dass es immer weniger Leute gibt, die genau das mitbringen. Insofern kann ich allen Leuten, die da im praktischen Naturschutz wirklich später arbeiten wollen, das nur sehr ans Herz legen, sich auch mit diesen Themen sehr auseinanderzusetzen, weil das ist aktuell eine Jobgarantie, tatsächlich, wenn man das mitbringt.
00:16:55
Anja Kamp: Und das würdest du auch sagen, obwohl es zum Beispiel jetzt noch Drohnen gibt, den man einsetzen könnte?
00:17:03
Ilka Strubel: Würde ich, weil das eine das andere nicht ersetzen kann. Das kann man zusätzlich als Hilfsmittel nutzen, und das erleichtert einem an der einen oder anderen Stelle sicherlich auch die Arbeit, aber aus meiner Sicht lässt sich das, was Menschen mitbringen an Artenkenntnis und ökologischen Verständnis, nicht dadurch ersetzen. Noch nicht vielleicht, aber aktuell nicht so.
00:17:23
Anja Kamp: Ja, das ist doch eigentlich schön. Also es ist ja auch einfach so, dass es ein Gebiet in der Biologie ist, was wieder sehr gefragt ist, was vielleicht zwischendurch gar nicht so gefragt war.
00:17:32
Ilka Strubel: Voll, als ich angefangen habe, Biologie zu studieren, da war überhaupt nicht klar, ob man überhaupt einen Job bekommt oder ob man am Ende Taxi fährt oder so. Das war ja damals so, was du sicherlich auch noch kennen, und jetzt ist es total anders. Jetzt freut man sich, wenn man gute Bewerbungen erhält, und insofern ist das, glaube ich, nicht das dümmste, das zu studieren. Damals war es vielleicht so, aus wirtschaftlicher Sicht eine der dümmsten Sachen, aber heute ist es, glaube ich, sogar klug, das zu tun.
00:17:56
Anja Kamp: Also gerade Umweltbiologie und offen sein und einen Blick für das ganze Ökosystem haben und nicht nur Pflanzen oder nur Fledermäuse oder nur Käfer.
00:18:06
Ilka Strubel: Ja, also auch, aber ich glaube, so die Kombi ist es. Klar, wenn man sich mit einer Artengruppe sehr gut auskennt, das ist total wichtig und total gut. Aber ich glaube, wichtig ist eben auch, dass man trotzdem in der Lage ist, das ganze System zu betrachten, weil das System besteht nicht nur aus einer Artengruppe oder aus einer Art, ne. Es ist viel auch Erfahrung. Also, wenn man das erste Mal in einen Wald geht, ist der Blick ein ganz anderer, als wenn man das zum hundertsten Mal macht und 100 verschiedene Wälder schon gesehen hat und sich auch mal so ein bisschen Zeit genommen hat, sich damit auseinandergesetzt hat und eine Untersuchung gemacht hat, sich mal den Boden angeschaut hat oder die Artenzusammensetzung. Also, ich glaube, das ist auch was da viel mit reinspielt.
00:18:43
Anja Kamp: Also, in der Nähe von Bremen gibt es ja den Hasbruch. Das ist ja ein Naturwald, und im Vorgespräch hast du gesagt, dass du da auch ganz gerne bist. Was ist denn für dich so besonders an dem Hasbruch, was würdest du sagen?
00:18:55
Ilka Strubel: An dem Hasbruch ist natürlich besonders, da gibt es ja die Frederiken-Eiche, die kennen sicherlich einige. Das ist eine sehr, sehr, sehr, sehr, sehr alte Eiche, die sehr beeindruckend ist.
00:19:03
Anja Kamp: Ich habe gelesen, dass die Wissenschaftler oder die Botaniker sich streiten, ob sie 600 oder über 1000 Jahre alt ist, was sagst du denn?
00:19:09
Ilka Strubel: Meines Wissens nach ist sie über 1000 Jahre alt und das ist natürlich schon sehr beeindruckend, sich sowas anzuschauen. Und dann ist im Hasbruch auch sehr besonders, das es eine sehr hohe Artenvielfalt der Pflanzen gibt, so da wachsen, sehr viele schöne Arten, die man jetzt in so etwas weniger basenreichen oder weniger feuchten Wälder gar nicht so sehen kann. Das ist im Hasbruch sehr schön.
00:19:31
Anja Kamp: Es gibt ja auch diese Biodiversitätstreffen, auf denen immer wieder aktuelle Projekte vorgestellt werden. Was ist das eigentlich genau?
00:19:37
Ilka Strubel: Ja, das hat Dietmar irgendwann ins Leben gerufen. Das findet einmal im Jahr, in der Regel statt, und da kommen eben Leute zusammen, die sich für die Biodiversität der Pflanzen und Pilze interessieren.
00:19:46
Anja Kamp: Da kommen dann auch Professoren aus anderen Universitäten, aus ganz Deutschland, richtig?
00:19:52
Ilka Strubel: Ja genau! Genau, das sind immer sehr schöne Treffen. Dietmar organisiert das immer mit so einem drumrum Programm. Mittags gibt es bisschen was zu essen, und ich habe vor, ich weiß gar nicht wann, auch mal meine Master Arbeit dort vorgestellt. Letztes Jahr könnte ich leider nicht, aber immer irgendwie, wenn es mir möglich ist, versuche ich auch immer noch, zu diesen Treffen zu kommen, weil man einfach auch viele Leute wieder trifft und das auch schön ist, diese aktuellen Projekte der Hochschule noch mal wieder zu hören.
00:20:15
Anja Kamp: Ja, das ist ja auch noch so ein Extra zur Lehre, das macht er auch freiwillig, einfach weil sein Herz auch dran hängt. Sehr schön!
00:20:23
Anja Kamp: Was würdest du deinem Jüngeren ICH gerne mit auf den Weg geben für dein Studium und auch für deinen Arbeitsalltag?
00:20:28
Ilka Strubel: Also, wenn ich an mein jüngeres ICH im Studium denke, dann würde ich auf jeden Fall sagen, es wird alles gut, es öffnet sich immer wieder Türen. Es war bisher immer so, und darauf kann man, glaub ich, auch vertrauen, dass das so weitergeht. Und meinem jüngeren ICH, als es diesen Job angefangen hat, dem würde ich sagen, tschaka, du wirst es schaffen, everything is going to be alright. Also, ich glaube, man macht sich ja immer, auch in den Situationen, viele Gedanken, und am Ende funktioniert es ja meistens, hoffentlich doch immer alles so.
00:21:01
Anja Kamp: Ja, das ist verrückt. Man macht sich immer so viele Gedanken, und am Ende kommt es besser, als man denkt, und das haben, glaube ich, auch alle Podcast Partner:innen bis jetzt gesagt. Genau, ihr werdet das schon schaffen, alls wird gut.
00:21:11
Anja Kamp: Ilka vielen Dank, dass du da warst. Das war wirklich sehr schön, mit dir zu sprechen.
00:21:17
Ilka Strubel: Ja, vielen Dank. Ich habe mich auch sehr gefreut, dass du mich eingeladen hast, und ich fand es auch sehr schön.
00:21:22
Anja Kamp: Okay, bis dann!
00:21:23
Ilka Strubel: Ciao!
00:21:24
Anja Kamp: Tschüss!
Regine Hink hat ihre Position als Studiengangskoordinatorin (Master in Global Management) aufgegeben, um das Management der Acapella Band African Vocals aus Namibia zu übernehmen und deren Deutschland Touren zu organisieren.
Im Alumni Talk erzählt sie von den Anfängen, Herausforderungen und Freuden ihres neuen Lebens. Plus: zwei Hörproben der African Vocals!
Im Gespräch mit Dr. Monika Blaschke
Veröffentlicht am 2.4.2024
Audio:
00:00:35-0
Monika Blaschke: Herzlich willkommen bei den Alumni Podcast der Hochschule Bremen. Schön, dass Du uns zuhörst. Wenn du wissen möchtest, warum unser heutiger Podcast Gast auf einer Dienstreise nach Namibia ihr Herz an das Land verloren hat und ihre Tätigkeit an der Hochschule Bremen gegen eine ehrenamtliche Tätigkeit als Managerin einer Acapella Band eingetauscht hat, dann freue dich auf unseren heutigen Podcast mit Regine Hink.
00:01:01-1
Monika Blaschke: Herzlich willkommen bei einer neuen Aufnahme des Podcast der Hochschule Bremen Alumni. Heute freue ich mich super, dass wir eine ehemalige Kollegin der Hochschule Bremen direkt vor dem Mikrofon haben. Mein Name ist Monika Blaschke, und ich freue mich sehr, dass Regine Hink heute unser Gast ist. Herzlich willkommen, Regine!
00:01:09-5
Regine Hink: Hallo Monika, ich freue mich auch sehr und toll, dass du mich eingeladen hast. Ich nehme mal an, als erste ehemalige Mitarbeiterin, oder?
00:01:22-3
Monika Blaschke: Namibia statt Bremen, Akapellagesang statt Hörsaal, Sonne statt Winter. Wie konnte es dazu kommen?
00:02:35-3
Regine Hink: Ja, das ist eigentlich eine lange Geschichte. Ich weiß gar nicht, ob dieser Podcast dafür reicht. Es war ein Betriebsunfall. Ich habe eine Dienstreise mit der damaligen Konrektorin für Internationales nach Südafrika und Namibia unternommen, um Hochschulpartnerschaften zu gründen, und in Namibia hat es mich dann schon erwischt. 2005 war das. Ich war so beeindruckt von der Offenheit, von dem Engagement dieser Universität, dass wir in der Folge immer wieder als Touristen nach Namibia gereist sind, mein Mann und ich, und das wurde immer intensiver, bis ich dann 2014 das erste Mal die African Vocals auf ihrer Deutschlandtournee gesehen habe. Ja, und das war dann sozusagen der Anfang vom Ende und ein neuer Anfang. Dann irgendwann fragte mich die Gruppe, ob ich ihnen helfen kann, weiter zu wachsen, für sie als Gruppe Konzerte in Deutschland zu organisieren.
00:02:48-4
Monika Blaschke: Und da steckst du noch mitten drin. Da bist du total engagiert. Wir werden gleich noch ganz viel dazu hören. Halten wir noch einmal die Zeit an und gehen zurück ins Jahr 2005! Was hast du denn an der Hochschule gemacht?
00:03:15-3
Regine Hink: Ich war für internationale Programme in der damaligen School of International Business tätig. Studierende dieses Fachbereichs mussten ins Ausland, für ein Semester an einer Universität oder ein Praktikum im Ausland, und für die Universitätssemester brauchten wir natürlich Partneruniversitäten, und um die habe ich mich gekümmert und auch neue Partnerschaften betreut.
00:03:21-3
Monika Blaschke: Genau, und du warst ja dann auch noch viel Jahre im International Graduate Center der Hochschule Bremen.
00:04:07-5
Regine Hink: Das war dann der nächste Schritt, im International Graduate Center zwei internationale MBA Programme zu betreuen, auch mit fast ausschließlich internationalen Studierenden, was einen Riesenspaß gemacht hat. Dort habe ich dann auch immer versucht, auch namibische Studierende zu gewinnen, was mir dann auch in einigen Fällen gelungen ist, und es freut mich sehr, dass eine ehemalige Studentin, also eine Absolventin eines Master in international Tourism Management, jetzt auch für die Hochschule Bremen tätig ist, sowohl als Recruiterin für Studierende aus und auch als Associate Teacher.
00:04:16-3
Monika Blaschke: Ja, okay, super, das ist total spannend. Also diese Liebe zu Namibia, die hat dich dann schon viele Jahre auch an der Hochschule Bremen begleitet.
00:04:28-2
Monika Blaschke: Und an was erinnerst du dich noch so, wenn du jetzt mal zurück guckst? Wir haben das Jahr 2024, es ist schon eine ganze Weile her. Wann hast du die Hochschule verlassen?
00:05:37-8
Regine Hink: Das war ganz kurz vor Corona 2020 mit ganz vielen Ideen, ganz vielen Plänen, Reiseplänen. Dann war nix. Lockdown, ein völliges Loch, weil auch eine für 2020 geplante Deutschlandtournee der African Vocals abgesagt worden werden musste. Also, das war ziemlich hart, sowohl für mich persönlich als auch für die Gruppe, sich davon wieder zu erholen. Aber, ja, wir haben es geschafft mit viel Engagement, mit viel Unterstützung auch aus Deutschland, Freunde, die uns immer wieder ermutigt haben, und so haben wir dann nach 2019 wieder im letzten Jahr 2023, eine lange Deutschlandtournee machen können. Großartig! Sechs Wochen voller neuer Eindrücke. Es hat mich unheimlich gefreut, den Sängern, den acht Sängern, die wir mitbringen konnten, das zu zeigen, auch den deutschen Freunden Namibia nahezubringen. Also, es ist ein neuer Schritt in Sachen Völkerverständigung für mich.
00:05:50-9
Monika Blaschke: Aber eigentlich war das immer dein Motto richtig. Wir kennen uns ja viele Jahre, weil wir mehrere Jahre parallel hier an der Hochschule Bremen gearbeitet haben. Völkerverständigung international, das war immer Dein Thema.
00:06:22-8
Regine Hink: Das stimmt. Das war auch wirklich das, was mir an meinem Job hier an der Hochschule Bremen am allermeisten gefallen hat: die Tätigkeit mit internationalen Studierenden, auch mit internationalen Dozenten und Dozentinnen. Das hat so bereichert und hat mich dann auch so ein bisschen darauf vorbereitet, mit meiner namibischen Gruppe umzugehen. Es gab dann doch so ein paar Strategien, die man kannte, die man anwenden konnte, um ja auch mit dieser sehr anderen Kultur umgehen zu können.
00:06:42-2
Monika Blaschke: Also quasi interkulturelle Kommunikation, Fallstricke, die einfach auftreten, wenn man eben mit Leuten aus einer anderen Kultur zusammenkommt und Zeit verbringt, und was du ja auch mit den internationalen Studierenden hier erlebt hast. Was waren Highlights deiner Tätigkeit damals an der Hochschule Bremen? Hast du noch Erinnerungen?
00:07:27-4
Regine Hink: Also, Highlights gab es viele. Es gab immer wieder die Highlights, wenn Studierende aus einer anderen Nation zu mir kamen und einfach so ein bisschen Rat suchten und den Rat auch angenommen hatten, dass sie hier Heimweh hatten, ich ihnen darüber hinweg helfen konnte. Natürlich war jedes Mal die Graduation ein Highlight. Dass man ihnen weitergeholfen hat in ihrem beruflichen Werdegang und irgendwie so ein kleiner Teil davon war. HIghlights waren dann die Dienstreisen natürlich, wieder neue Leute kennenzulernen, auch Dozenten zu rekrutieren, die Projekte mit unserem International Tourism Management, die waren wunderbar. Also es gab ganz, ganz viele Highligts.
00:08:00-5
Monika Blaschke: Und die Studenten hingen an dir. Als damals klar war, dass du aufhörst zu arbeiten, da war ein großes "Oh nee" überall zu spüren, und das war auf jeden Fall ein großer Verlust für die Hochschule, als du damals hier weggegangen bist. Jetzt war es ja so, dass du nicht weggegangen bist und dann Knall auf Fall dieses Neue angefangen hattest, sondern du hattest ja schon einige Jahre gewirkt in dieser Hinsicht. Wann fing das denn an, dass du tatsächlich für die Gruppe African Vocals tätig geworden bist?
00:08:51-7
Regine Hink: Das begann 2017 nach einer Deutschlandtour, die sie gemacht hatten, wo ich die Gruppe dann auch mehrmals gesehen habe und mich so ein bisschen mehr einbringen wollte. Die hatten damals noch einen Mentor, der teilweise in Deutschland, teilweise in Namibia lebte, der sie auch nach Deutschland gebracht hatte, der dann allerdings sehr, sehr krank wurde und merkte, er schafft das nicht mehr und hat eigentlich eine Nachfolge gesucht. Und ja, irgendwie ist dann wohl die Wahl auf mich gefallen, und ich wusste nicht so recht, worauf ich mich einlasse, als Joel, der Bandleader mich fragte, kannst du uns helfen? Ja, habe ich gesagt, kann ich machen, und dann war die Hilfe aber schon, die Deutschlandtour 2019 vorzubereiten. Ja, das habe ich dann gemacht neben meiner Tätigkeit hier an der Hochschule.
00:08:55-9
Monika Blaschke: Das war eine große Herausforderung.
00:09:14-2
Regine Hink: Das war natürlich eine Herausforderung. Es war so ein bisschen noch die Hilfe von dem ehemaligen Mentor dabei, der die Kontakte hatte, und so was. Von daher war ich da nicht ganz auf mich gestellt. Aber viele neue Kontakte musste ich dann knüpfen, und ja, musste mich da wirklich bewähren.
00:09:34-9
Monika Blaschke: Musstest dich bewähren, weil da ganz viele und neue Herausforderungen auf dich zukamen. Was hast du denn so an Erwartungen gehabt, als du hier dann gekündigt hast, und also, du hättest ja noch ein paar Jahre hier arbeiten können, hast aber dich entschlossen, nee, jetzt starte ich da voll durch. Was war so die Idee?
00:10:10-9
Regine Hink: Also die Idee war ja, einmal mehr Zeit in Namibia u verbringen, weil ich das Land einfach liebe, auch für die Gruppe da zu sein. A1lso, wir haben dann auch die Daueraufenthaltserlaubnis für Namibia beantragt. Das hat bein bisschen gedauert, fast zwei Jahre, bis wir die bekommen haben. Wir haben jetzt eine Wohnung dort und wollen eigentlich so die Wintermonate dort verbringen und dann im Sommer wieder in Deutschland sein. Das war die Idee, und das hat dann auch nicht unbedingt was mit der Gruppe zu tun. Also, die Daueraufenthaltserlaubnis war nicht nur wegen der Gruppe, es war einfach, weil das Land wunderwunderschön ist!
00:10:17-7
Monika Blaschke: Weil Du ein großer Fan des Landes geworden bist. Ich glaube, auch sehr viele Freunde und Verwandte motiviert hast, auch dahin zu gehen.
00:10:25-5
Regine Hink: Das stimmt ja. Eigentlich bin ich so eine Art Botschafterin und die Gruppe genauso für ihr Land hier in Deutschland.
00:10:39-6
Monika Blaschke: Und jetzt haben wir ja schon gehört, dass du hier Abschied gefeiert hast und wir waren alle traurig, dass du gegangen bist. Du warst natürlich voller Hoffnung und voller Elan, und dann kam Corona. Was hat das konkret bedeutet?
00:11:29-2
Regine Hink: Ja, das hatte ich ja schon kurz angesprochen. Es war ein ganz, ganz tiefes Loch, weil nichts ging mehr. Man war zu Hause festgebunden. Ich musste mir große Sorgen um meine Gruppe machen. Ich konnte ja nicht hin, die haben natürlich alle ihre Jobs verloren. Wir hatten auch einen kompletten Lockdown. Ich wusste nicht, ob die Gruppe das musikalisch übersteht. Das war lange Zeit nicht gewiss, weil dann auch 2021 war es noch nicht möglich. Ich hatte dann versucht, wieder anzuknüpfen, aber auch dann war noch überall Corona. Wir konnten noch nicht nach Deutschland kommen. Ich bin dann auch öfter rübergeflogen, einfach um bei der Gruppe zu sein und so ein bisschen Motivation und zu sehen, es geht weiter, wir machen weiter. Das war eigentlich nicht sicher, dass wir das als Gruppe überstehen.
00:11:34-5
Monika Blaschke: Ja, erzähl mal, diese Gruppe. Aus wem setzt sich die eigentlich zusammen?
00:13:03-9
Regine Hink: Also, als ich sie kennengelernt habe, 2014, war es eine Gruppe von fünf jungen Männern, und sie kommen alle, alle Sänger, auch die neuen Sänger aus den Townships von Swakopmund mit einem ganz normalen Township Hintergrund, geprägt von Arbeitslosigkeit, Gewalt, Drogen, Alkohol, all das. Und diese Grruppe ist auch so ein kleines Sozialprojekt, um den so einen kleinen sicheren Hafen zu bieten, eine Zusammengehörigkeit zu bieten, wo sie sich gegenseitig helfen können, wo sie, auch wenn, wenn sie irgendwelche Beschwernisse haben, sich mal austauschen können, einfach reden können und auch ganz, ganz viel Spaß zusammen haben können. Also, es wird viel gelacht, es gibt ganz viel Spaß, und das hatte mich eigentlich ganz am Anfang, als ich die Gruppe kennengelernt hatte, so fasziniert. Ich kannte ja Namibia, ich kannte auch die Townships, aber in einem Township zu leben, das haben die mir erst nahe gebracht. Von denen habe ich diese Sachen erfahren und konnte es überhaupt nicht zusammenbringen, diese Erlebnisse und dann aber trotzdem diese Lebensfreude zu haben und so viel Positives rüberzubringen und das in der Musik zu finden, da habe ich gedacht, das will ich auch lernen, will ich auch können.
00:13:15-0
Monika Blaschke: Ich frag dich gleich, ob das gelungen ist, aber wir hören jetzt erst mal rein, rein in die Musik und in diesen Spaß, der da wirklich total bei jedem Lied und quasi auf der Bühne rüberkommt. ##
00:14:25-6
Musikausschnitt African Vocals live
00:14:44-1
Regine Hink: Diese Lebensfreude, die sie auf die Bühne bringen und die sie auch auf das Publikum übertragen, das finde ich so faszinierend, und da läuft mir immer noch nach diesen vielen Jahren eine Gänsehaut den Rücken runter, wenn sie auf der Bühne sind und ich sehe, wie sie das Publikum erreichen.
00:14:46-7
Monika Blaschke: Bist du denn selber musikalisch, Regine?
00:15:22-9
Regine Hink: Nein, überhaupt nicht! Die Gruppe hat immer versucht, mich mal zu motivieren, dass ich mal mitsinge, aber sie haben das ganz schnell aufgegeben und ganz betreten zu Boden geguckt, als ich das versucht habe. Nein, ich mache die Organisation. Wir haben ein musikalisches Talent, Supertalent, der ist ein Genie, das ist unser Bandleader, der Sachen hört, die ich im Leben nicht höre. Der weiß genau, wer wann wo stehen muss, wie die Gruppe aufgebaut sein muss, welche Sänger wir auch mitnehmen können nach Deutschland. Das steht uns jetzt bevor für die Tour 2024!
00:15:23-0
Monika Blaschke: Kommen wir gleich noch zu.
00:16:04-6
Regine Hink: Ja, da müssen wir nächste Woche, ich fliege jetzt am Samstag zurück nach Namibia. Da werden wir die Teilnehmer der 2Tour 024 nominieren, und das wird nicht so ganz einfach, weil wir wählen aus aus inzwischen 16 oder 17, und acht bleiben übrig, und da gibt's dann halt verschiedene Kriterien. Sie müssen natürlich fast sieben Wochen zur Verfügung stehen und auch sieben Wochen überstehen, erst mal ohne Gehalt. Sie müssen dann auch sozusagen sieben Wochen ohne ihre Familien auskommen. Das müssen sie auch ganz klar, muss ihnen auch klar sein, und ja, und dann müssen sie stimmlich zusammenpassen, dass wir eine ausgewogene Mischung aus Bässen und Tenoren und sowas haben.
00:16:06-6
Monika Blaschke: Ja.
00:16:08-3
Regine Hink: Also, das wird nächste Woche stattfinden.
00:16:19-0
Monika Blaschke: Okay, dann wird es richtig spannend, und das ist jetzt spannend, weil nämlich die nächste Tour bevorsteht. Erzähl mal, an welchen Städten wart ihr denn hier schon? Ihr habt ja schon, das wäre dann die dritte Tournee, richtig?
00:16:35-7
Regine Hink: Die dritte Tour, die ich vorbereite, genau, es ist für die Gruppe insgesamt die fünfte Tournee nach Deutschland. Also, wir haben ganz, ganz viele Städte besucht, ganz, ganz tolle Spannende Städte. Wir sind das dritte Mal auch in Bremen im Schlachthof. Darüber freue ich mich ungemein.
00:16:36-7
Monika Blaschke: Sag mal, das Datum
00:16:47-0
Regine Hink: Das Datum ist der 1-6-2024 und wir freuen uns natürlich über jede und jeden, der kommt.
Monika Blaschke: Bisher war der Schlachthof aber immer voll, also von daher gut besucht.
00:17:38-5
Regine Hink: Oh ja, und ich hoffe, wir schaffen das wieder. Also, wir sind natürlich in vielen anderen Städten. Wir sind in Köln, wir sind in Gelsenkirchen, wir sind in Bochum, wir sind in Oldenburg, wir sind in Berlin, wir sind Heillbronn, wir sind auch in kleineren Orten, in kleineren Kirchen. Das ist dann sehr, sehr gemütlich oft. Dann die großen Veranstaltungen mit 800 - wir haben jetzt zum Beispiel für diese Tour im Saarland zwei Konzerte in Merzig, was sich gar nicht so groß anhört, aber das erste Konzert ist schon ausverkauft. Ich muss ja zugeben, es liegt nicht nur an uns, es liegt an dem CHor, der das organisiert und mit dem wir da gemeinsam auftreten. Aber es wird zwei Konzerte geben, mit jeweils 550 Zuschauern.
00:17:52-1
Monika Blaschke: Mein Gott, das ist total viel, und du sprichst auch hier etwas an, um sowas auf die Beine zu stellen, braucht man viel Engagement auf beiden Seiten. Was sind deine Fähigkeiten, die du da reinsteckst in das Projekt, Regine?
00:18:25-0
Regine Hink: Ja, ich bin eine Meisterin im Betteln, ich bin hartnäckig, das muss man einfach sein. Ich muss halt ganz viel recherchieren, wo es noch Möglichkeiten gäbe, wen ich ansprechen kann für ein Konzert, wo ich zum Beispiel noch eine Lücke habe in meiner Tour Planung, wo ich noch ein Konzert unterbringen müsste. Dann muss ich halt sehen, wen ich da ansprechen kann. Ganz oft helfen da Chöre und Kirchengemeinden, das sind dann so ja meine Ansprechpartner.
00:18:59-6
Monika Blaschke: Man merkt schon, du sprichst nicht so gerne über dich, du sprichst lieber über den Chor, aber ohne dein Engagement würde ja alles, wäre das ja alles gar nicht zustande gekommen. Und für mich hört sich das ein bisschen so an, als ob diese Hartnäckigkeit, aber auch diese totale Empathie und diese Zugewandtheit ja genau die Eigenschaften sind, die du auch vorher in deinem Job natürlich hattest und auch genutzt hast und auch die Studenten und Studentinnen gemerkt haben, also, du hast diese Eigenschaften im Prinzip genommen und mitgenommen in diese neue Etappe deines Lebens.
00:19:00-1
Monika Blaschke: Das stimmt.
00:19:06-9
Monika Blaschke: Was sind denn die nächsten drei Herausforderungen da auf der Reise vor dir? Was würdest du sagen?
00:19:16-8
Regine Hink: Die nächste Herausforderung für die Tour ist, Visa zu bekommen.
00:20:09-8
Regine Hink: Dazu brauche ich auch Unterstützung. Das ist noch so ganz einfach, wir brauchen jemanden, der einlädt. Das ist nicht so ganz einfach, für so eine lange Zeit für Menschen aus Afrika zu bekommen. Ja, die nächste Herausforderung wäre natürlich, noch Sponsoren zu gewinnen, weil im Moment haben wir noch niemanden für die Flüge. Die Flüge sind irre teuer geworden. Der Bus, den wir brauchen, ist irre teuer geworden. Wir haben zwar ein bisschen zurückbehalten von den Einnahmen der letzten Tour, aber das wird für diese Aufgaben nicht reichen. Also das ist die zweite Herausforderung. Die dritte ist ja, die Leute, meine Sänger soweit fit zu machen und vorzubereiten, dass wir wieder eine grandiose Tour haben, so wie im letzten Jahr.
00:20:24-4
Monika Blaschke: Ich bin sicher, das wird auch gelingen, aber ich habe auch von dir gehört, dass es auch durchaus schlaflose Nächte gibt. Was ist dein Motto, um dann mit diesen Herausforderungen, die ganz schön immens sein können, auch umzugehen?
00:20:43-7
Regine Hink: Ja, das Motto ist einfach: sie brauchen dich. Ich denke schon, es ist nichts, was nicht jemand anderes auch könnte. Diese Fähigkeiten hat eigentlich jeder. Man muss es dann auch wollen, und man muss so an der Gruppe hängen wie ich.
00:21:01-3
Monika Blaschke: Okay, dann nehmen wir das mal jetzt als Hauptfähigkeit. Ja, es kommt viel. Dieses Jahr steht ganz viel an. Du wirst sicher ganz viel wuppen, und deine Jungs werden ganz viel wuppen. Es sind nur Männer im Chor, ja?
00:21:37-4
Regine Hink: Es ist eine rein männliche Gruppe, zum Glück, es gibt schon, sie ist schon divers genug, weil in Namibia gibt es ja etliche verschiedene ethnische Gruppen, und die finden sich auch in unserer Gruppe wieder, und auch das ist nicht immer ganz einfach. Wegen, auch die sind kulturell divers, sie sind sprachlich divers. Wir versuchen auch unser Repertoire auf verschiedene Sprachen, also ethnische Sprache Namibias, aufzubauen, um diese Diversität auch zu zeigen.
00:21:41-0
Monika Blaschke: Jetzt hören wir gleich noch mal rein. Dieses Stück ist ein bisschen getragener.
00:21:52-4
Regine Hink: Ja, sie sind alle vom Hintergrund her, aus Kirchen, aus Schulchören, singen ganz viel Gospel, und das ist jetzt so ein typisches Beispiel dafür.
00:22:14-4 Musiktitel African Vocals live
00:23:10-9
Monika Blaschke: Wenn du jetzt noch mal zurückblickst, Regine, auf diese Zeit des Übergangs. Was hättest du vielleicht anders gemacht? Also, du hörst an der Hochschule Bremen auf, gehst in einen neuen Lebensabschnitt, auch wenn da draußen die Welt zusammenbricht, was hättest du selber vielleicht auch anders gemacht im Rückblick? Gibt es da überhaupt irgendwas?
00:23:31-4
Regine Hink: Also, du meinst jetzt im Übergang vom Arbeitsleben zum Ruhestand, also, ich habe es eigentlich genauso gemacht, wie es mir vorgestellt hatte. Es war wirklich leichter dadurch, dass ich mit der Gruppe das schon angefangen hatte, also ich wusste genau, was ich machen will. Von daher ist dann nur Corona dazwischengekommen.
00:23:56-9
Monika Blaschke: Genau, Corona, okay, aber das hast du auch hingekriegt. Und wenn du jetzt noch mal weiter zurückguckst auf deine Tätigkeit an der Hochschule Bremen, was würdest du denn den Studenten und Studentinnen empfehlen? Du hast ganze Generationen von den Studierenden hier begleitet und viele Kollegen erlebt. Was würdest du denen denn mit auf den Weg geben wollen, auch den Kollegen und Kolleginnen?
00:24:08-6
Regine Hink: Ach ja, das ist jetzt eigentlich eine Platitüde, aber so aus meinem gesetzten Alter heraus würde ich sagen, man bedauert mehr Sachen, die man nicht gemacht hat, als Sachen, die man gemacht hat.
00:24:10-9
Monika Blaschke: Ja, und du hast es aber umgesetzt.
00:24:17-0
Regine Hink: ... nicht in jedem Fall, aber doch mit der Erkenntnis, doch zunehmend ja.
00:24:32-1
Monika Blaschke: Super, und jetzt unsere letzte abschließende Frage in diesem Podcast. Was würdest du deinem Jüngeren Ich mit auf den Weg geben wollen? Also noch mal die Zeit richtig zurückgedreht aus deiner heutigen Perspektive.
00:24:46-7
Regine Hink: Ja, das deckt sich eigentlich mit der vorherigen Antwort, und da würde ich mir wünschen, dass ich mehr Mut gehabt hätte, auch zum Wandel, mehr Mut zu mir selbst.
00:24:56-5
Monika Blaschke: Mut zu ihr selbst, sagt, die Frau, die die Hochschule verlassen hat und mal eben in Namibia eine Acapella Band managt. Vielen Dank, Regine Hink für dieses Gespräch.
00:25:02-5
Regine Hink: Ich danke dir, Monika.
HSB Absolvent Jorrit Braasch hat nach seiner Ausbildung zum Physiotherapeuten den Bachelor im Studiengang Angewandte Therapiewissenschaften Logopädie und Physiotherapie gemacht. Zwei Jahre später steht er nun vor der Eröffnung der eigenen Praxis. Nicht zuletzt hat hier kritisches Hinterfragen und evidenzbasiertes Arbeiten geholfen, wichtige Erfahrungen zu sammeln und seinen eigenen Weg zu finden.
Wie die Arbeit als Freelancer ist, auf welche Herausforderungen er in der Branche trifft und wie viel Arbeit hinter der eigenen Praxis steckt, erzählt er in diesem Podcast.
Im Gespräch mit Berit Modrok
Veröffentlicht am 01.09.2023
00:00:42
Berit Modrok: Moin und herzlich willkommen zum Alumni Talk der Hochschule Bremen! Schön, dass du da bist!
Du willst wissen, wie dich das Physiotherapiestudium weiterbringt und was du aus dem interdisziplinären Austausch mitnehmen kannst und warum vor allen kritisches Hinterfragen tägliches Brot bei der Arbeit als Physiotherapeut:in sein sollte? Dann freue dich jetzt auf interessante Erfahrungen von Jorrit Braasch, unserem heutigen Gast in der Reihe Alumni Talks.
Ich bin Berit Modrok und heute zu Gast ist Jorrit Braasch vom Studiengang Angewandte Therapiewissenschaften Logopädie und Physiotherapie. Herzlich Willkommen Jorrit!
00:00:51
Jorrit Braasch: Ja, danke, dass ich hier sein darf.
00:01:18
Berit Modrok: In Deutschland ist ja die Physiotherapie grundsätzlich eine schulische Ausbildung. Die HSB bietet jedoch neben wenigen anderen Hochschulen die Möglichkeit, nach der Ausbildung auch ein Studium in der Physiotherapie zu absolvieren. Du hast im Wintersemester 2020/21 dein Bachelor in Physiotherapie gemacht und seitdem bist du als Freelancer unterwegs und eröffnest diesen Samstag schon deine eigene Physiotherapiepraxis. Wie bist du denn in den zwei Jahren bis hierhergekommen?
00:01:56
Jorrit Braasch: Oh, das war ein langer, steiniger Weg mit viel Auf und Ab und viel Erfahrungen sammeln und viel Erlernen tatsächlich. Also ich muss sagen, das Studium hat mir in dem Zug schon sehr viel auch gebracht. Wenn man eigentlich nach der Ausbildung rauskommt und dann, gerade, wenn man sich schon so ein bisschen irgendwie mit so evidenzbasierten Arbeiten auseinandersetzt, dann feststellt, was ich da alles so in der Ausbildung gelernt habe, vielleicht waren da so ein paar Sachen dabei, die dann doch nicht so richtig waren. Und dann stellt man auch viel von dem was man gelernt hat wieder in Frage. Ich würde sagen, das hat viel zu dieser Entwicklung beigetragen und viel dazu beigetragen, dass ich da bin, wo ich jetzt bin.
00:02:11
Berit Modrok: Da hast du also schon mal einiges aus dem Studium mitgenommen. Und was meinst du, wie viel Arbeit steckt denn jetzt hinter der eigenen Praxis, oder wie viel Arbeit hast du da schon reingesteckt, was wird da auf dich zukommen?
00:02:35
Jorrit Braasch: Also gerade jetzt im letzten Monat war das extrem viel Arbeit. Ich mach das zum Glück nicht komplett alleine. Also ich habe da einen Kollegen, mit dem ich auch Ausbildungen gemacht habe und wir machen das zusammen. Wir machen eine Gemeinschaftspraxis auf, wo wir beide 50 Prozent Inhaber sind und ich glaube, ohne ihn hätte ich das auf jeden Fall nicht alleine geschafft. Ich glaube, da hätte ich nochmal ein Jahr länger gebraucht, gefühlt allein um diese ganzen bürokratischen Sachen abzuwickeln und so weiter.
00:02:38
Berit Modrok: Also ein Freund an der Seite ist schon mal eine gute Option.
00:02:52
Jorrit Braasch: Das ist schon mal sehr gut. Kommt natürlich auch drauf an, wie geordnet du selber bist. Ich bin jetzt nicht so der, der super gut mit Papieren umgehen kann und nicht so gerne Anträge ausfüllt, und das war es schon ganz gut, das mit jemandem zusammen zu machen.
00:03:09
Berit Modrok: Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Super! Und mich würde interessieren, warum hattest du dich überhaupt direkt nach dem Studium entschieden, als Freelancer unterwegs zu sein und nicht, wie höchstwahrscheinlich die meisten, angestellt als Physiotherapeut oder Physiotherapeutin zu arbeiten?
00:04:49
Jorrit Braasch: Mhm also, ich war während dem Studium immer angestellt auf 20 Stunden ungefähr und auch nach dem Studium war ich erstmal noch angestellt. Und dann bin ich aber auf verschiedene Probleme gestoßen, die so in der Physiotherapie im Angestellten Dasein vorhanden sind oder mit denen du konfrontiert wirst. Und gerade wenn du, sag ich jetzt mal, einen relativ modernen Ansatz verfolgst an Physiotherapie und versuchst das Gelernte tatsächlich auch aus dem Studium in der Praxis umzusetzen, dann bietet das auch schon ein bisschen Konfliktpotenzial mit, ich sage jetzt mal, Therapeuten, die so ihre Ausbildung vor 20-30 Jahren gemacht haben und dann vielleicht mal ein paar Fortbildungen, aber gar keinen wirklichen Kontakt zu diesem wissenschaftlich basierten Arbeiten haben. Und es ist so in der Praxis, dass du auf jeden Fall viel, wenn du angestellt bist, Therapeutenwechsel hast, und wenn dann irgendwie dein Patient kommt, den du die letzten zwei Male behandelt hast, und dann war der bei einem Kollegen und kommt wieder und erzählt quasi was komplett Konträres zu deinem Ansatz. Und dem wurde vielleicht auch dann wirklich Sachen gesagt, die wiederum irgendwie Angst erzeugen oder Katastrophisierung oder Bewegungsangst und so weiter. Und ja, dann ist es schwierig in dem Moment zu sagen, mein Kollege hat da total quatsch erzählt, weil du kannst natürlich auch nicht irgendwie deinen Kollegen in dem Moment in die Pfanne hauen, sondern dann musst du halt irgendwie so einen sehr gut kommunikativen Umgang mit finden, und wenn du das nicht kannst oder du hast einen schlechten Tag, dann kann das dann halt schon mal zu Konflikten führen und innerhalb von dir selber natürlich auch.
00:05:18
Berit Modrok: Ja, das kann ich mir vorstellen. Und ich glaube, das ist auch allgemein so eine Herausforderung in dieser Branche, dass es jetzt auch immer mehr diese Spaltung gibt zwischen den Personen, die nur eine Ausbildung gemacht haben und den Personen, die ein Studium gemacht haben. Ich glaube, man muss dazu sagen, dass Physiotherapie in Deutschland allgemein mit der Ausbildung vielen anderen Ländern so ein bisschen hinterherhängt, wo Physiotherapie schon seit langem als Studium bekannt ist.
00:05:19
Jorrit Braasch: Mhm.
00:05:30
Berit Modrok: Was würdest du sagen? Was sind die jetzigen Herausforderungen in der Branche? Wo wird sich vielleicht auch demnächst unbedingt was wandeln müssen?
00:05:56
Jorrit Braasch: Ja, also da sind einige Herausforderungen, vor denen wir stehen. Und es ist auf jeden Fall ein Problem, dass es hier noch keine Vollakademisierung gibt in Deutschland. Die man eigentlich hätte schon einführen können. Also es gibt ja dieses Übergangsmodell mit der Möglichkeit, das Studium nach der Ausbildung noch dranzuhängen. Aber meiner Meinung nach sollte es generell ein Studiengang werden, so verpflichtend für jeden.
00:06:12
Berit Modrok: Genau ich glaube, da können wir vielleicht kurz dazu sagen, an der Hochschule Bremen ist es genauso, dass man eben zuerst die Ausbildung macht für drei Jahre und sich dann dazu noch entscheiden könnte eineinhalb Jahre an der Hochschule zu studieren, und dann hat man eben den Bachelor, so wie Jorrit das auch gemacht hat.
00:06:57
Jorrit Braasch: Genau, es gibt natürlich auch jetzt schon ein paar Modelle, wo du parallel zur Ausbildung studieren kannst in Deutschland, wo ich auch schon eigentlich viel Gutes gehört habe. Aber ich glaube, ein Problem ist auch, dass es nicht so richtig gut reguliert wird oder überprüft wird, was jetzt wirklich da an Inhalten vermittelt und gelehrt werden. Und du musstest dann teilweise in einem Fach Dinge lernen, wo dir in einem anderen Fach erzählt wurde, die sind eigentlich gar nicht mehr aktuell oder werden auch nicht gebraucht und haben keine Evidenz. Das ist dann schon schwierig, weil du dann natürlich in Frage stellst, warum muss ich das überhaupt lernen? Und am Ende ist es aber die Person, die dich dann prüft und die das dann hören will von dir.
00:07:11
Berit Modrok: Das stimmt, und du hast dich dann entschieden, das Studium noch oben drauf auf die Ausbildung zu setzen. Welche Erfahrungen oder Inhalte hast du denn aus dem Studium mitgenommen für deine Arbeit als Physiotherapeut?
00:07:56
Jorrit Braasch: Was ich sehr wichtig oder ja, wovon ich heute auf jeden Fall auch noch profitiere, ist einfach die Fähigkeit gute von schlechten Quellen zu unterscheiden und natürlich auch zu recherchieren, also nachschauen zu können. Wenn jetzt ein Patient zu mir kommt und eine gewisse Frage hat zu einem Thema, und ich kann das so erstmal nicht beantworten, kann ich auch klar sagen: "so weiß ich jetzt nicht, aber kann ich gerne für dich nachgucken". Dass ich dann in der Lage bin, auf irgendeine wissenschaftliche Datenbank zu gehen und einfach mal ein paar Schlagwörter einzugeben und so die aktuelle Datenlage mir anzugucken und die auch bewerten zu können. Und dann zu sagen beim nächsten Mal, wenn der Patient wiederkommt, ich habe ein bisschen recherchiert, und jetzt kann ich dir eine qualitative Antwort zu dem Thema geben.
00:08:09
Berit Modrok: Also relativ schnell an fundierte wissenschaftliche Informationen zu kommen und nicht einfach nur das zu machen, was man vielleicht irgendwann mal gelernt hat und man nicht weiß, ob's wirklich hilft.
00:08:51
Jorrit Braasch: Genau und auch einfach weiterhin kritisch zu denken. Also, ich hatte das jetzt auch schon in Situationen, da war ich dann auf Symposien, wo zu gewissen Themen Menschen was präsentiert haben und dann auch natürlich irgendwie Studien zitiert haben. Und dann schaust du dir die Studien mal an und stellst fest, da wurde gar nicht die richtige Methodik angewandt oder es gab keine richtige Kontrollgruppe oder irgendwie die Populationszahl war total gering oder es wurde nicht richtig statistisch berechnet oder was auch immer. Und dann stellst du natürlich die Aussagen von der Person, die da irgendwie die neue Therapie oder was auch immer präsentiert, dann auch schon wieder mehr in Frage. Und das ist auch gut so, sollte man auch weiterhin machen.
00:09:11
Berit Modrok: Auf alle Fälle. Also hinterfragen, kritisch denken und dann darüber zu schauen, was könnte jetzt dem Patienten/ der Patientin am besten helfen. Und was würdest du sagen Jorrit, welche Kompetenzen werden in der Physiotherapie benötigt? Was hebt die Physiotherapie vielleicht auch von anderen Berufen ab?
00:09:17
Jorrit Braasch: Ja, also auf jeden Fall musst du gut mit Menschen können, also...
00:09:17
Berit Modrok: Das wäre von Vorteil.
00:10:41
Jorrit Braasch: Ja, sehr von Vorteil, wenn du da irgendwie zehn bis 20 Patienten am Tag siehst, dass du einfach auch gerne im Kontakt mit anderen Menschen stehst und dass du vor allem auch gut und gerne kommunizierst mit anderen Menschen. Dass du auch nicht scheu bist oder also solltest auch natürlich keine Scheu davor haben Menschen anzufassen, weil das ist auch ein Teil dieses Berufes und das erwarten die Leute in gewisser Weise auch, dass sie da mal jemand auch körperlich untersucht. Und ja, dass du vor allem, da sind wir wieder bei dem Thema von wegen Angst machen und katastrophisieren, dass du halt irgendwie eine angstfreie Kommunikation hast, dass du den Patienten schon vermitteln kannst, was jetzt hier sein Problem ist, und eventuell, dass das auch eine gewisse Zeit braucht, bis es verheilt oder bis es besser wird. Und dass ihr aber gemeinsam diesen Weg irgendwie bestreiten können, und dem Patienten auch so Selbstwirksamkeit mitzugeben, dass er dieser Situation nicht einfach ausgesetzt ist oder dem Schmerz ausgesetzt ist oder was auch immer, sondern dass man da halt zusammenarbeitet und Strategien entwickelt und ja den Menschen helfen kann am Ende. Es klingt immer so blöd, dass man sagt, ja, ich mache den Job irgendwie, um Menschen zu helfen, aber im Endeffekt ist es nichts anderes. Das ist genau das. Jemand kommt mit einem Problem zu dir und ihr versucht zusammen da irgendwie eine Lösung für zu finden, oder ja, eine Strategie.
00:11:01
Berit Modrok: Mhm und was würdest du sagen, okay, man muss gut mit Menschen können, aber was ist vielleicht auch wichtig in der Arbeit, in der Praxis oder auch, wenn du jetzt auch als Freelancer gearbeitet hast, was braucht man da für Kompetenzen? Die jetzt vielleicht nicht nur sind, okay man muss sich mit Menschen unterhalten können.
00:11:33
Jorrit Braasch: Ja, also soziale Kompetenzen auf jeden Fall. Auch fachliche Kompetenzen sind sehr wichtig. Also du solltest schon auch Bock haben dich weiterzubilden. Du solltest Bock auf deinen Job haben. Du solltest Bock haben, immer neue Sachen zu lernen und dich vielleicht auch außerhalb deiner Arbeitszeit dich gerne einfach fortzubilden und dich gerne mit Sachen auseinanderzusetzen, neue Dinge zu lernen und so weiter. Und ja, soziale Kompetenzen, da sind wir wieder auch bei Kommunikation und einfach gerne mit Menschen sein, das ist ganz wichtig.
00:11:35
Berit Modrok: Ja.
00:12:02
Jorrit Braasch: Ah, ich habe noch eine Sache vergessen. Was natürlich eigentlich auch noch eine Kompetenz sein sollte, die mir selber auch vielleicht schwerfällt, dass du natürlich organisiert sein musst, gerade als Freelancer. Dass du weißt, wie mach ich Steuern, wie mache ich Rechnungen und all diesen Kram. Und da gebe ich auch zu, da könnte ich selber auch noch ein bisschen besser werden, und ich versuche das so gut es geht, aber ich brauchte auch schon noch ein bisschen Unterstützung dabei.
00:12:09
Berit Modrok: Also auch noch all das bürokratische, was vor allem, wenn man als Selbstständiger arbeitet, da noch alles auf einen zukommt.
00:12:25
Jorrit Braasch: Ja total, also es gibt natürlich mittlerweile für alles Leute. Du kannst dir einen Steuerberater holen, kannst dir irgendwie jemanden für Versicherung holen und so weiter. Und solltest du am Ende auch. Weil das kriegst du, oder ich kriege es zumindest nicht alles alleine hin.
00:12:39
Berit Modrok: Ja, da kann ich mir vorstellen, dass ist immer mit viel Arbeit verbunden. Und Jorrit sag mal, wo siehst du die Physiotherapie vielleicht so in fünf Jahren? Denkst du, da wird sich ein großer Wandel geben oder bleibt alles beim gleichen?
00:13:09
Jorrit Braasch: Also, ich würde sie gerne in fünf Jahren natürlich hin zur Vollakademisierung sehen, oder zumindest, dass immer mehr junge Therapeut:innen sich dazu entscheiden dann noch zu studieren. Und ja, dass das alles sich so mal ein bisschen revolutioniert in der Physiotherapie in Deutschland. Das würde ich mir auf jeden Fall wünschen. Wie viel da jetzt am Ende wirklich passiert, weiß ich nicht, das ist noch ein bisschen fraglich für mich.
00:13:10
Berit Modrok: Das steht noch in den Sternen oder?
00:13:34
Jorrit Braasch: Steht noch in den Sternen, ja! Was dann noch alles kommt. Also, es wurde ja schon viel versprochen, auch zum Beispiel jetzt mit dem Blanko Rezept, was kommen sollte, dass wir Therapeuten quasi entscheiden, was bekommt der Patient für eine Maßnahme und wie viel Zeit bekommt der/die Patient:in an Therapie. Was jetzt dann irgendwie doch wieder aufgeschoben wurde. Und vielleicht sollte man tatsächlich sich auch ein bisschen mehr in den Verbänden einbringen und da noch mal ein bisschen mehr Druck machen.
00:13:40
Berit Modrok: Mhm und Jorrit, was macht dir bei deiner Arbeit eigentlich am meisten Spaß?
00:13:47
Jorrit Braasch: Also mir persönlich macht am meisten Spaß das auf die Suche gehen, also die Detektivarbeit.
00:13:51
Berit Modrok: Was man vielleicht mit Physiotherapie nicht sofort verbindet.
00:15:14
00:15:14
Jorrit Braasch: Ja, dieses Diagnostische, also schauen, okay wo kommt dieses Problem her? Was sind die unterschiedlichen Treiber dieses Problems? Die zu identifizieren und herauszufinden und dann spezifisch irgendwie zu therapieren oder spezifische Strategien zu entwickeln und richtig das Problem einfach zu verstehen. Also im englischen sagt man: make sense of your pain. Und da einen Sinn hinter zuziehen und das dem Patienten auch zu vermitteln, dass er das selber auch versteht. Warum ist das so und was kann ich machen? Und das ist das, was mir am meisten Spaß macht. Natürlich dann auch in der Therapie irgendwann die Erfolge dadurch zu sehen. Aber auch mal nicht Erfolge zu sehen und daraus irgendwie zu lernen und dann in eine andere Richtung zu gucken und da weiter auf die Suche zu gehen und so weiter. Was natürlich irgendwo auch am Ende immer eine Herausforderung ist, weil wir ja in Deutschland nicht so viel Zeit haben für den Patienten. Also mit den klassischen 20 Minuten bist du da schon wirklich eng getaktet. Auch da aber Strategien zu entwickeln, auf kürzester Zeit Patienten zu untersuchen, vielleicht auch schon gewisse Muster zu erkennen, gewisse Dinge rauszuhören aus der Anamnese und dann darauf speziell deine Untersuchung aufzubauen, das ist auch eine Kunst für sich!
00:15:28
Berit Modrok: Ja, ich glaube, da hattest du mir im Vorgespräch auch schon mal was zu einer bestimmten Methode erzählt. Vielleicht kannst du da nochmal näher darauf eingehen und wie du dazu gekommen bist, diese Methode zu nutzen und anzuwenden.
00:17:27
Jorrit Braasch: Ja klar, ich glaube, du spielst an auf das McKenzie-Konzept oder auch Mechanical Diagnosis and Therapy, wie es eigentlich heißt. Ja, es ist ein Konzept, das gibt es schon sehr lange, das wurde auch bei uns in der Ausbildung gelehrt. Allerdings wurde das so ein bisschen oberflächlich und stiefmütterlich behandelt. Wie bin ich damit in Kontakt gekommen? Also ich glaube, vor allem über Personen, denen ich so auf sozialen Medien gefolgt bin, oder unterschiedliche Podcast von Personen, die ich dann gehört habe und mich ein bisschen in dieses Konzept reingearbeitet habe. Das Coole daran ist halt, dass du suchst, das nennt sich "directional preference", also irgendwie die präferierte Bewegungsrichtung des Patienten. Das heißt, er bewegt sich in eine Richtung und der Schmerz wird in dieser Richtung sofort besser. Und du untersuchst es mit sogenannten Repeated movement Tests. Das heißt, du machst verschiedene Bewegungstest in deiner Untersuchung und schaust halt, okay vielleicht die eine Richtung verstärkt den Schmerz, die andere Richtung macht ihn wieder besser und so weiter. Und es ist total empowernd für den Patienten, wenn er merkt, ich bewege mich jetzt in diese Richtung und auf einmal ist mein Rückenschmerz weg, oder viel, viel besser, oder es tut nicht mehr im Bein weh oder die neurologischen Symptome sind auf einmal deutlich weniger geworden, und das auch ohne dass du den Patienten überhaupt angefasst hast. Ich meine also, manuelle Therapie hat auch schon einen Stellenwert in unserer Behandlung, ja. Aber allein, dass der Patient merkt, okay ich bewege mich irgendwie und es wird sofort besser. Das ist echt schon ganz, ganz cool, allein weil er dann schon mal einen Hebel hat und eine sogenannte Coping Strategie, die er im Alltag dann auch benutzen kann, wenn er mal wieder diesen Schmerzen ausgesetzt ist. Dass er weiß: Okay, ich bewege mich jetzt zum Beispiel in diese Richtung und das macht den Schmerz sofort besser. Das heißt jetzt nicht, dass das allein die langfristige Lösung für das Problem ist. Da muss man häufig noch ein bisschen weitergehen, aber man hat zumindest schon mal so einen schnellen Hebel.
00:17:55
Berit Modrok: Also, er weiß oder sie weiß direkt: okay, es ist gerade wieder eine schlechte Phase hier. Mir tut alles weh. Wenn ich jetzt aber diese Bewegung mache, wird es wahrscheinlich direkt oder recht schnell besser werden. Okay, du hattest gerade schon angedeutet, dass du gerne auch so diagnostisch in der Physiotherapie unterwegs bist. Als Physiotherapeut selber darf man das glaube gar nicht in Deutschland. Wie kommt es denn dazu, dass du das jetzt trotzdem machst oder machen kannst?
00:19:05
Jorrit Braasch: Ja, also da muss man auf jeden Fall ein bisschen differenzieren. Also, du darfst oder du stellst als Physiotherapeut keine medizinische oder ärztliche Diagnose. Das ist ganz klar. Weil diese ärztlichen Diagnosen, bauen meistens auf irgendeiner Pathologie auf, also sprich, da ist dies und jenes kaputt oder funktioniert so nicht. Und unsere Diagnose von physiotherapeutischer Seite ist mehr funktionell, so gesehen, und ich habe jetzt gerade den Kurs für den sektoralen Heilpraktiker abgeschlossen. Das heißt, dieser sektorale Heilpraktiker ermöglicht dir in der Physiotherapie auch als Physiotherapeut Erstkontakt zu haben. Das heißt, die Patienten können direkt zu dir gehen und müssen vorher nicht einen Arzt gesehen haben, der dann eine medizinische Diagnose stellt und dann quasi die zum Therapeuten schickt. Sondern sie können direkt zu dir kommen, und du kannst quasi oder solltest in der Lage sein zu erkennen: Okay, ist das jetzt hier irgendwie etwas schlimmeres, was vielleicht dann doch ärztlicher Diagnostik bedarf oder ärztlicher Behandlung bedarf, oder ist das etwas, was du als Therapeut direkt behandeln kannst?
00:19:39
Berit Modrok: Das ist vielleicht auch so Vor- und Nachteil von Deutschland gleichzeitig. Vielleicht Vorteil, okay, ein Arzt schaut noch mal drüber, wenn man ständig als Patient den Physiotherapeut/ die Physiotherapeutin wechselt, und gleichzeitig ist es natürlich auch ein Nachteil für die Patient:innen, die ständig irgendwie zum Arzt rennen müssen oder woanders hin und erst mal ein Rezept holen müssen, dann das Rezept einlösen, auf einen Termin warten beim Physiotherapeuten oder Physiotherapeutin und so weiter. Also meinst du das könnte so ein bisschen die Arbeit für dich selber vielleicht erleichtern?
00:20:59
Jorrit Braasch: Ja, 100 Prozent also, es ist ja auch allein schon, weil du entscheiden kannst, wie viel Geld nimmst du jetzt? Du kannst deine eigenen Preise in dem Moment festlegen, aber auch, wie viel Zeit braucht dieser Patient? Und wie viel Therapie bedarf es denn dafür, dass du das komplett selber einteilen kannst. Es ist natürlich so, dass wenn du als sektoraler Heilpraktiker eine Heilmittelverordnung ausstellst und die nicht immer von den Krankenkassen übernommen wird. Also, es kommt ein bisschen auf die Kassen darauf an. Man kann da auch vorher dann anfragen, aber du kannst es theoretisch bei jeder Kasse, auch bei der gesetzlichen Kasse, dann am Ende einreichen, und dir theoretisch Geld, wie viel Prozent kommt wieder auf die Kasse drauf an, wieder holen dann von den Kassen. Und ja, es gibt dir halt nochmal die Möglichkeit, auch deine Praxis ein bisschen wirtschaftlich, sag ich jetzt mal, besser dastehen zu lassen, da du nicht nur darauf angewiesen bist. Weil sind wir ganz ehrlich, was die Krankenkassen in Deutschland zahlen, das ist schon mehr geworden, muss man sagen, aber es ist immer noch nicht super viel für das, was man dann teilweise doch irgendwie leistet, würde ich jetzt mal behaupten. Und damit kannst du das auch noch mal ein bisschen anheben, so gesehen.
00:21:20
Berit Modrok: Okay. Und wenn wir jetzt nochmal auf den Studiengang zurückkommen, meinst du, durch den Studiengang hast du auch einiges nochmal mitgenommen, um eine eigene Praxis zu leiten oder eben dieses Bürokratische irgendwie so ein bisschen einfacher zu machen? Oder wurde das im Studium gar nicht so diskutiert?
00:21:59
Jorrit Braasch: Ich würde sagen, das war ein Thema, was im Studium ein bisschen gefehlt hat bei uns. Da wurde jetzt nicht so speziell darüber geredet. Also, es war jetzt im Nachhinein ganz gut, dass wir das Modul Gesundheitssystem hatten. Auch wenn es nicht das beliebteste Modul war und teilweise auch echt trocken und anstrengend war, hab ich im Nachhinein schon ein paar Sachen verstanden, wie das hier funktioniert, sage ich jetzt mal so gesehen. Aber ansonsten muss man sich da schon viel selber noch erarbeiten in dem ganzen Praxisding.
00:22:07
Berit Modrok: Ja gut, das Studium war auch nur insgesamt eineinhalb Jahre lang. Da kann man jetzt auch nicht so viel neuen Input oder sowas mit reinbringen.
00:22:25
Jorrit Braasch: Ich meine aber auch, jetzt wurde der Studiengang neu akkreditiert, und dass sie auf jeden Fall als Wahlmodul, die Möglichkeit haben eigene Praxis als extra Modul quasi zu wählen, wo dann nur darauf eingegangen wird, wie das funktioniert, das zu lernen, und das finde ich auch sehr gut.
00:22:52
Berit Modrok: Das ist ziemlich cool, das stimmt. Das hat vielleicht damals noch ein bisschen gefehlt. Was man auch noch sagen muss, der Studiengang ist ein interdisziplinärer Studiengang. Also man arbeitet dort auch mit Logopäd_innen zusammen beziehungsweise studieren da auch Logopäd:innen und Physiotherapeut_innen. Was meinst du, inwieweit hat dich das interdisziplinäre Lernen vielleicht auch auf deine Berufstätigkeit vorbereitet oder was hast du daraus gelernt?
00:23:20
Jorrit Braasch: Also es war auf jeden Fall cool, sich da auch auszutauschen, alleine irgendwie über die Unterschiede der Arbeitsweise, was für Patienten man da begegnet, wie man die dann vielleicht auch irgendwie, sage ich jetzt mal, ergänzend behandelt oder so, und auch einfach kennenzulernen: Okay, was macht man denn genau? Für mich waren vorher Logopäden/Logopädinnen, das waren für mich halt irgendwie Sprach- und Stimmtherapeuten, die haben irgendwie Menschen geholfen das Sprechen zuverbessern.
00:23:23
Berit Modrok: Du hattest einfach davor wenig Kontakt zu Logopäd:innen.
00:24:03
Jorrit Braasch: Total. Also, da hat man mal irgendwie von gehört. In der Ausbildung hatten wir auch so interdisziplinäre Zusammenarbeit, aber das war eine Woche oder so, wo wir mit denen zusammengearbeitet haben. Das war jetzt nicht so super viel. Und hier hatte man dann nochmal so ein bisschen mehr Austausch und hat ein bisschen mehr gelernt, was denn eigentlich da noch so dazugehört und wie so eine Behandlung aussieht. Und also, ich hatte auf jeden Fall danach in der Praxis Patienten, wenn ich das Gefühl hatte, die könnten von der logopädischen Behandlung profitieren, auch das empfohlen, sich dafür mal ein Rezept zu holen und mal zu einer logopädische Praxis zu gehen, und hab da auch sehr positive Rückmeldungen bekommen.
00:24:15
Berit Modrok: Ja, das ist ziemlich cool. Da hat diese Zusammenarbeit sozusagen gleich mal geklappt. Und was würdest du vielleicht auch deinem Jüngeren ich mit auf den weg geben? Was hättest du vielleicht anders gemacht bisher?
00:25:06
Jorrit Braasch: Meinem jüngeren Ich... also vielleicht erst mal, war es gut, dass ich tatsächlich selber sehr viel kritisch gedacht habe, aber vielleicht auch ein bisschen zu sehr schwarz-weiß am Anfang gedacht habe, also die Dinge zu sehr, richtig, falsch, gut, schlecht, kategorisiert habe und ich es mir dadurch vielleicht ein bisschen schwerer gemacht habe, als es hätte sein sollen. Und ich würde mir selber noch empfehlen, vielleicht in der Kommunikation ein bisschen sanfter zu sein. Weil ich dann schon einfach dachte, ich sag jetzt einfach, was ich denke und so, und das hat schon zu dem einen oder anderen Konflikt geführt, gerade als Angestellter und auch am Ende zu dem Schritt, dass ich gesagt habe, okay, ich will nie wieder angestellt sein, ich mache mich jetzt selbstständig.
00:25:09
Berit Modrok: Und du arbeitest nach deinem eigenen Kopf, im Prinzip.
00:25:14
Jorrit Braasch: Genau ich will niemand, der mir da irgendwie reinredet, wie ich arbeiten soll, was ich machen kann und was nicht.
00:25:28
Berit Modrok: Ja, das klingt schon mal ziemlich spannend. Und die Frage zum Abschluss, was würdest du angehenden Physiotherapeut:innen empfehlen, insbesondere auch vielleicht zur Entscheidung für ein Studium in der Physiotherapie?
00:26:35
Jorrit Braasch: Also, Angehenden, wenn die jetzt noch in der Ausbildung sind, würde ich auf jeden Fall empfehlen, sich schon mal so ein bisschen mit Wissenschaft irgendwie auseinanderzusetzen und auch mit Wissenschaft in der Physiotherapie. Da gibt es so ein paar ganz coole Seiten. Eine zum Beispiel "Physio meet Sience", die hat mich in meiner Ausbildung auch sehr geprägt, würde ich jetzt mal sagen. Aber es gibt auch mittlerweile noch mehr Plattformen, die gute Inhalte und einfach verständliche Inhalte zu wissenschaftlichen Themen oder mit wissenschaftlichen Hintergrund anbieten. Und da kann ich auf jeden Fall empfehlen, sich das mal anzuschauen und da vorher schon mal reinzulesen und einfach kritisch zu bleiben. Man darf ruhig fragen: wie, warum und wie funktioniert das, und auch im Unterricht ruhig mal kritische Nachfragen zu stellen, zumindest mal sich erklären zu lassen, wie soll das denn jetzt genau funktionieren, und auch ruhig mal nach der aktuellen Evidenz zu fragen und so weiter.
00:26:50
Berit Modrok: Also: Nachfragen und kritisch hinterfragen. Okay, ziemlich cool. Vielen Dank Jorrit, dass du heute mit dabei warst. Ich habe mich sehr gefreut, und ich hoffe auch, dass unsere Zuhörer und Zuhörerinnen einiges mit auf den Weg bekommen haben.
00:26:53
Jorrit Braasch: Ja, danke, dass ich hier sein durfte.
00:26:59
Berit Modrok: Sehr gerne. Dann viel Erfolg, auf jeden Fall bei deinem Start in die eigene Praxis!
00:27:02
Jorrit Braasch: Ja, vielen Dank, tschüss.
Vom Lebensplan Textilhandel zu Elektromaschinen: Katrin Roßmüller hat eine Ausbildung als Textilkauffrau gemacht und dann ihre Diplom Kauffrau im Studiengang Management im Handel an der Hochschule Bremen abgelegt. Heute ist sie als Quereinsteigerin Geschäftsführerin von Gebrüder Mahn in Bremen, dem ältesten Elektromaschinenbauer in Bremen, und führt die Firma in 4. Generation.
Wie es dazu kommen konnte, wie sich ihr Leben über Nacht nach einem Anruf änderte, wie es ist, wenn Sachen im Leben passieren, mit denen man nicht gerechnet hat und warum sie die einzige Frau im Vorstand der Handwerkskammer Bremen ist, erzählt sie im Podcast. Eine wichtige Aufgabe dabei: die Firma erfolgreich in das digitale Zeitalter überführen.
Im Gespräch mit Dr. Monika Blaschke
Veröffentlicht am 19.5.2023
00:00:08
Monika Blaschke: Herzlich willkommen bei den Alumni Podcast der Hochschule Bremen. Schön, dass Du uns zuhörst. Wenn du wissen möchtest, welche Karriereoptionen nach dem Studium von Management im Handel möglich sind und wie ein Anruf all diese Optionen auf den Kopf stellen kann und warum unser Podcast Gast sich heute bei der Handwerkskammer Bremen engagiert, dann freue dich jetzt auf die wunderbare Katrin Rossmüller, unseren heutigen Gast in der Reihe Alumni Talks. Herzlich willkommen, Frau Rossmüller! Ich freue mich total, dass wir heute unseren Podcast aufzeichnen können in der Reihe mit der Hochschule Bremen. Wunderbar! Freue mich sehr, dass es heute geklappt hat.
00:00:52
Katrin Roßmüller: Ich bedanke mich auch und freue mich auch super!
00:00:55
Monika Blaschke: Sehr schön, Frau Rossmüller, mal ganz kurz ein paar Angaben zu ihnen. Sie sind Geschäftsführerin der ältesten Elektromaschinenbau Firma in Bremen, Gebrüder Mahn, aber das ist nicht alles. Sie sind ja auch noch gleichzeitig die einzige Frau im Vorstand der Handwerkskammer Bremen. Wie konnte es dazu kommen?
00:01:17
Katrin Roßmüller: Ja, wie konnte es dazu kommen? Das frage ich mich manchmal auch selber. Ich habe gesagt, ich möchte mich für die Handwerker in Bremen einsetzen und für die Belange, und ja hab mich dann zur Verfügung gestellt zur Wahl, wurde aber auch gefragt von unserem Präsidenten, ob ich bereit wäre, das zu machen, und hab natürlich, weil das ja auch eine Ehre ist, zugesagt.
00:01:37
Monika Blaschke: Natürlich zugesagt. Genau das ist eine ihrer Leidenschaften: die Handwerkskammer und das Handwerk zu vertreten, hier in Bremen und auch darüber hinaus. Aber die andere Leidenschaft gehört dieser Firma Gebrüder Mann. Erzählen sie doch mal, was machen sie heute so?
00:01:51
Katrin Roßmüller: Also, wie gesagt, uns gibt's bald seit 100 Jahren. Mein Urgroßvater hat die Firma gegründet. Ich führe die Firma jetzt in vierter Generation, und im Gegensatz zu früher hat sich unser Berufsfeld natürlich ein wenig geändert. Mein Urgroßvater hat Elektromotoren Instand gesetzt. Und ja, im Vergleich zu der heutigen Zeit haben sich die Elektromotoren erst mal technologisch weiterentwickelt, von der Effizienz her, und dann ist es natürlich noch so, dass die Digitalisierung hinzugekommen ist, eine der großen Herausforderungen dieser Zeit.
00:02:25
Monika Blaschke: Genau, und wenn man bei Ihnen in die Maschinenhalle geht, dann sieht man beides, man sieht Digitalisierung, und man sieht aber auch die ganz alten Maschinen. Geht es denn zusammen?
00:02:33
Katrin Roßmüller: Es muss zusammengehen, weil wir müssen ja diesen Schwung schaffen von, ich sag mal, der Mechanik in die Digitalisierung. Es wird auch die Mechanik immer bleiben, weil wir müssen ja immer irgendwas mechanisch antreiben. Aber es wird eben digital in unserem Bereich digital geregelt, und das wird in Zukunft noch enger verflochten werden, wenn wir dann auch noch hinzunehmen, was natürlich auch nochmal ein ganz interessantes Feld wird.
00:02:58
Monika Blaschke: Genau das wäre ja schon ein Thema für einen weiteren Podcast, werden wir heute wahrscheinlich nicht schaffen. Aber ist Ihnen das in die Wiege gelegt worden, was sie heute machen, Frau Roßmüller?
00:03:08
Katrin Roßmüller: Also ich habe ja eigentlich Textil Kauffrau gelernt und habe danach Management im Handel studiert und hatte eigentlich den Fokus auf den Textilhandel, weil ich eigentlich dachte, dass mir das in die Wiege gelegt wurde. Aber das ist eben halt auch Schicksal. Ich glaube, dass mir dann doch eher die Elektromotoren in die Wiege gelegt worden, weil genau das macht es nachher aus, dass die Sachen eigentlich im Leben passieren, wo man dann nicht mit rechnet, und das ist dann manchmal auch sehr, sehr schön. Also ich bin dankbar drum.
00:03:36
Monika Blaschke: Sie sind dankbar, bereuen sie denn heute? Wir kommen gleich noch dazu, was sie im Studium gemacht haben und ob das noch eine Rolle spielt in ihrer jetzigen heutigen Tätigkeit. Aber bereuen sie denn manchmal, keine Lehre, also keine duale Ausbildung in diesem Bereich gemacht zu haben? Wäre das eine Alternative gewesen für sie damals?
00:03:53
Katrin Roßmüller: Ja, also was mir tatsächlich ein wenig fehlt als Quereinsteigerin. Man hat zwar die Jungs, die fachlich mehr drin sind im Elektro Maschinenbau Bereich, aber um manche Entscheidungen zu treffen, wäre es sehr, sehr, sehr schön gewesen, auch im Bereich Elektro Maschinenbau die duale Ausbildung zu haben, weil das ist eben die Praxis, die einem da nahegelegt wird, im Studium die Theorie und in der dualen Ausbildung die Praxis, und dieser Verbund, der macht es nachher letztendlich auch aus.
00:04:17
Monika Blaschke: Der macht es nachher aus. Wie war das denn genau bei Ihnen? Sie haben sich damals entschieden zu studieren, und warum Management im Handel?
00:04:27
Katrin Roßmüller: Also, ich habe ja eine duale Ausbildung als Kauffrau im Einzelhandel, aber eben nicht im Bereich Elektro, Maschinenbau und Management. Im Handel habe ich damals schon gewählt, weil dieser Studiengang eben sehr praxisbezogen war, schon, und es wurden eben Semester angeboten im innereuropäischen Ausland und außereuropäischen Ausland, und das fand ich, das war damals zu meiner Zeit um die 2000, Ende der neunziger, Anfang der 2000, da war das eben noch was Besonderes. Heute ist das natürlich ein elementarer Bestandteil: Auslandsaufenthalte, weil wir ja auch viel internationaler geworden sind. Und das war das, was mich nachher gereizt hat, eben der Praxisbezug und die Verbindung der Theorie des Studiums.
00:05:07
Monika Blaschke: Ja, und hat sich das für Sie ausgezahlt? Was haben sie danach gemacht? Was waren so die ersten Schritte nach dem Studium?
00:05:15
Katrin Roßmüller: Also ausgezahlt hat sich auf jeden Fall. Also für mich habe ich das immer entschieden. Das muss natürlich jeder für sich individuell auch entscheiden. Ich bin Pragmatikerin und mag aber auch gerne den theoretischen Hintergrund, und für mich nach dem Studium hat das einfach dahingehend viel gebracht, dass ich wusste, wo hole ich meine Informationen her? In der Berufsschule wird einem das vorne alles erklärt, und im Studium ist es auch viel so. Man muss sich die Sachen selber holen, und dieser Mix, der macht es nachher auch aus, und das war nachher das Interessante, dass ich wusste, wo kann ich was nachlesen, und wie komme ich an die Informationen ran, die ich auch brauche.
00:05:48
Monika Blaschke: Genau, es geht also gar nicht nur um die Inhalte, die Sie gelernt haben, sondern um die Art der Inhaltsbeschaffung, quasi also, dass Sie gelernt haben, im Studium genau das zu recherchieren, was Sie später brauchen, eigentlich.
00:05:58
Katrin Roßmüller: Genau also, es gibt ja so viele verschiedene Studiengänge, und klar kommt es natürlich auf den Inhalt drauf an, auf die Interessen. Darum studiert man ja in eine Fachrichtung, aber letztendlich geht es darum. Es hört ja auch nicht nach dem Studium auf, dass man sagt, so, ich habe jetzt ausgelernt und hab jetzt meinen Bachelor oder Master, wie auch immer, sondern es geht ja ums lebenslange Lernen, und dafür ist es eben halt auch wahnsinnig wichtig, einfach zu wissen, wie organisiere ich mich selbst, wo bekomme ich das Wissen her, was ich brauche, nicht nur für den Beruf, sondern auch fürs Leben.
00:06:27
Monika Blaschke: Ja, genau, und dann: Okay, Management im Handel, Handel war eigentlich die Richtung. Was haben Sie zuerst gemacht nach dem Studium?
00:06:36
Katrin Roßmüller: Ich bin nach dem Studium zu Esprit gegangen und habe im Vertrieb gearbeitet. Das war damals in den Neunzigern noch eine relativ große, bekannte Firma mit sehr viel Einzelhandelsläden und war da in den Showrooms, sagt man das, da wo die Kollektion an die Einzelhändler verkauft wurden, und das hat mir auch wahnsinnig viel Spaß gemacht. Da bin ich als Trainee hingegangen und hatte aber meine Diplomarbeit noch nicht fertig und hab dann diesen Trainee abgebrochen und hab erst mal meine Diplomarbeit zu Ende geschrieben, weil unser Professor hatte uns immer schon gewarnt. Er hat gesagt, "bevor Ihr Eure Diplomarbeit nicht fertig habt, fangt nicht an zu arbeiten". Da hat man natürlich nicht drauf gehört, gleich fangen zu arbeiten, weil man dann auch nach dem theoretischen Studium Lust hatte, dann wieder was Praktisches zu machen und ins Berufsleben einzusteigen. Und dann habe ich das aber abgebrochen, tatsächlich, obwohl ich immer alles zu Ende bringe und hab erst mal meine Diplomarbeit zu Ende geschrieben und bin währenddessen dann in eine Bremer Firma und hab dann eben dieser Diplomarbeit beendet. Und danach bin ich dann zu Kappa nach Hamburg gegangen. Die haben Trikos für Werder Bremen hergestellt, das große Papageien Triko und das Rosa Trio für Herrn Wiese. Und ja, das war dann so bis dato erst mal mein Lebenslauf, bis ich dann hier rein katapultiert wurde.
00:07:50
Monika Blaschke: Warum reinkatapultiert? Was ist passiert zu dem Zeitpunkt?
00:07:55
Katrin Roßmüller: Eigentlich wollte ich mich nach Kappa selbstständig machen mit einem Textil Einzelhandel auf einer ostfriesischen Insel, hatte auch einen Businessplan geschrieben, und damals war es so, dass die Banken mich immer gefragt haben, was wollen sie mit ihrem Lebenslauf da auf der Insel, und da habe ich gesagt, da brauchen Sie sich bei mir doch gar keine Gedanken machen, das ist ja meine Entscheidung, und das war auch schon in den Startlöchern. Ich hatte auch schon schon einen Standort angemietet, ich hatte schon Kollektionen geordert, ich wollte meine eigene Kollektion machen, ich hatte die Erfahrung gesammelt bei Kappa, wie man eigene Kollektionen herstellt. Und ja, dann ist leider mein Onkel verunfallt, sag ich jetzt mal so, und dann hat mein Vater mich von heut auf morgen angerufen und hat gesagt, du musst in die Firma kommen, weiß ich auch bis heute noch. Das war der 20. 12. 2005, das sind so elementare Sachen, die dann tatsächlich drin sind, hat gesagt, du musst in die Firma kommen, der ist vom Fahrrad gefallen, der kommt erst mal nicht wieder. Ich weiß nicht, wie ich hier weitermachen soll alleine. Ja, und dann bin ich darum rein katapultiert, von heut auf morgen hier in die Firma gerutscht, natürlich erst mal mit dem Hintergrund, dass es interims sein sollte.
00:08:56
Monika Blaschke: Senator Böhme Straße Nummer fünf ist was ganz anderes als so eine Insel. Wie, wie hat das funktioniert? Wie hat sich das angefühlt, und wie haben Sie diese erste Zeit vor allen Dingen auch dann hier hin bekommen?
00:09:07
Katrin Roßmüller: Also, mir war das gar nicht so bewusst, dass ich, ja, weil es war ja eigentlich übergangsweise. Ich hab gesagt, so, ich mache das jetzt zwei, drei Wochen, unterstütze meinen Vater. Das ist natürlich eine Selbstverständlichkeit, Familienfirma, ich springe rein, ich kenne das Metier gar nicht, ich kenne Elektromotoren nicht, und er hat mir auch den ganzen Tag immer gesagt, nee, macht nur mal eben bitte Post und macht dies, das und das kannst du alles nicht. Und dann habe ich natürlich gesagt, ja gut mache ich jetzt ein, zwei, drei Monate, bis der dann wieder fit ist. Also wir haben erst auch gar nicht von Monaten gesprochen, sondern von Wochen, und da hab ich mir eigentlich gar keine Gedanken gemacht, wie ich mich gefühlt habe, sondern ich bin eingesprungen, fertig und habe von vornherein immer nur gedacht, es ist übergangsweise. Von daher war auch gar keine Zeit, weil es ja ein Notfall war, sich großartig da Gedanken zu machen!
00:09:47
Monika Blaschke: Und wann war dann klar, dass Sie hier bleiben?
00:09:51
Katrin Roßmüller: Ja, dass zog sich tatsächlich über ein oder zwei Jahre, weil mein Vater und mein Onkel aus einer Generation kommen. Das war früher so, da gab's das noch nicht, dass man so weit in die Zukunft geguckt hat und und langfristige Pläne gemacht hat. Oder es war tatsächlich bei meinem Vater und meinem Onkel so, dass sie es nicht gemacht haben, sondern einfach von heute auf morgen geguckt haben. Und ja, das zog sich dadurch ziemlich in die Länge, weil ich immer gesagt habe, Mensch, was soll ich jetzt machen, soll ich hier bleiben, soll ich wieder in meinen alten Beruf gehen, und mein Onkel und mein Vater, da kam gar keine Aussage, weil sie immer noch meinen Bruder in petto hatten, der Elektromaschinenbau gelernt hat, der auch Elektrotechnik studiert hat. Und wie es eben so ist, war von den beiden Herren dann eher vorgesehen, dass natürlich der Bruder das macht, wie es so traditionell ist, und darum kam auch gar keine große Aussage. Und dann habe ich mir irgendwann mal die Ärmel hochgeschoben, habe gesagt, so, dann organisiere ich mich selber, und damals gab es noch Existenzgründungsgeld von der Arbeitsagentu. Ich bin zur Arbeitsagentur, und ja, hab das Geld beantragt, damit die Firma, weil mein Vater und Onkel auch sagten, drei, vier Leute hier im Büro, das kann keiner finanzieren, und hab mich dann in Anführungsstrichen refinanziert durch das Existenzgründungsgeld, was es damals noch gab.
00:11:01
Monika Blaschke: Und ihr Bruder hat nie gesagt: Katrin, jetzt geh mal wieder zurück auf deine Insel, ich will jetzt übernehmen!
00:11:06
Katrin Roßmüller: Nein, mein Bruder, der war damals noch zu dem Zeitpunkt im Studium und ist danach zu einer großen Firma gegangen, wo er ein Praktikum gemacht hat, einer großen Kranfirma, und war da eigentlich auch ganz glücklich, und dadurch bin ich dann auch hier geblieben, weil mein Onkel dann auch noch mal krank wurde. Das kam auch noch hinzu, und dann hatten wir wieder diesen Engpasss, und ja, das war einfach auch so ein bisschen Schicksal. Aber ich glaube, das Schicksal ist, was ich vorhin schon sagte, so ein bisschen Wink mit Zaunpfahl auch.
00:11:36
Monika Blaschke: Was machen Sie denn heute so täglich in Ihrem Aufgabenbereich? Was gehört alles dazu? Können Sie uns da mal so ein paar Eindrücke geben?
00:11:43
Katrin Roßmüller: Also, als Geschäftsführerin dieser Firma bin ich natürlich für alle Belange zuständig. Ich bin Mutti für alle Kollegen und Mitarbeiter, für sämtliche persönlichen Sorgen, auch, natürlich dann in erster Linie für die Unternehmensführung, für die wichtigen Entscheidungen, und wichtige Entscheidungen sind strategische Entscheidungen, sind natürlich finanzielle Investitionen. Ich habe tolle Kollegen, mein Betriebsleiter und mein Werkstattleiter, klasse, die arbeiten schon sehr autark und haben natürlich, und das muss man auch lernen, das ist auch ein Prozess, Entscheidungen oder Verantwortungen - genauer gesagt - abzugeben. Man kann nämlich nicht als Geschäftsführerin alle Entscheidungen zu jeder Zeit immer treffen, sondern man muss eben tolle Mitarbeiter haben. Ohne geht es nicht. Man muss immer im Team arbeiten, und man muss eben diese Verantwortung auch abgeben, damit auch andere dann Entscheidungen treffen können. Und ja, eigentlich ist das Meiste von meinem Job, Entscheidungen zu treffen und Probleme zu lösen. Das ist der zweite große, ja, wie soll ich sagen, Klotz, den man als Geschäftsführer dann hat. Weil - Improvisation ist das halbe Leben!
00:12:46
Monika Blaschke: Das scheinen Sie auch super zu beherrschen, sonst wären Sie ja auch nicht in diesem Job dann geblieben und hätten nicht so viele unterschiedliche Stationen schon gehabt. Wenn Sie jetzt in die Zukunft gucken, was glauben Sie, kommen da noch andere Kompetenzen dazu, die Sie benötigen?
00:13:01
Katrin Roßmüller: Also, die gibt's ja schon ewig lange. Social skills sind wahnsinnig wichtig. Die werden aus meiner Sicht auch immer - ich bin ja nun auch Ende 40 - unterschätzt. Ich glaube, weil diese fachlichen Kenntnisse, die kann sich jeder aneignen, wichtig ist aber auch das Miteinander, und das sehe ich gerade bei meinen Kollegen. Wir haben hier auch früher eine andere Unternehmenskultur gehabt oder ein anderes Miteinander. Wie wichtig das ist auch für die Produktivität, für die Motivation der einzelnen Kollegen und Mitarbeiter, und darum sehe ich, dass das wahnsinnig wichtig wird, und natürlich, dass man seine Kollegen/ Mitarbeiter auch fachlich weiterschult, allein auch schon aufgrund der Digitalisierung. Und es tut sich im Produktbereich - früher waren es Monate oder Jahre, dann Monate, dann Wochen, und mittlerweile sind es Tage, was sich da technologisch oder digital auch tut, und der Anspruch, also diese Eigenverantwortung für sich, sich das Wissen irgendwo zu holen, das wird immer größer.
00:13:56
Monika Blaschke: Und immer schneller, wie Sie sagen, die Anforderungen da draußen. Inwieweit spielt es eine Rolle, dass Sie Frau sind, Frau Müller? An welchen Stellen macht es einen Unterschied, oder macht es keinen Unterschied?
00:14:07
Katrin Roßmüller: Ich habe immer gesagt: Quatsch, das liegt immer an einem selbst, aber man merkt es tatsächlich im Alltag. Bei mir ist es natürlich auch eine männerdominierte Branche, und wenn ich jetzt in irgendwelche Konzerne fahre oder Unternehmen, wo es einen männlichen Betriebsleiter gibt, und in der Produktionstechnik sind zu 99,9 Prozent männliche Betriebsleiter, die sagen erst mal, "hm, da kommt jetzt eine Frau an, die hat keine Ahnung von Technik". Also, dieses Vorurteil ist tatsächlich immer noch da. Das muss man sagen. Und, auch wenn die Männer das hier in diesem Unternehmen verneinen würden, das, was wir Frauen im Alltag wuppen, dieses Jonglieren und alle Bälle in der Luft halten, das interessiert nicht, beziehungsweise das wird zwar wahrgenommen, aber es wird nicht toleriert. Es ist eine Selbstverständlichkeit, und da würde ich mir manchmal so ein bisschen wünschen, dass die Männer ein bisschen mehr unsere Brille aufhätten. Aber ich glaube, das kriege ich nicht mehr hin - und es ist auch egal. Aber das hat auch nichts mit Wertschätzung zu tun, sondern einfach, dass wir als Frauen meistens an mehreren Baustellen oder, wie gesagt, mehrere Bälle in der Luft halten müssen.
00:15:11
Monika Blaschke: Ist es auch genau das, was Frauen in Führungspositionen mitbringen müssen, oder sind da noch andere Sachen wichtig?
00:15:18
Katrin Roßmüller: Also, ich bin ja kein Fan von der Frauenquote, weil ich einfach sage, wenn man als Frau sich bemüht und sich auch schlau liest, und man hat die Fachkompetenz oder egal, überhaupt die Kompetenzen wie die Männer auch, dann kommt das von alleine, und klar muss man sich bemühen, und da mache ich tatsächlich keinen Unterschied, ob es nun Männer oder Frauen sind. Man muss vielleicht eine Spur mehr kämpfen, um dahin zu kommen. Aber ja, so ist es halt, das ist manchmal auch, das treibt so, ja, wie soll ich sagen, das kitzelt meinen Ehrgeiz dann noch ein bisschen raus, auch das zu erreichen, wenn ich dann neben mir einen Mann habe, wo ich sage, oh, das kann ich auch!
00:15:54
Monika Blaschke: Genau, und wenn wir jetzt nochmal die Brücke zurückschlagen zum Handwerk, denn ich weiß, Sie brennen ja dafür. Es ist auch wirklich Ihnen ein Bedürfnis zu vermitteln, wie toll und wie vielseitig auch eben Aufgabenbereiche im Handerk sind. Sagen Sie doch noch mal, warum sollte man vielleicht auch als Studienabsolvent/ in durchaus im Handwerk arbeiten?
00:16:15
Katrin Roßmüller: Also einmal tatsächlich, ich glaube, dass wir in unserer Gesellschaft nicht nur das Theoretische brauchen. Wir brauchen die Praktiker, wir brauchen Bäcker, wir brauchen Konditoren, wir brauchen Tischler, wir brauchen Elektromaschinenbauer, weil wir das Handwerk, das ist das, was nachher alles umsetzt. Wir brauchen für die Umwelt Transformation, wollte ich gerade sagen, also für den Klimaschutz brauchen wir das Handwerk. Wir brauchen also - Sie merken, das ist so viel, dass das bei mir gerade stoppt, weil bei mir im Kopf alles übersprudelt. Ja, also, es ist die Basis eigentlich für alles das Handwerk, und das wird manchmal gesellschaftlich auch tatsächlich verkannt, weil es wird alles übers Handwerk hergestellt, wenn sie mal zu Hause gucken und sich mal umschauen. Es ist alles, was Sie im Täglichen nutzen, ob nur ein Bett, ob nur ein Messer und Gabel, Teller, es wird alles handwerklich hergestellt, und wenn Sie sich das Handwerk mal wegdenken würden, dann würden Sie nackt dastehen, ohne Kleidung, ohne Schuhe, und das ist eben das, was ich mir auch noch wünschen würde, was noch mehr ankommt, weil wie, wie wichtig Handwerk einfach auch ist.
00:17:18
Monika Blaschke: Dass man es einfach auch im Kopf hat, wenn man sich zum Beispiel nach dem Studium oder nach der Schule fragt, wo geht's jetzt hin? Also welche Chancen habe ich? Dass man es auch mitdenkt?
00:17:28
Katrin Roßmüller: Ja, und vor allen Dingen natürlich, das würden wir uns wünschen, weil die Karrierechancen, und das ist ja das im Handwerk, sind nicht minder schlecht oder gut wie in der Industrie, weil Sie sehen es ja auch an den Kollegen, die ich habe. Das sind junge Leute. Man hat hier mehr Eigenverantwortung als in der Industrie. In der Industrie - sage ich immer - sind für mich große Konzerne, und ja, da habe ich ein bestimmtes Aufgabengebiet und einen Kompetenzbereich, in dem darf ich mich bewegen. Es wird zwar auch immer gesagt, wir suchen junge, innovative Leute, aber in Anführungsstrichen werden junge Leute gesucht, die diese Aufgabenbereiche abarbeiten, aber wenig Innovation. Weil, wenn man in Konzern mit neuen Ideen kommt, kann man die natürlich auch nicht gleich umsetzen, weil dann die Unternehmensstrukturen es gar nicht zulassen. Und das ist im Handwerk anders. Wenn meine Jungs ankommen und sagen, ich habe hier die und die und die Ideen, und das, und das können wir verbessern von den Prozessen her, von den Produkten her, von unserem Aufgabenfeld, dann sage ich, sofort, finde ich, super, können wir umsetzen. Das heißt, wenn man also sehen will, oder wenn man seine Ideen verwirklichen will, wenn man noch weiter guckt, dann kann man das, glaube ich, im Handwerk besser. Also dieses Individualisierte, ja, wie soll ich das sagen, diese Individualität, die man in sich hat, die kann man, glaube ich, im Handwerk besser verwirklichen als in einem großen Konzern.
00:18:41
Monika Blaschke: Also, das Handwerk als eine tolle Karrierechance und gleichzeitig auch als Innovationsmotor für Deutschland, richtig!
00:18:47
Katrin Roßmüller: Super zusammengefasst, Frau Blaschke jetzt nicht besser sagen können, ja, genau, also Innovation auf jeden Fall, die kommt aus dem Handwerk, die wird dann nur von der Industrie aufgegriffen. Das muss man auch mal sagen, weil die eben halt die Ressourcen auch haben, um diese Innovationen schneller umzusetzen als wir im Handwerk, weil die meisten oder 99 Prozent der mittelständischen Unternehmen sind ja auch Inhaber geführte Handwerksunternehmen, und da fehlen die Ressourcen. Wir haben ganz viele Ideen, hier auch bei uns im Unternehmen, aber wir können sie nicht umsetzen bei uns, weil die Ressourcen fehlen, weil dann wiederum die Liquiditäten fehlen, und das ist in Konzernen eben anders.
00:19:22
Monika Blaschke: Wenn wir jetzt nochmal die letzte Brücke zurückschlagen zu der Studentin, die damals studiert hat oder die einfach jung war damals, was würden Sie denn aus heutiger Sicht diesem Jüngeren Ich mit auf den Weg geben wollen?
00:19:36
Katrin Roßmüller: Hm, man kommt ja in ein Unternehmen nach dem Studium und sagt, ich mache alles anders und hat schon vorgefertigt, wenn man auch in einen Konzern kommt, was man vielleicht erreichen will. Viel Geld verdienen ist natürlich immer an oberster Stelle. Ich glaube, dass das Wichtigste ist, dass man auch mal auf die ältere Generation hört, weil die haben die Lebenserfahrung, und um im Job weiterzukommen, um gut zu sein in seinem Job, braucht man einfach auch die Lebenserfahrung. Und ich glaube, ich würde in ein, zwei, drei Sachen mehr auf meinen Vater hören und so ein bisschen rückwirkend vielleicht nicht gleich sagen, nee, so machen wir es nicht, sondern einfach die ältere Generation miteinbeziehen, und die sind von einer Lebenserfahrung, das unterschätzt man.
00:20:17
Monika Blaschke: Und die Insel, was ist mit der Insel?
00:20:25
Katrin Roßmüller: Da fahr ich im Urlaub hin.
00:20:25
Katrin Roßmüller: Vielen Dank, Frau Rossmüller. Vielen Dank für dieses Gespräch, hat mich sehr gefreut.
00:20:25
Katrin Roßmüller: Kann ich nur zurückgeben, jederzeit wieder! Dankeschön, Frau Blaschke.
If you're an international student yourself, a student looking to work abroad after graduation, or just generally interested in tips on building your network, this episode is for you!
Hochschule Bremen alumna Lori Thompson works in the Human Resources department of IGEL Technology. After finishing her MBA in Global Management at the International Graduate Center, Lori took her time finding the job that was the perfect match for her qualifications and expectations, first working in the Bremen branch of the company and then switching to the American branch after moving back to her home country.
Studying Global Management at HSB was the start of a career change for Lori and, looking back, she is able to point to many skills that she learned at HSB that she still uses on a regular basis in her job today.
Interviewed by Rebekah Cramer.
In our first English-speaking Alumni Talks episode, you'll hear Lori's tips on:
Published on April 1, 2023
00:00:08
Rebekah Cramer: Hello and welcome to Alumni Talks, the Alumni Podcast from the Hochschule Bremen. Yeah, hello, everyone, and welcome to the Hochschule Bremen Alumni Podcast. Today's guest is Lori Thompson, 2018 graduate of the Global Management MBA at the International Graduate Centre. Since graduating from the Hochschule Bremen, Lori has been working in the human resources field in both Germany and the United States. So first of all to welcome to the Hochschule Bremen Alumni Podcastt. It is great to have you here, not only as our first international guest, but also for our first podcast episode in English.
00:00:51
Lori Thompson: Thank you so much, Rebekah. I'm so happy to be here and yeah, it's in English. I wish my German were better, but this is wonderful. Thanks for accommodating that.
00:01:00
Rebekah Cramer: Yeah, absolutely, and as you know, we have a number of English-speaking degree programs and for our students from those degree programs., this is, of course, really great for them. Yeah, so why don't you start off by telling us a little bit about yourself?
00:01:13
Lori Thompson: Sure, happy to do so. So I'm currently located in Tampa, Florida, working remotely as vice-president of human resources for North America, for IGEL Technology or IGEL Technology, as we call the company in the US. This is a Bremen based company with US presence. We have about 420 employees in Europe and in North America, and of that about a quarter of them, so just over a 100, are US and canadian employees, mostly in the US. I started this position, as you said, Rebekah, in Germany when I was still living in Bremen after graduating from the program, and I was really happy that I could could find that job, which I think we'll talk a little bit more about. And then, when I was ready to come back to to my home country, to the US, I could continue working for the company. It's been wonderful to keep that connection with Bremen, which is is like my second home still for sure.
00:02:11
Rebekah Cramer: Yeah, and that's really cool that you were able to start here and then be more mobile with your career after kind of getting established in the company as well. Yeah, let's jump back to the beginning of your story for a minute. When you think back on kind of your first couple of months here in Bremen, what were some of your hopes or expectations that you had for your future career when you started studying?
00:02:34
Lori Thompson: For sure, so I was a little bit of a non-traditional student. I know there were others like me at least in my programme and probably in other programmes. I had quite a career established when I decided to join the program. I had been working for about 16 years for the State University of New York in International Education. So this was the time where I had decided to kind of make a career change. And even though I had been working internationally and had had lived abroad in Turkey for part of that work, I had never done my masters degree and it was holding me back from things. And so when I saw this program and I knew I wanted to come and live in Germany for another reason, it was just the perfect fit. And so I was really happy to have this program, too, especially in global management, which I was very interested in from my previous work. I knew I wanted to pivot to looking at the private sector, from where I had been in the public university sector in the US and wanted to get to know the topics that were going to be addressed in the program. So it was a perfect fit for me, and so that was my expectation: That it could help propel this big change I was making, which was pretty serious and kind of risky thing to do in my early forties. That was something a little scary for me and took me out of my comfort zone, for sure.
00:03:57
Rebekah Cramer: Yeah, yeah, and so how did things go for you then, after graduation? What was kind of that job searching process like? Like you said, you were starting kind of a second career or really taking the next step and building on the experiences you've already gathered through working. So how did things go when you were job searching?
00:04:15
Lori Thompson: Well, one thing that I had already done was when I did my thesis, I had focused on a company. So I did my thesis project based on a company in the Bremen area, and that was through the IGC that I had made that connection through one of the elective courses that that we had near the end of the semester. So I had already kind of had my feelers out into the local network because I knew I wanted to stay and in Bremen and look for a job. It wasn't easy, I have to say, and that was probably partly because I was looking for a position that wasn't entry level, because I had expectations that I could utilize my experience. I knew that I was going into a new work environment. My network that used in the past wasn't necessarily going to be applicable in Bremen. So that was something I had to build from scratch, from my coursework and from from being in the area for a few years with the program. So it was, it was a struggle for me, not speaking the language fluently. I had spoken some Turkish before. It is a bit of a stereotype that it's hard for us to acquire languages or practice them. German, I just started from from point zero when I entered Hochschule Bremen. And so here I was with... I think I had been taking intensive courses. So I was at maybe a B1 level, a B1 level of German. So not good enough to really do interviews or to say, oh, I can work in German. So I was looking my criteria for a job where were quite specific. So it took me almost six months to find the positio that was was right for me. I interviewed for a few positions and finally found what was kind of a little nugget, a little golden opportunity for me, in contrast with my colleagues. So I had made friends of various ages. I had friends in the program who stayed and were finding jobs. They were going through assessment centers and doing very different kinds of searches than me and they were going to lots and lots of interviews. It was, it was different, we were having different conversations about our searches, but I stayed my course and I really knew what I wanted. And it was.. it was risky, a little nerve wracking, just like anybody doing a job search. But it paid off in the end. I was really lucky and fortunate and worked hard to get to where I am and it wasn't without a lot of angst and apprehension and nerves. I will say that.
00:06:43
Rebekah Cramer: Yeah, yeah, and it definitely sounds like like you really were able to take your time and wait for that opportunity that you were looking for. But, as you said yourself, that process can be a little bit nerve wracking. What were some things that you did during that time to help stay motivated or even help stay confident during that searching process?
00:07:02
Lori Thompson: That's a really good question. Certainly keeping my feelers out there. So in many different ways. I of course came to the career center and I spoke with the director, Monika. I spoke with the team there and that was really helpful to know, to get some pointers on where I should be. You know, maybe be looking what are some some things maybe not already doing, getting that kind of encouragement like keep it going. And that was helpful because even though you know I had a career, it's still scary no matter what. I was also staying in contact with my colleagues from the program and meeting even new people who had just entered the program as well and kind of talking with them, but trying to give them advice as well as where I was. So it just helps to stay in contact with people. I was also in touch with German friends that I had, which, you know, I had expat friends and some German friends to try to get out the feelers. So it was really a lot about keeping up the hope. Thinking, you know, I should also enjoy this time. For me this was a break-in my career where I could kind of focus on the course of the job search. But think okay, look at life again. What is there out there? What do I really want to do? What are these next steps? That was helpful in some of the visualization. And kind of "what is your path in life?" activities and exercises that were recommended to me by Monika and the Career Service. So that was also helpful for me. But a lot of it was just keeping talking to people. It's easy maybe go into your own shell, especially when you're feel like such an alien in a country that even though I had made it my home for the previous year and a half during the program, you suddenly feel like you're on your own. You're out of the program, you're into the world again and you think, oh my goodness. I remember being on the tram and looking at people going to work and thinking "I can't wait to do that again. I can't wait until I have a job". But also looking back and saying "I know I will eventually have one". A friend of mine said: "Look, you're not going to... five years from now, you're not going to look back and say, 'oh, I never worked again. That was the end of it.'" She was right. She had to give me a little bit of a temperature check there. It wasn't going to be the end of anything. I would find something, I had to be patient and I would soon be one of the people on the tram again going to my job and I wouldn't have this wonderful time that was free and then I could just focus on looking for what I really wanted. So taking stock of that was really important.
00:09:34
Rebekah Cramer: Yeah, I love that perspective and especially kind of what your friend said, to keep it all a little bit in perspective. Of yeah, you're not going to look back five years from now and say, yeah, I never worked again. You're going to find a job and you're going to be okay. I really like that. So let's jump back to the present moment. Can you describe your current job for us a little bit more?
00:09:54
Lori Thompson: For sure. So in my role I am responsible for the human resources or we really say "the people function". Now. I think that's more of the buzzword to really talk about that we're are serving the customers of our company, which means the people and the company, the employees and the company. So my work is to head up our North America team, which were small team since we only have a 100 or so employees in North America. Looking at my day today, if you take it as an example, I just spoke with my counterpart who is over... She is the vice-president for human resources for Europe. And we just had a meeting about the management training that we're offering to our employees in February, when we have our company kickoff, which is really exciting. Our company has an annual sales kick-off, which is pretty common, I think, for for companies. My company is a software company, which is kind of rare for Northern Germany, but we're a software company. And so we have a sales kick-off and and we include all of our employees in that to get the energy going. And so at that kick-off we're going to have management training and so we're preparing for that. Unfortunately, I have a termination to do. Today we also have payroll, so I'll be reviewing payroll with my HR generalist, so she is located in Texas. We're both working remotely and so we'll, I'll be reviewing the payroll that she's prepared. Let's see what else do I have? So I have a number of meetings throughout the day. I'll still be working with our chief financial officer, reporting to her and we'll be checking in on a few projects that we have going. We're going to be switching over our payroll provider that we have in the US, so that's a very big project. We just implemented a new HR information system. So it's a dynamic role, a lot of responsibility. But I'm also in the very details of when employees have questions, making sure that we address those and I'm very much tied to our European team. We do things jointly, but we also have to implement our local HR rules and making sure we're in compliance with all the local rules, which in the US means federal rules and also statewide rules. So we are in 27 states, in my compan. We have employees throughout the country, so that's a lot of work for our team. So it's a lot to be working on and it's really interesting. I'm never bored. I'm very happy with the role that I have.
00:12:20
Rebekah Cramer: Yeah, it sounds like you have a really broad scope of responsibilities and that you're really able to get involved in a lot of different facets of the work all at once. I have the privilege of watching you talk about your work, which our podcast listeners don't and as we're talking about your day-to-day responsibilities, I can see a lot of the passion that you have for your work coming through. Maybe you can tell us a little bit about something that you really enjoy in your current position.
00:12:45
Lori Thompson: So a lot of the work that I do, of course, is working with employees. Working with our managers, and that's the most fulfilling for me is working with. You mentioned Rebekah. I do have a broad portfolio of responsibility, but I also have detailed questions that I answer and work with employees, so I need to have strong relationships with them, and that's the most fulfilling for me. Working with managers... We have new managers in our company and need to give them advice and work with them in making sure that they're team members, are as equipped that they can be to do the job. Unfortunately, sometimes that means we have to help employees improve, but for the most part we're looking to make sure that everybody is successful in the company and we're working constantly to stay up with the latest HR practices so that we can help our employees. How to do that remotely, where a lot of our employees in North America are working remotely. So making all those people connections. I mean I'm in the people field and I was before in my previous career with international education, which was a lot of international partnership work. So yeah, that's to me very, very exciting. What is least exciting is when I have, you know, doing the payroll in doing things with spreadsheets and things like that, which I think we'll be getting to that, regarding skills and things that we need. It's not my favorite work to do, like some people on my team, which I'm really happy that they have those skills, but I'm not too strong. But the people work, the relationships that I have are, really the most, the most exciting for me.
00:14:15
Rebekah Cramer: Yeah, well, let's focus in a little bit on the word "skills" in general. So, as you know, but maybe our podcast listeners haven't heard yet, sometimes soft skills are often being called "future skills" now. And these are things that could be anything from flexibility to creativity to critical thinking. Are there any future skills that you see in your specific field that you think are really important for students who are just now entering the job market?
00:14:40
Lori Thompson: We think about this a lot in my field, in the people area. I think your question is a really good one for every single career and we think about that a lot. So I would say for sure, in almost any role, but certainly in the HR, the people area, it's really important to have emotional intelligence. I mean this has always been true. People can say that's very soft skill. Maybe engineers would say that. But everybody has to have emotional intelligence. That's critically important. Along with that is communication that will, I think, never be unimportant, even new ways to communicate, like when we're we're communicating virtually. I mean you and I working together on this podcast: we are communicating virtually. And maybe there are slightly different ways to do it, but the core is knowing your audience and knowing how to communicate. That's so important in any job, and more so at least my field, that we have to be able to communicate clearly with with employees on so many level. In my area, and I think this is true in many jobs, analytical thinking is also critical and discussed a lot. I mentioned already spreadsheets and data. Being able to quantify the value that we provide to the company and the people area is very important. But we're also looking at how we can achieve the goals that we want, how to measure that. But we're also using analytics to assess so many things in what we do daily with the company. So when we're analyzing the work that we're doing, our employee body, you know, what are the different ways we can analyze things. Analytical thinking is critically important. There are many tools out there to use as well, so we're not on our own with that. But you need to know what you're measuring, why you're measuring it. How do you use that information? So this is really critical in the people area, but I think for most jobs that are out there. And then, this comes up a lot in something that happened recently where we introduced some new processes into our company. So change management: being able to work with change, being able to bring in stakeholders and of course there are many models of change management and how to do that. And so understanding that in many roles is really important and certainly in the people area. We work on that all the time. The days of just okay, you go to the "Personal Abteilung", the personnel office and you get a yes or no answer... that's just is not how it is any more. We, we need to bring people along with the ride that we have, and change management is really a foundation of that. So in my team we certainly need to be versed in that. These are really critical knowledge to have and I think the sort of skills and all of that are really important.
00:17:29
Rebekah Cramer: And are there some specific skills that you can think of that you learned while doing your studies at the Hochschule Bremen that you are still using today in your career?
00:17:37
Lori Thompson: I can answer that clearly. It's funny how often sometimes I'll remember back to some of the classes, the finance class that we did -- I use all the time. I've already mentioned spreadsheets and things, you know, doing basic data analysis. I will tell you, everybody who is listening who's student, please pay attention to that in your classes. When you have a chance to do the samples, on analyzing data, using the lookup, using pivot tables, you will use it in a lot of careers, I think. I'm using it and and I'm so happy that my team is also able to do it. It's, it's really important. So the financier, the data, the quantitative analysis course, I'm still using every single day. The global management courses in general, to give me a view on what it's like to work when you have different presences. Because we have in my company we have, I think, nine different locations between Europe and North America where we're in different countries. Those global management courses gave me such a wonderful foundation for that. I was recently needing to respond to an employee who wanted to work in Costa Rica. We need to analyze that. What are the tax implications? What is the official presence that we would then have in the country? I thought right back to my global management course that we had related to both taxation and global management of when you have presence in another county just by having an employee there. So there's a lot that I've been bringing from this program into my work. It's it's so fascinating, the program is so interesting with so many different professors. So yeah, I'm using quite a bit of it. Financial documents and those things...I needed that. I already had some knowledge, but having them, working through those analyzing financial sheets in my program prepared me very much for, for that work and the executive leadership team.
00:19:30
Rebekah Cramer: That's really great to hear that you use so much of what you learned here in Bremen in your job, even a couple of years later. That's that's really encouraging to hear, I'm sure, for our students as well. I just have one last question for you: if you could go back in time and meet up with your younger self, who is in the middle of classes here.. What is some advice that you would give yourself?
00:19:50
Lori Thompson: So again, because I think I was a little bit further in my career, I think maybe in comparison to my other classmate, I already ready to utilize networks. And I was very interested in utilizing any connection that we had through our course work or through any sort of opportunity that Hochschule Bremen put forward for us or our our program organizers put forward to us to have connections with companies. So we had one program, one elective, in our program that we were able to meet with companies, one where we went to Greece and we had connections with companies and one in Bremen. And I did take advantage of that so that that part I already knew I needed to do. But what I didn't do, probably enough, was focus on German language. I was focused so much on the MBA program and doing all of that. I did take advantage of the German language course that was offered during my studies and then I did my own intensive course after, but practicing... I think as a native English speaker, people are happy to speak English with me. They want to do that. And so it was a little too easy to fall back on that instead of focusing on my German language development. Because it probably would have made my job search easier. It would have certainly helped me, even in my current company. Even though we're in English-speaking company, when I was based in Germany for the first two years of my employment with IGEL, I was one of the only native English speakers there. And everybody spoke very good English. But when you're together in meeting and you're the only non-native German speaker, they would love to speak in German. And so it's it's uncomfortable to be the person who said, "Well, sorry, we have to speak in English". So I really wish I had developed that sooner and made sure that I practiced a lot more. It wasn't that I really could add more course work to my load when I was at Hochschule Bremen, but I could have practiced it more with my my colleagues and maybe some more people to practice. For me that is the big one. For other students. I would say: make sure that you do do what I did, which was to take every advantage to have contacts with both the professors and with any companies they put you in contact with, if you're interested in working in Bremen or elsewhere in Germany. Some of my colleagues, they did internships in other cities and that was really helpful for them because they didn't have a lot of professional work experience beyond what was required for the program and they've gone and they've had great jobs in Germany. I've got a number of friends from the program who are still working in Germany. They reached out and they did those internship opportunities, so that was really helpful, too.
00:22:32
Rebekah Cramer: Yeah, well, Lori, it's been really great to hear about your experiences, so thank you again for your willingness to share your story with us.
00:22:40
Lori Thompson: It's really been a pleasure. I'm happy to be connected with this program. I'm so happy of the long-lasting relationships that's created. In fact, I just hosted this weekend a friend of mine who was the other American in the program. So we've got a really strong network. I would say to everybody: remember that, you know, this is such a golden opportunity for you to develop lifelong networking and friendship little groups with people. And you're going to use them. You will. Certainly I've certainly done that. And, you know, it's not just a moment in time. This really is something to build your career on and to build friendships with. So I would say: take advantage of everything that you can while you're there. It's going to go by quickly. It certainly did for me and I can't believe it's been so long since since I was there. It's been a pleasure to speak with all of you. Thanks for listening to it! And Rebekah, thank you for the opportunity. It's been such a pleasure to have this connection again.
00:23:36
Rebekah Cramer: Yeah, absolutely. It was, like I said, great to hear your story and, on behalf of the Hochschule Bremen, we wish you all the best as you continue to move forward.
00:23:44
Lori Thompson: Thank you, that's so kind.
00:00:08
Rebekah Cramer: Hello and welcome to Alumni Talks, the Alumni Podcast from the Hochschule Bremen. Yeah, hello, everyone, and welcome to the Hochschule Bremen Alumni Podcast. Today's guest is Lori Thompson, 2018 graduate of the Global Management MBA at the International Graduate Centre. Since graduating from the Hochschule Bremen, Lori has been working in the human resources field in both Germany and the United States. So first of all to welcome to the Hochschule Bremen Alumni Podcastt. It is great to have you here, not only as our first international guest, but also for our first podcast episode in English.
00:00:51
Lori Thompson: Thank you so much, Rebekah. I'm so happy to be here and yeah, it's in English. I wish my German were better, but this is wonderful. Thanks for accommodating that.
00:01:00
Rebekah Cramer: Yeah, absolutely, and as you know, we have a number of English-speaking degree programs and for our students from those degree programs., this is, of course, really great for them. Yeah, so why don't you start off by telling us a little bit about yourself?
00:01:13
Lori Thompson: Sure, happy to do so. So I'm currently located in Tampa, Florida, working remotely as vice-president of human resources for North America, for IGEL Technology or IGEL Technology, as we call the company in the US. This is a Bremen based company with US presence. We have about 420 employees in Europe and in North America, and of that about a quarter of them, so just over a 100, are US and canadian employees, mostly in the US. I started this position, as you said, Rebekah, in Germany when I was still living in Bremen after graduating from the program, and I was really happy that I could could find that job, which I think we'll talk a little bit more about. And then, when I was ready to come back to to my home country, to the US, I could continue working for the company. It's been wonderful to keep that connection with Bremen, which is is like my second home still for sure.
00:02:11
Rebekah Cramer: Yeah, and that's really cool that you were able to start here and then be more mobile with your career after kind of getting established in the company as well. Yeah, let's jump back to the beginning of your story for a minute. When you think back on kind of your first couple of months here in Bremen, what were some of your hopes or expectations that you had for your future career when you started studying?
00:02:34
Lori Thompson: For sure, so I was a little bit of a non-traditional student. I know there were others like me at least in my programme and probably in other programmes. I had quite a career established when I decided to join the program. I had been working for about 16 years for the State University of New York in International Education. So this was the time where I had decided to kind of make a career change. And even though I had been working internationally and had had lived abroad in Turkey for part of that work, I had never done my masters degree and it was holding me back from things. And so when I saw this program and I knew I wanted to come and live in Germany for another reason, it was just the perfect fit. And so I was really happy to have this program, too, especially in global management, which I was very interested in from my previous work. I knew I wanted to pivot to looking at the private sector, from where I had been in the public university sector in the US and wanted to get to know the topics that were going to be addressed in the program. So it was a perfect fit for me, and so that was my expectation: That it could help propel this big change I was making, which was pretty serious and kind of risky thing to do in my early forties. That was something a little scary for me and took me out of my comfort zone, for sure.
00:03:57
Rebekah Cramer: Yeah, yeah, and so how did things go for you then, after graduation? What was kind of that job searching process like? Like you said, you were starting kind of a second career or really taking the next step and building on the experiences you've already gathered through working. So how did things go when you were job searching?
00:04:15
Lori Thompson: Well, one thing that I had already done was when I did my thesis, I had focused on a company. So I did my thesis project based on a company in the Bremen area, and that was through the IGC that I had made that connection through one of the elective courses that that we had near the end of the semester. So I had already kind of had my feelers out into the local network because I knew I wanted to stay and in Bremen and look for a job. It wasn't easy, I have to say, and that was probably partly because I was looking for a position that wasn't entry level, because I had expectations that I could utilize my experience. I knew that I was going into a new work environment. My network that used in the past wasn't necessarily going to be applicable in Bremen. So that was something I had to build from scratch, from my coursework and from from being in the area for a few years with the program. So it was, it was a struggle for me, not speaking the language fluently. I had spoken some Turkish before. It is a bit of a stereotype that it's hard for us to acquire languages or practice them. German, I just started from from point zero when I entered Hochschule Bremen. And so here I was with... I think I had been taking intensive courses. So I was at maybe a B1 level, a B1 level of German. So not good enough to really do interviews or to say, oh, I can work in German. So I was looking my criteria for a job where were quite specific. So it took me almost six months to find the positio that was was right for me. I interviewed for a few positions and finally found what was kind of a little nugget, a little golden opportunity for me, in contrast with my colleagues. So I had made friends of various ages. I had friends in the program who stayed and were finding jobs. They were going through assessment centers and doing very different kinds of searches than me and they were going to lots and lots of interviews. It was, it was different, we were having different conversations about our searches, but I stayed my course and I really knew what I wanted. And it was.. it was risky, a little nerve wracking, just like anybody doing a job search. But it paid off in the end. I was really lucky and fortunate and worked hard to get to where I am and it wasn't without a lot of angst and apprehension and nerves. I will say that.
00:06:43
Rebekah Cramer: Yeah, yeah, and it definitely sounds like like you really were able to take your time and wait for that opportunity that you were looking for. But, as you said yourself, that process can be a little bit nerve wracking. What were some things that you did during that time to help stay motivated or even help stay confident during that searching process?
00:07:02
Lori Thompson: That's a really good question. Certainly keeping my feelers out there. So in many different ways. I of course came to the career center and I spoke with the director, Monika. I spoke with the team there and that was really helpful to know, to get some pointers on where I should be. You know, maybe be looking what are some some things maybe not already doing, getting that kind of encouragement like keep it going. And that was helpful because even though you know I had a career, it's still scary no matter what. I was also staying in contact with my colleagues from the program and meeting even new people who had just entered the program as well and kind of talking with them, but trying to give them advice as well as where I was. So it just helps to stay in contact with people. I was also in touch with German friends that I had, which, you know, I had expat friends and some German friends to try to get out the feelers. So it was really a lot about keeping up the hope. Thinking, you know, I should also enjoy this time. For me this was a break-in my career where I could kind of focus on the course of the job search. But think okay, look at life again. What is there out there? What do I really want to do? What are these next steps? That was helpful in some of the visualization. And kind of "what is your path in life?" activities and exercises that were recommended to me by Monika and the Career Service. So that was also helpful for me. But a lot of it was just keeping talking to people. It's easy maybe go into your own shell, especially when you're feel like such an alien in a country that even though I had made it my home for the previous year and a half during the program, you suddenly feel like you're on your own. You're out of the program, you're into the world again and you think, oh my goodness. I remember being on the tram and looking at people going to work and thinking "I can't wait to do that again. I can't wait until I have a job". But also looking back and saying "I know I will eventually have one". A friend of mine said: "Look, you're not going to... five years from now, you're not going to look back and say, 'oh, I never worked again. That was the end of it.'" She was right. She had to give me a little bit of a temperature check there. It wasn't going to be the end of anything. I would find something, I had to be patient and I would soon be one of the people on the tram again going to my job and I wouldn't have this wonderful time that was free and then I could just focus on looking for what I really wanted. So taking stock of that was really important.
00:09:34
Rebekah Cramer: Yeah, I love that perspective and especially kind of what your friend said, to keep it all a little bit in perspective. Of yeah, you're not going to look back five years from now and say, yeah, I never worked again. You're going to find a job and you're going to be okay. I really like that. So let's jump back to the present moment. Can you describe your current job for us a little bit more?
00:09:54
Lori Thompson: For sure. So in my role I am responsible for the human resources or we really say "the people function". Now. I think that's more of the buzzword to really talk about that we're are serving the customers of our company, which means the people and the company, the employees and the company. So my work is to head up our North America team, which were small team since we only have a 100 or so employees in North America. Looking at my day today, if you take it as an example, I just spoke with my counterpart who is over... She is the vice-president for human resources for Europe. And we just had a meeting about the management training that we're offering to our employees in February, when we have our company kickoff, which is really exciting. Our company has an annual sales kick-off, which is pretty common, I think, for for companies. My company is a software company, which is kind of rare for Northern Germany, but we're a software company. And so we have a sales kick-off and and we include all of our employees in that to get the energy going. And so at that kick-off we're going to have management training and so we're preparing for that. Unfortunately, I have a termination to do. Today we also have payroll, so I'll be reviewing payroll with my HR generalist, so she is located in Texas. We're both working remotely and so we'll, I'll be reviewing the payroll that she's prepared. Let's see what else do I have? So I have a number of meetings throughout the day. I'll still be working with our chief financial officer, reporting to her and we'll be checking in on a few projects that we have going. We're going to be switching over our payroll provider that we have in the US, so that's a very big project. We just implemented a new HR information system. So it's a dynamic role, a lot of responsibility. But I'm also in the very details of when employees have questions, making sure that we address those and I'm very much tied to our European team. We do things jointly, but we also have to implement our local HR rules and making sure we're in compliance with all the local rules, which in the US means federal rules and also statewide rules. So we are in 27 states, in my compan. We have employees throughout the country, so that's a lot of work for our team. So it's a lot to be working on and it's really interesting. I'm never bored. I'm very happy with the role that I have.
00:12:20
Rebekah Cramer: Yeah, it sounds like you have a really broad scope of responsibilities and that you're really able to get involved in a lot of different facets of the work all at once. I have the privilege of watching you talk about your work, which our podcast listeners don't and as we're talking about your day-to-day responsibilities, I can see a lot of the passion that you have for your work coming through. Maybe you can tell us a little bit about something that you really enjoy in your current position.
00:12:45
Lori Thompson: So a lot of the work that I do, of course, is working with employees. Working with our managers, and that's the most fulfilling for me is working with. You mentioned Rebekah. I do have a broad portfolio of responsibility, but I also have detailed questions that I answer and work with employees, so I need to have strong relationships with them, and that's the most fulfilling for me. Working with managers... We have new managers in our company and need to give them advice and work with them in making sure that they're team members, are as equipped that they can be to do the job. Unfortunately, sometimes that means we have to help employees improve, but for the most part we're looking to make sure that everybody is successful in the company and we're working constantly to stay up with the latest HR practices so that we can help our employees. How to do that remotely, where a lot of our employees in North America are working remotely. So making all those people connections. I mean I'm in the people field and I was before in my previous career with international education, which was a lot of international partnership work. So yeah, that's to me very, very exciting. What is least exciting is when I have, you know, doing the payroll in doing things with spreadsheets and things like that, which I think we'll be getting to that, regarding skills and things that we need. It's not my favorite work to do, like some people on my team, which I'm really happy that they have those skills, but I'm not too strong. But the people work, the relationships that I have are, really the most, the most exciting for me.
00:14:15
Rebekah Cramer: Yeah, well, let's focus in a little bit on the word "skills" in general. So, as you know, but maybe our podcast listeners haven't heard yet, sometimes soft skills are often being called "future skills" now. And these are things that could be anything from flexibility to creativity to critical thinking. Are there any future skills that you see in your specific field that you think are really important for students who are just now entering the job market?
00:14:40
Lori Thompson: We think about this a lot in my field, in the people area. I think your question is a really good one for every single career and we think about that a lot. So I would say for sure, in almost any role, but certainly in the HR, the people area, it's really important to have emotional intelligence. I mean this has always been true. People can say that's very soft skill. Maybe engineers would say that. But everybody has to have emotional intelligence. That's critically important. Along with that is communication that will, I think, never be unimportant, even new ways to communicate, like when we're we're communicating virtually. I mean you and I working together on this podcast: we are communicating virtually. And maybe there are slightly different ways to do it, but the core is knowing your audience and knowing how to communicate. That's so important in any job, and more so at least my field, that we have to be able to communicate clearly with with employees on so many level. In my area, and I think this is true in many jobs, analytical thinking is also critical and discussed a lot. I mentioned already spreadsheets and data. Being able to quantify the value that we provide to the company and the people area is very important. But we're also looking at how we can achieve the goals that we want, how to measure that. But we're also using analytics to assess so many things in what we do daily with the company. So when we're analyzing the work that we're doing, our employee body, you know, what are the different ways we can analyze things. Analytical thinking is critically important. There are many tools out there to use as well, so we're not on our own with that. But you need to know what you're measuring, why you're measuring it. How do you use that information? So this is really critical in the people area, but I think for most jobs that are out there. And then, this comes up a lot in something that happened recently where we introduced some new processes into our company. So change management: being able to work with change, being able to bring in stakeholders and of course there are many models of change management and how to do that. And so understanding that in many roles is really important and certainly in the people area. We work on that all the time. The days of just okay, you go to the "Personal Abteilung", the personnel office and you get a yes or no answer... that's just is not how it is any more. We, we need to bring people along with the ride that we have, and change management is really a foundation of that. So in my team we certainly need to be versed in that. These are really critical knowledge to have and I think the sort of skills and all of that are really important.
00:17:29
Rebekah Cramer: And are there some specific skills that you can think of that you learned while doing your studies at the Hochschule Bremen that you are still using today in your career?
00:17:37
Lori Thompson: I can answer that clearly. It's funny how often sometimes I'll remember back to some of the classes, the finance class that we did -- I use all the time. I've already mentioned spreadsheets and things, you know, doing basic data analysis. I will tell you, everybody who is listening who's student, please pay attention to that in your classes. When you have a chance to do the samples, on analyzing data, using the lookup, using pivot tables, you will use it in a lot of careers, I think. I'm using it and and I'm so happy that my team is also able to do it. It's, it's really important. So the financier, the data, the quantitative analysis course, I'm still using every single day. The global management courses in general, to give me a view on what it's like to work when you have different presences. Because we have in my company we have, I think, nine different locations between Europe and North America where we're in different countries. Those global management courses gave me such a wonderful foundation for that. I was recently needing to respond to an employee who wanted to work in Costa Rica. We need to analyze that. What are the tax implications? What is the official presence that we would then have in the country? I thought right back to my global management course that we had related to both taxation and global management of when you have presence in another county just by having an employee there. So there's a lot that I've been bringing from this program into my work. It's it's so fascinating, the program is so interesting with so many different professors. So yeah, I'm using quite a bit of it. Financial documents and those things...I needed that. I already had some knowledge, but having them, working through those analyzing financial sheets in my program prepared me very much for, for that work and the executive leadership team.
00:19:30
Rebekah Cramer: That's really great to hear that you use so much of what you learned here in Bremen in your job, even a couple of years later. That's that's really encouraging to hear, I'm sure, for our students as well. I just have one last question for you: if you could go back in time and meet up with your younger self, who is in the middle of classes here.. What is some advice that you would give yourself?
00:19:50
Lori Thompson: So again, because I think I was a little bit further in my career, I think maybe in comparison to my other classmate, I already ready to utilize networks. And I was very interested in utilizing any connection that we had through our course work or through any sort of opportunity that Hochschule Bremen put forward for us or our our program organizers put forward to us to have connections with companies. So we had one program, one elective, in our program that we were able to meet with companies, one where we went to Greece and we had connections with companies and one in Bremen. And I did take advantage of that so that that part I already knew I needed to do. But what I didn't do, probably enough, was focus on German language. I was focused so much on the MBA program and doing all of that. I did take advantage of the German language course that was offered during my studies and then I did my own intensive course after, but practicing... I think as a native English speaker, people are happy to speak English with me. They want to do that. And so it was a little too easy to fall back on that instead of focusing on my German language development. Because it probably would have made my job search easier. It would have certainly helped me, even in my current company. Even though we're in English-speaking company, when I was based in Germany for the first two years of my employment with IGEL, I was one of the only native English speakers there. And everybody spoke very good English. But when you're together in meeting and you're the only non-native German speaker, they would love to speak in German. And so it's it's uncomfortable to be the person who said, "Well, sorry, we have to speak in English". So I really wish I had developed that sooner and made sure that I practiced a lot more. It wasn't that I really could add more course work to my load when I was at Hochschule Bremen, but I could have practiced it more with my my colleagues and maybe some more people to practice. For me that is the big one. For other students. I would say: make sure that you do do what I did, which was to take every advantage to have contacts with both the professors and with any companies they put you in contact with, if you're interested in working in Bremen or elsewhere in Germany. Some of my colleagues, they did internships in other cities and that was really helpful for them because they didn't have a lot of professional work experience beyond what was required for the program and they've gone and they've had great jobs in Germany. I've got a number of friends from the program who are still working in Germany. They reached out and they did those internship opportunities, so that was really helpful, too.
00:22:32
Rebekah Cramer: Yeah, well, Lori, it's been really great to hear about your experiences, so thank you again for your willingness to share your story with us.
00:22:40
Lori Thompson: It's really been a pleasure. I'm happy to be connected with this program. I'm so happy of the long-lasting relationships that's created. In fact, I just hosted this weekend a friend of mine who was the other American in the program. So we've got a really strong network. I would say to everybody: remember that, you know, this is such a golden opportunity for you to develop lifelong networking and friendship little groups with people. And you're going to use them. You will. Certainly I've certainly done that. And, you know, it's not just a moment in time. This really is something to build your career on and to build friendships with. So I would say: take advantage of everything that you can while you're there. It's going to go by quickly. It certainly did for me and I can't believe it's been so long since since I was there. It's been a pleasure to speak with all of you. Thanks for listening to it! And Rebekah, thank you for the opportunity. It's been such a pleasure to have this connection again.
00:23:36
Rebekah Cramer: Yeah, absolutely. It was, like I said, great to hear your story and, on behalf of the Hochschule Bremen, we wish you all the best as you continue to move forward.
00:23:44
Lori Thompson: Thank you, that's so kind.
HSB Absolventin Sandra Conrad-Juhls berichtet über ihren Werdegang, Herausforderungen und Lösungsansätze. Sie hat den Bachelor Angewandte Freizeitwissenschaft studiert, mehrere Jahre an der Hochschule gearbeitet und sich dann entschlossen, noch den Master obendrauf zu satteln und ihre Leidenschaft für Klimaschutz zum Beruf zu machen.
Im Gespräch mit Dr. Monika Blaschke
Inzwischen hat sie eine weitere Herausforderung angenommen und arbeitet als Projektmitarbeiterin Stadtregionales Verkehrskonzept beim Kommunalverbund Bremen/Niedersachsen e. V. Wer Fragen an sie hat, kann sie gerne direkt kontaktieren.
Veröffentlicht am 8.3.2023
Monika Blaschke: So, herzlich willkommen bei den Alumni Podcasts der Hochschule Bremen. Schön, dass Sie uns zuhören. Sandra, Ich freue mich sehr, dass du da bist. Herzlich willkommen zu unserem Alumni Podcast, heute mit Sandra Conrad Juhls. Herzlich willkommen!
00:00:30
Sandra Conrad Juhls: Danke! Vielen Dank für die Einladung. Monika, Ich freue mich, hier zu sein.
00:00:34
Monika Blaschke: Ja, freut mich auch. Sandra, du bist ja wirklich ein Geschöpf der Hochschule Bremen. Muss man so ein bisschen sagen, weil du hier zwei Abschlüsse gleich gemacht hast und auch noch hier gearbeitet hast. Das heißt auch, wir kennen uns schon eine ganze Weile und ich habe ein bisschen deinen Weg auch verfolgt. Aber erzähl doch mal selber, was verbindet dich denn mit diesen Studienabschlüssen, die du hier an der Hochschule Bremen gemacht hast?
00:00:58
Sandra Conrad Juhls: Ja, das ging los mit der angewandten Freizeitwissenschaft, als ich mich dafür interessiert habe, das war schon 1998, da war dieser Studiengang ISAF, internationaler Studiengang, angewandte Freizeitwissenschaft, ganz neu. Und ich bin dann tatsächlich in das Büro von Herrn Ulrich Berlin gegangen, damals unser Pressesprecher, und habe ihn ausgefragt, ”Was ist das für ein Studiengang? Kann ich das Curriculum mal sehen?”. Ich war nämlich berufstätig als Hotelfachfrau und habe dann ein bisschen mehr Herausforderungen gesucht im Anschluss. Er hat mich sehr gut beraten und aufgeklärt.
00:01:32
Monika Blaschke: Oh, das wird ihn freuen. Wie ging es dann weiter?
00:01:35
Sandra Conrad Juhls: Ich habe da noch ein paar Zwischenschritte unternommen. Letztendlich konnte ich 2000 anfangen zu studieren in diesem Studiengang, der total überlaufen war. Ich glaube, es gab 400 Bewerbungen auf 30 Plätze oder so und dann wurde ein bisschen auch vor Gericht gestritten. Aber ich habe es geschafft. Ich bin dann reingekommen und zwischendurch hatte ich noch an der Rezeption gearbeitet, noch mal bei einem anderen Arbeitgeber in Bremen. Sehr schön, aber das sollte es eben nicht gewesen sein und ich fühlte mich dann gleich gut aufgehoben. Obwohl es noch kleine Kinderkrankheiten gab, kann man sagen, man wusste noch nicht so recht, wie organisieren wir uns? Was sind da eigentlich für Anforderungen zu stellen in den verschiedenen Modulen an die Studierenden? Dann war ich auch mit in der Studiengangskommission, fand das aber ganz toll, diese Mischung aus, ich sag mal Psychologie, aus Freizeit und Tourismus und auch Stadtentwicklung, was dabei war und habe das vier Jahre studiert. Das war nämlich damals noch ein Diplomstudiengang. Dann ging es auch weiter. Ich habe gearbeitet danach. Ich war bei der Bremer Touristikzentrale beschäftigt in einem Projekt Nordwest Net, Da ging es um den Radtourismus zwischen Ems und Elbe. Das wurde dort gehostet, hatte auch vorher Praktika schon gemacht. Die kannten mich also und wussten dann, als sie ein entsprechendes Projekt hatten mit der Metropolregion Bremen Oldenburg, da fragen wir doch mal die Sandra, ob sie das nicht machen möchte. Das war sehr schön. Ja, dann habe ich mein erstes Kind bekommen und da das eine Projektstelle war, war es klar, das läuft nicht. Ewig liefen die Personalmittel aus und dann war erst mal Schluss. Ich habe dann aber den Einstieg an der Hochschule Bremen tatsächlich gefunden. Da war mein Sohn gerade anderthalb. 2009 war das, und ich habe angefangen in der Fakultät fünf für die Betreuung der Studierenden.
00:03:19
Monika Blaschke: Genau da hast du viele, viele Jahre viele, viele Studierende betreut, bei allen Fragen rund um Praktikum und Auslandsaufenthalt. Das war eine sehr wichtige Aufgabe, natürlich für die Studierenden. Ganz toll, dass du da da warst und sie unterstützt hast. Aber du hast dir irgendwann gesagt, das reicht mir jetzt noch nicht, ich will noch weitermachen.
00:03:38
Sandra Conrad Juhls: Stimmt ganz genau. Es rieselt denn ab und zu so kleine Blumen die Briefe rein. Also eine Art Newsletter, den wir erhalten haben als Alumni in unserem eigenen Studiengang. Und da gab es dann ab und zu auch mal ein paar Projekte für Doktoranden, wissenschaftliche Sachen, die man machen konnte. Und in dem einen oder anderen habe ich mich gesehen, dachte aber, jetzt fehlt dir der Master, jetzt bist du da auf deinem Diplom hängengeblieben, hast zwar sehr erfolgreich hier gearbeitet, aber merkst irgendwie, das juckt dich noch mal was anderes zu machen, auch thematisch vielleicht noch mal was anderes zu machen. Und besonders hatte mich immer Klimaschutz interessiert und auch Mobilitätswende. Das waren einfach so meine Themen. Und dann habe ich das ein bisschen beobachtet, Wie entwickelt sich denn dieser konsekutive Master von ISAF? Denn am Anfang war das gar nicht mein Ding, muss ich sagen, gleich nach dem Studium den machen zu wollen. Aber dann kamen von Herrn Professor Rainer Hartmann immer mehr dieser Mails, wo ich dachte, Mensch, das ist doch interessant, dann solltest du vielleicht doch noch mal dran denken, aufzusatteln.
00:04:39
Monika Blaschke: Ja, und aufsatteln ist tatsächlich ein gutes Stichwort. Sandra, denn mit dir verbinde ich ja auch unbedingt Radfahren. Du hast mir auch gerade erzählt, dass du jeden Morgen erst mal eine ganz schöne Strecke per Rad den Weg zur Arbeit zurücklegst. Und Rad Radfahren ist ja überhaupt dein Ding. Wenn man so ein bisschen guckt, was du schon alles gemacht hast, dann hat es ganz viel mit Mobilität und Radfahren zu. Erzähl mal, was machst du da alles.
00:05:07
Sandra Conrad Juhls: Also ich bin seit Jahren beim ADFC, dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub, immer mehr in Bremen aktiv. Und auf der Bundesebene war ich in verschiedenen Arbeitsgruppen Arbeitsgemeinschaften. Das erste, was ich gemacht habe, war der Arbeitskreis Marketing. Ich war ja damals gerade jung, neu im Job für Nord West Net und dachte, du musst doch wissen, wovon du sprichst, wenn du hier Touren anbietest. Begleitete Radtouren oder mit Gepäcktransport und dem Service für die Gäste im Nordwesten musst du wissen, wie sich das anfühlt. Also habe ich selber mitgemacht bei diesen Touren, bin mitgefahren und dachte "Oh, jetzt bist du schon mal ADFC Mitglied, kannst du auch gleich selber Radtouren leiten werden und dafür werben, was wir hier machen". Und das hat mich dann begleitet. Also Arbeitskreis Brennpunkt, da ging es so um die Brill Kreuzung beispielsweise, was da gefährlich ist. Oder der Bremer Kreisel, da haben wir uns hingestellt, mit den Leuten gesprochen und bei den Radtouren, da ging es eben darum, Tagestouren zu entwickeln, auch mit Rad und Bahn. Und das mache ich eben bis heute sehr gerne. Da war ich im Bereich Kinder, denn meine Kinder wurden ja auch größer, sind sozusagen mit dem ADFC da mitgeschwommen und ich in dem passenden Arbeitsgruppen habe ich mich dann eingebracht. Es war natürlich weitgehend in der Freizeit, muss man sagen, es gab so leider keine Überschneidungen mit meiner Verwaltungstätigkeit an der Hochschule.
00:06:30
Monika Blaschke: Einer der Gründe auch, warum du dir selber gesagt hast, okay, das war's jetzt noch nicht, ich will noch draufsatteln und was machen. Für mich auch und für meine Karriere. Ganz einfach weil ich mehr erreichen kann und will. Und dann hast du letztes Jahr deinen Abschluss gemacht und hast dich beworben. Wie war das denn? Und wie bist du dann bei der Firma gelandet?
00:06:51
Sandra Conrad Juhls: Ich hatte bestimmte Ideen, was ich machen möchte mit diesem Masterabschluss. Sehr schwammig. Ich dachte okay, wenn es kein größeres Projekt gibt, wo du wissenschaftlich was machen kannst, willst du zumindest praktisch die Mobilitätswende vorantreiben. Mir schwebte so etwas vor wie eine Mobilitätsberatung, etwas in dem Sinne oder Arbeit mit Bürgerinnen und Bürgern. Ja, aber diese Stelle erst mal finden. Also ich hatte so ein bisschen auf Gunst geschielt, die unsere Bremer Behörde in Bremen, die aber nur technisches Personal benötigten. Sprich, da fehlte mir nun gänzlich diese Ingenieurinnen Ausbildung, die hatte ich nicht. Ich hatte ja ein gesellschaftswissenschaftliches Studium und habe dann einfach angefangen, mein Profil zu schärfen. Ich hatte auch ein Coaching beruflich, privat kann man sagen gemischtes Coaching, was mich sehr vorangebracht hat. Und da habe ich dann eben meine Potenziale gesehen mit meinen Zielen, was ich möchte und habe festgestellt, dein Link im Profil ist zum Beispiel uralt, das passt gar nicht mehr, das musst du alles mal auf Vordermann bringen. Du hast ja jetzt hier verschiedene Sachen gemacht, liste die noch mal und bildet dir eine Art Slogan und die Marke Sandra. Und das hat dann auch wunderbar funktioniert, denn irgendwann stand die Marke Sandra so ein bisschen inkognito neben meinem beruflichen Feld. Und das war dann eben ein Engagement für die Mobilitätswende, also zwischen Soziologie und Verkehr und nah am Menschen. So habe ich mich dann beschrieben und habe mich in Diskussionen eingebracht, die auf links liefen zu diesen Themen, also irgendwo Fahrradstraßen, Diskussion oder Vision Zero, also null Unfalltote im Verkehr. Der ADFC hatte immer Themen, der VCD, Verkehrsclub Deutschland. Auch überall habe ich mitdiskutiert und fand das einfach gut, weil ich wusste Ach, da kannst du jetzt ja nach deiner Master es hieß es aus dem Vollen schöpfen und war fachlich vorbereitet. Und da bin ich dann 100 Bankowski aufgefallen. Das ist einer meiner heutigen Chefs.
00:08:41
Monika Blaschke: Genau das heißt, es hat bei dir alles super funktioniert, Du hast deine Marke aufgebaut, hast also zwar studiert, hast ja auch noch gearbeitet, natürlich deinen Job hattest du Familie, hattest du auch oder hast du? Und gleichzeitig hast du dran gearbeitet, deine eigene Marke irgendwie zu etablieren, weil es wichtig ist, sich so behaupten zu können. Und bist deinem Chef aufgefallen? Wie denn? Was hat er denn gesagt, was ihm aufgefallen war?
00:09:05
Sandra Conrad Juhls: Ja, es ging um gewisse Großstädte, die sich etwas schwer taten, in die Puschen zu kommen oder ins Rollen zu kommen mit dem Fahrrad. Die haben dann immer länger gewartet, überhaupt Verantwortung zu übernehmen für einen städtischen Umbau, für mehr Platz, für zu Fuß gehende und radfahrende Personen oder auch, auch wenn die Gesetzeslage schwierig ist, eben mal Fahrspuren zu öffnen nur für den Radverkehr. Auch da ging es darum, Mittel investieren zu wollen. Also zum Beispiel ein Unternehmen, dass es einfach fahrradfreundlicher wird und sich die Verantwortung auch so ein bisschen anzieht. Und es gibt eigentlich genug Fördermittel, aber Klimaschutz und Mobilitätswende kommen immer etwas später dran als andere Themen, besonders wenn man gewinnorientiert ist. Das wusste auch Ronald und hat sich da sehr gut eingebracht. Und ich habe dann einfach mit Humor, teilweise aus meinen persönlichen Erfahrungen immer etwas eingeworfen in die Diskussion. Man kann ja kommentieren, dann hat er eben auch Antworten bekommen und er fand dann irgendwann, das passt doch zu der Kampagne, die ich gerade aufbaue.
00:10:10
Monika Blaschke: Steig um.de, was ist denn deine Aufgabe jetzt in deinem Job.
00:10:17
Sandra Conrad Juhls: Ich bringe steig um.de deutschlandweit in die Menge. In die Mitte der Gesellschaft. Wir richten uns an Kommunen. Wir richten uns an Institutionen, an Behörden, an Unternehmen, die fahrradfreundliche Arbeitgeber sind oder noch sein werden möchten. Irgendwann. Wir richten uns aber auch an Versicherungen und an die Medien, damit man weiß okay, da gibt es einen Vorteilsrechner im Internet. Der zeigt mir klipp und klar Darum solltest du nicht das Auto nehmen.
00:10:47
Monika Blaschke: Warum solltest du heute nicht das Auto nehmen? Und wie kriegt man denn die Leute dazu, heute nicht das Auto zu nehmen?
00:10:54
Sandra Conrad Juhls: Also oftmals wird ja gedacht, Klimakommunikation bedeutet, ich lege die Fakten auf den Tisch. Ich sage ja, wenn wir das 1,5 Grad Ziel verpassen, dann ist Schluss. Dann gibt es ausgedörrten Sommer und es gibt Sturzregen. Es gibt Gefahren für uns alle. Wir werden unsere Natur verlieren, wir werden unsere Lebensgrundlagen verlieren, besonders der globale Süden. Viele Menschen sind da aber nicht zugänglich auf diesem Ohr. Die leben doch so in ihrer eigenen Welt, mit ihren Freunden und in ihrer Routine. Jeden Tag das gleiche Verhalten zum Beispiel. Ich steige eben jeden Tag ins Auto, weil es für mich am besten ist. Am praktischsten ist das, mal durch zu rütteln und zu sagen “Halt, probier es doch mal so, diese 1 bis 5 Kilometer kannst du locker mit deinem Rad schaffen. Das geht. Das machen wir so, indem wir einfach sagen Du kannst dabei Geld sparen, das ist gut. Für deine Fitness kann es CO2 sparen. Es fällt besonders auf, dass doch sehr auf das Monetäre geachtet wird. Also jetzt im Bezug auf die Energiekrise, die wir nicht nur in Deutschland haben, überlegen auch kleine Handwerker zum Beispiel schon, wie können wir denn jetzt unseren Fuhrpark hier umstellen?
00:12:00
Monika Blaschke: Ja, das heißt, das Thema betrifft ja einfach alle. Alle sehen die Notwendigkeit, auch da was zu ändern und anzusetzen. Das kommt euch ja wenigstens entgegen.
00:12:10
Sandra Conrad Juhls: Und kommt uns sehr entgegen. Das müssen wir eben von diesen vielen Beschwörungen, geplanten Gesetzesänderungen, von einer Neuordnung des Verkehrs ins Machen kommen, und zwar im Großen wie im Kleinen. Und wir haben ein B2B Instrument, das heißt, wir verkaufen eigentlich nicht jede Lizenz einzeln an unsere Nutzer und Nutzerinnen, sondern wir wollen ein größeres Paket verkaufen, an eine Gewerkschaft, an einen Arbeitgeber, an eine Behörde, die sagt hier, ihr könnt das machen, wir geben euch ein Dienstrad, und dazu geben wir euch diesen Vorteilsrechner und auch noch ein Bike Routing System.
00:12:45
Monika Blaschke: Ja, so dass ich ganz genau an die Hand genommen werde, auch nachher als Nutzer. Und Sandra, was ist deine Aufgabe? Ganz genau. Wenn du morgens den Computer an machst, was machst du dann genau?
00:12:57
Sandra Conrad Juhls: Wie so oft schaue ich erst mal, ob es dringende Sachen gibt. Welche Meetings stehen an? Ich mache so ein bisschen die Tagesplanung, wenn ich es nicht am Abend vorher schon mal ins Auge gefasst habe, ich schaue es irgendwas auf meinem Anrufbeantworter drauf. Habe ich was verpasst? Wir starten eigentlich alle zusammen erst mal, weil wir auch teilweise remote arbeiten mit einem Meeting um 8:45. Das ist dann so halb online, PC steht auf dem Tisch und die anwesend sind, versammeln sich so um so einen kleinen Tisch mit Barhockern kann man sagen. Und da ist dann erst mal unsere Mitte morgens. Jeder sagt so bin ich gerade drauf. Das und das ist mir über die Leber gelaufen und sagen wir kurz inhaltlich, was für uns alle ansteht. Und wir haben natürlich inzwischen Kunden und Kundinnen für uns selber. Ja, und die gehe ich durch. Was muss da gemacht werden? Ist das eine Anbahnung, Ist das eine Korrektur eines Vorganges? Muss ich da noch ein Angebot hinschicken? Will ich eine Organisation auf uns aufmerksam machen, mit der wir kooperieren wollen? Wie mache ich das? Rufe ich die an? Und wenn Termine schon feststehen, dann präsentiere ich das auch gerne online unser Produkt.
00:13:58
Monika Blaschke: Was für Kompetenzen würdest du sagen, benötigt man dafür? Also Leute so anzusprechen aus dem Nichts heraus, da muss man ja auch ein bisschen mutig sein.
00:14:08
Sandra Conrad Juhls: Ja, das ist mir eigentlich schon länger zugefallen, denn bei meiner Tätigkeit an der Hochschule hatte ich ja auch Studierende, die ich nicht näher kannte und die teilweise schwierige Fragen auf dem Herzen hatten, ihren Rucksack so ein bisschen mitbrachten. Nicht jeder möchte ins Ausland, der ins Ausland muss. Insofern auch da war immer ein bisschen Überzeugung angesagt. Das habe ich also gelernt mit der Portion Gelassenheit und auch Humor und ein bisschen List und Tücke, die jungen Menschen in die richtige Richtung zu bekommen. Und so ist das eigentlich mit den Kunden und Kundinnen auch. Ich informiere mich erst mal sehr darüber. Wen habe ich da eigentlich vor mir? Hintergründe versucht, eine persönliche Ebene zu finden, irgendwas, was man vielleicht gemeinsam hat und spreche das dann an. Es gibt natürlich den berühmten Zwei Minuten Pitch. Wenn ich die nicht gleich bringen kann, dann legt derjenige wieder auf und sagt “Nein danke, ich kaufe nichts.”
00:14:58
Monika Blaschke: Klammer auf Elevator Pitch. Auch ein gutes Instrument, um in der kurzen Zeit gleich zu sagen, was wichtig ist und das Interesse des anderen da auch dann zu erhalten. Klammer zu.
00:15:11
Sandra Conrad Juhls: Genau. Und wenn man dann so eine Sympathieebene vielleicht gefunden hat. Und es funkt so ein bisschen. Dann darf ich auch weiter ausholen und kann aus diesem Pidgin Storytelling machen und erzähle dann eben die Geschichte von Steig um und wie das dann zu dem Profil des Gegenübers passt.
00:15:26
Monika Blaschke: Ja genau, Steig um. Ist es so, wie du dir das vorgestellt hast, als du deinen Master machtest? Also die Tätigkeit jetzt jeden Tag? Sandra?
00:15:35
Sandra Conrad Juhls: Ja, das ist ganz unterschiedlich. Also ich habe gute und ich habe schlechte Stunden und Tage, muss man wirklich sagen. Und die Kunden haben das ja auch. Nicht jedes Gespräch ist gleich, so dass man denkt Wow, jetzt hast du hier ein super Angebot gelandet oder darfst ein super Angebot machen. Manches ist sehr zäh und braucht länger, aber das schult. Ich finde das unheimlich interessant. Ich erfahre einfach auch darüber mehr. Welche Probleme und Hürden wir in Deutschland vielleicht noch haben bei der Mobilitätswende. Und das Gute ist, dass sich unser interner Bereich auch da auf diese Kundenwünsche mit einstellen kann. Das heißt, es bleibt ja nicht bei mir hängen, ich höre was vom Kunden, was ihm oder ihr fehlt. Ich gebe das weiter zum Beispiel an unsere Informatikerin und Developer. Und die verbessern wirklich ständig unser Produkt und das ist sehr schön.
00:16:21
Monika Blaschke: Das ist sehr interessant, was du sagst. Das heißt ja auch, dass dieses Zuhören extrem wichtig ist. Also du kannst nicht immer gleich mit deiner Message rüberkommen, sondern du musst auch wirklich ganz genau hinhören, denn auch Geduld scheint eine wichtige Tugend zu sein.
00:16:34
Sandra Conrad Juhls: Das ist so und bei diesen Online Meetings frage ich auch immer, wie sieht jetzt gerade Ihr Zeitfenster aus? Damit ich weiß, muss ich da ein bisschen schneller durch meine Präsentation gehen, Die steht im Prinzip. Aber es ist wie bei einer Folienpräsentation, wo man da sagt, Jetzt ist das hier nicht wichtig, da gehe ich drüber weg, wo verweile ich länger, was machen wir im Anschluss und wie viele Fragen tauchen dann vielleicht noch an dem Tag auf?
00:16:59
Monika Blaschke: Jetzt bist du ja Sandra, haben wir ja schon gehört, jemand, der sich seit vielen Jahren auch privat und beruflich mit diesen Herausforderungen Klimawandel auseinandersetzt. Und jetzt arbeitest du auch ganz konkret in diesem Bereich und sie strahlt, während ich das anspreche. Weil sich hier privat und Beruf decken. Was glaubst du denn, welche Kompetenzen sind wichtig? Auch gerade um diese Anforderung, die der Klimawandel immer stärker mit sich bringen wird, irgendwie zu bewältigen. Jetzt zum Beispiel auch eben beruflich oder im Alltag. Wie verhalte ich mich also? Welche Kompetenzen sind da tatsächlich gefragt?
00:17:36
Sandra Conrad Juhls: Du hast sie schon erwähnt. Das eine war das Zuhören können und wirklich rein horchen. Das andere ist, wo sich die Leute gerade ab. Also wo stehen die? Sind die schon total gut abgedeckt mit ihrem eigenen BigRouting? So ungefähr. Wir haben sowieso die Freaks bei uns, die immer mit Kommod losziehen. Dann wird's tatsächlich ein bisschen schwierig für unser Produkt. Oder stehen die noch bei Null? Wie ein kleiner Ort im Binnenland, der gerade erst anfängt, zum Beispiel den Tourismus auch zu entdecken. Aus Klimaschutzgründen. Ganz einfach, weil es eine europäische Verordnung zur Nachhaltigkeit gibt und zum Klimaschutz, wo so was dann irgendwann auch akkumuliert dargestellt werden muss. Also das ist wichtig, dass man sich selber gut kennt und weiß okay, ich kann auf mich aufbauen oder auf mein Wissen, ich lasse mich nicht gleich aus dem Trott bringen, wenn da mal harsch geantwortet wird oder wenn pikante Fragen kommen. Da stehe ich eigentlich drüber, muss ich sagen.
00:18:32
Monika Blaschke: Das ist sicher sehr hilfreich, denn ich kann mir auch schon vorstellen, da geht es auch viel um Emotion. Da kochen viele Emotionen hoch. Man muss ja auch vielleicht sein Verhalten ändern. Es macht nicht immer Spaß, da muss man sanft hingeleitet werden.
00:18:46
Sandra Conrad Juhls: Es ist manchmal auch schwierig, erst mal an die richtigen Ansprechpartnerinnen zu kommen. Also nehme ich den Klimaschutzbeauftragten, dem ich einen. Eine Städtebaudirektorin oder habe ich Leute aus dem grünen Bereich oder für Lebensqualität und Gesundheit, mit denen ich da spreche? Also wir haben sehr viele Schnittmengen. Eigentlich ist es nur wichtig, alles auch begründen zu können, was man sagt. Nicht, dass man etwas verspricht. Das ist auch schlecht fürs Produkt, was nachher nicht haltbar ist. Und das ist so mein persönliches Credo. Auch ich gehe zwar so weit, eine Vision zu erzeugen, aber prüfe immer, können wir das auch leisten?
00:19:21
Monika Blaschke: Ja, damit du auch mit dem Produkt tatsächlich übereinstimmen kannst und nicht etwas verkaufst, quasi nachher, wo du gar nicht mehr dahinterstehen kannst.
00:19:32
Sandra Conrad Juhls: Ja, das wäre ganz schlimm, wenn im After Sales dann alles zusammenbricht und man unzufriedene Kundinnen und Kunden hinterlässt, die dann einen von fünf Sternen auf Google geben.
00:19:42
Monika Blaschke: Ja, genau. Das heißt, man ist ja auch schon sehr verletzlich in einer gewissen Weise.
00:19:49
Sandra Conrad Juhls: Ja, natürlich vergleiche ich mich auch mit mit den Kolleginnen und Kollegen, die teilweise eine lange Vertriebsvergangenheit haben. Da bin ich ein Greenhorn und muss mir viel auch noch dazu anlachen. Also zum Beispiel, wie ich mit unserer Plattform umgehe, wie ich die Angebote richtig zusammen stricke und so was. Das ist für mich Neuland, aber auch spannend.
00:20:09
Monika Blaschke: Aber auch spannend. Und du bist ja jemand, der auch den Wechsel wollte.
00:20:13
Sandra Conrad Juhls: Genau. Ich wurde hier nicht rausgekickt. Ich hätte auch noch Jahrzehnte weiter arbeiten können. Ich hatte das Gefühl, man habe mich ungern gehen lassen. Aber es lockte einfach auch so ein bisschen noch mal diese privatere Seite von mir, die ich eben auch beruflich verwirklichen wollte.
00:20:30
Monika Blaschke: Und die sich jetzt wirklich wunderbar trifft in deiner jetzigen Tätigkeit und deinem Engagement. Du bist ja im Vorstand vom ADFC. Du bist auch beim Verkehrsclub. Wenn man dich google, da tauchen alle möglichen Aktivitäten auf, man fragt sich so und so, wie hat die Frau das eigentlich geschafft zeitlich? Gibt es denn da eine Konkurrenz auch zwischen der Zeit, die du jetzt beruflich reinsteckst und die du ja in deine Familie steckst? Und natürlich für deine anderen Interessen?
00:20:58
Sandra Conrad Juhls: Das war eigentlich schon immer so ein bisschen Jonglage bei mir. Ich kenne das eigentlich gar nicht anders, denn auch mit heranwachsenden Kindern habe ich immer noch mal eine Radtour betreut. Gut, dann habe ich teilweise die Kinder mitgenommen, wenn es gepasst hat, aber habe mich auch sehr auf mein Umfeld gestützt, auf meinen Mann. Man braucht ein entsprechendes Umfeld, man braucht Freunde, einen Babysitter. Das muss alles irgendwie funktionieren. Es gab auch Zeiten, da hat es nicht gut funktioniert. Da musste ich mit den Kindern zur Kur oder ich selber in die Reha. So was passiert dann eben auch, wenn du dich übernimmst und das kippt so ein bisschen. Ich bin aber darüber weiser geworden mit zunehmendem Alter und kann jetzt sehr, sehr früh reagieren. Wenn ich merke, das geht in meinen roten Bereich, dann nehme ich das sehr genau wahr und dann gönne ich mir auch eine Auszeit, auch mal ein paar Tage ohne Smartphone, weil ich ja sehr, sehr viel am Bloggen bin usw., um mich dann zu lösen und kann mich auch gut rausziehen. Und tatsächlich ist dieses Radfahren für mich auch jedes Mal fast wie Yoga, also so eine mentale Erfrischung und Reinigung.
00:22:00
Monika Blaschke: Ja, und das heißt, du hast ja da auch die Fähigkeiten entwickelt, mit diesen Anforderungen umzugehen. Im Lauf der Jahre ein bisschen leidgeprüft, wahrscheinlich nicht ganz freiwillig, aber so ist es ja oft. Und hast da deine eigenen Strategien entwickelt.
00:22:14
Sandra Conrad Juhls: Genau. Also dieses berühmte Coping, wie man mit Stress denn umgeht. Und frau, das ist bei mir einfach auch viel Natur. Auch mal so eine Einlage, Minuten Achtsamkeit, tief durchatmen und das ist wichtig. Ich glaube aber, man macht sich auch viel Stress mit einer zu hohen Erwartungshaltung an sich selber. Und diese hohe Ziele bitte an mich selber, die habe ich mit der Zeit auch abgestuft und habe mir zu bestimmten Zeiten gesagt, es ist gar nicht möglich. So wie dein berufliches Umfeld jetzt ist, kannst du die 100 % nicht liefern. Es geht nicht, also mach ein bisschen weniger. Und siehe da, es ging und es war auch okay. Man kann nicht gleichzeitig eine Masterthesis schreiben, hervorragend alle Seiten bedienen im International Office und zu Hause die super glückliche Familie haben. Dann bleibt das eine oder andere auch mal liegen. Dann haben wir mal eine Familienfeier ausfallen lassen, dann war der Garten verwildert und Wollmäuse überall. Also so muss man sich das vorstellen.
00:23:09
Monika Blaschke: Aber die kommen auch von ganz alleine. Genau. Ja, das heißt, es geht nicht alles perfekt.
00:23:16
Sandra Conrad Juhls: Ja, genau. Und das rate ich auch vielen, auch jungen Berufsstarter, dass sie nicht nur die Identität widerspiegeln, die ihr Arbeitgeber von ihnen haben möchte, sondern dass sie immer ein bisschen in sich rein spüren. Was erwarte ich von mir, von meinem Leben und was ist mir wichtig? Denn das kann man irgendwann nicht mehr aufholen.
00:23:36
Monika Blaschke: Das kann man nicht mehr aufholen. Das stimmt. Und das bringt mich auch zu der letzten Frage. Sandra: "Was würdest du denn deinem jüngeren Ich mit auf den Weg geben wollen?"
00:23:48
Sandra Conrad Juhls: Ja, ich würde eigentlich sagen, das lief alles super. Du würdest das in vielen Teilen ganz genau so wieder machen, so zerstückelt dein Lebenslauf ist und so seltsam das erscheinen mag, auch von außen, welche Etappen da vielleicht waren. Es hatte aber alles einen Grund und man hat ja ein Bauchgefühl, weshalb man Dinge tut. Und in Situationen, wo ein Scheideweg ist, gehe ich jetzt links oder rechts. Es ist immer gut, sich tatsächlich eine Liste zu schreiben, einen Pro und Contra für sich selbst und zu sagen okay, wo überwiegt es rational und was sagt der Bauch und was sagt nein? Die Mischung aus allem. Und meistens ist dann diese Kopplung auch zum eigenen Herz noch mal richtig gut.
00:24:29
Monika Blaschke: Und das hast du gemacht? Ja, das hast du gemacht. Das heißt, deinem jüngeren Ich würdest du gar nicht sagen "Ach Sandra, probier mal das aus oder das", sondern:”eigentlich hat es schon ganz gut geklappt”.
00:24:39
Sandra Conrad Juhls: Ja, wunderbar. So kann ich das sagen.
00:24:41
Monika Blaschke: Okay. Vielen Dank, Sandra. Vielen Dank. Sandra Conrad Juhls für unseren Alumni Podcast heute. Vielen Dank. Tschüss.
00:24:49
Sandra Conrad Juhls: Danke gleichfalls. Tschüss.
Dr. Nils Rutschke und Malte Syeren arbeiten heute beide bei Altona Diagnostics in Hamburg in den Bereichen Forschung und Entwicklung, bzw. Technische Leitung.
Im Alumni Talk erzählen sie, warum der ISTAB Studiengang sie optimal auf das Berufsleben vorbereitet hat und warum besonders die Auslands- und Praxissemester so wertvoll sind.
Neben den fachlichen Fähigkeiten betonen beide auch die Wichtigkeit der Kommunikation im Team und mit Kunden. Zum Schluss gibt es noch den kleinen Tipp an die jetzigen Studierenden, sich auch mal etwas Zeit zu nehmen…
Im Gespräch mit Dr. Anja Kamp
Veröffentlicht am 22.02.2023
00:00:08
Anja Kamp: Herzlich willkommen bei der Hochschule Bremen! Schön, dass ihr da seid. - Moin! Mein Name ist Anja Kamp, und ich freue mich sehr, heute Nils Rutschke und Malte Syeren begrüßen zu dürfen.
00:00:26
Malte Syeren: Ja, moin auch von unserer Seite!
00:00:28
Nils Rutschke: Hallo - guten Morgen!
00:00:28
Anja Kamp: Ihr zwei habt euren Masterabschluss im Internationalen Studiengang für Technische und Angewandte Biologie gemacht - das ist der ISTAB Studiengang - und arbeitet jetzt beide bei Altona Diagnostics in Hamburg in den Bereichen Forschung und Entwicklung, bzw. Technische Leitung. Könnt ihr eure unterschiedlichen Aufgaben bei Altona Diagnostics kurz beschreiben und auch sagen, was euch besonders Spaß macht?
00:00:52
Malte Syeren: Ja genau, also vielleicht ganz kurz zur Firma selbst: Wir sind ja Hersteller für PCR Diagnostik, ganz grob gefasst, und bieten da mittlerweile zusätzlich auch einen automatisierten Workflow an. Genau - und dabei bin ich halt im Technischen Support tätig und wir machen so alles was PCR Diagnostik-Fragen angeht - also zu der Reaktion selber. Ich speziell beschäftige mich dabei mit dem Extraktionsautomaten und bin für Rückfragen dazu zuständig - für den Instrument Service bei unseren Kunden.
00:01:19
Anja Kamp: Also Malte, du bist eher für die Technische Leitung und für technische Fragen zuständig - und Nils...
00:01:21
Nils Rutschke: Ich mache die Leitung der Qualitätskontrolle unserer hauseigenen Enzyme, und gleichzeitig habe ich eine ähnliche Funktion auf der Forschungs- und Entwicklungsseite inne. Das heißt, mein Team und ich, wir planen und entwickeln neue Qualitätstests für unsere Enzyme, die wir dann quasi an die Qualitätskontrolle übergeben, um dann unsere Enzyme nach unseren Qualitätskriterien freizugeben.
00:01:54
Anja Kamp: Und was macht euch da besonders Spaß? Ich sage jetzt nochmal euren Namen, wenn jemand antwortet, damit die Hörer:innen wissen, wer spricht. Also ich frage jetzt mal Malte, was macht Dir besonders Spaß an deiner Aufgabe?
00:02:05
Malte Syeren: Ich würde sagen, dass es das Schönste ist, dass man morgens nicht so genau weiß, was da auf einen zukommt. Also z.B. Rückfragen oder generell mit Kunden arbeiten ist ja nicht so richtig planbar. Gerade wenn es dann noch Probleme geht, die eventuell entstehen können. Das heißt, jeder Tag ist ein bisschen anders strukturiert. Man hat mit anderen Problemen zu tun. Die eine Woche geht vielleicht mal mehr in Richtung chemische Fragen, warum irgendwelche Signale inhibiert sind, warum irgendwelche Patientenproben nicht korrekt detektiert werden oder irreguläre Signale geben und so weiter. Die andere Woche ist dann vielleicht mehr techniklastig. Das Schönste ist also die flexible Struktur, und dass man nicht so genau weiß, was am Tag so ansteht.
00:02:41
Anja Kamp: Du magst also die Abwechslung.
00:02:42
Malte Syeren: Genau!
00:02:43
Anja Kamp: Nils, wie ist das bei dir. Was macht dir am meisten Spaß?
00:02:46
Nils Rutschke: Ja, flexible Struktur, sagte Malte. Mir macht eher der Forschungs- und Entwicklungsteil Spaß! Das man da immer etwas Neues ausprobieren kann, auch die Betreuung von Studenten. Diese Abwechslung macht mir eigentlich so mit am meisten Spaß. Das ist auch so ein bisschen mit der Grund dafür, warum ich die Leitung der Qualitätskontrolle demnächst abgeben werde - auch an einen ehemaligen ISTAB Studierenden!
00:03:09
Anja Kamp: Oh! Da leitest du schon meine nächste Frage ein. Denn bei Altona Diagnostics haben ja schon viele ISTAB Studierende ihre Abschlussarbeiten gemacht und einige wurden auch übernommen - und du hattest ja auch schon im Vorgespräch gesagt, dass zurzeit einige der Studierenden bei euch sind, und als Mitarbeiterin des ISTAB Studiengangs würde mich jetzt interessieren, welche besonderen Kenntnisse, Erfahrungen und Inhalte aus dem ISTAB Studium besonders hilfreich sind für die abwechslungsreichen Arbeiten bei der Altona Diagnostics? Also was spielt da eine besonders wichtige Rolle?
00:03:40
Nils Rutschke: Also, was ich besonders immer sehe und merke, was wichtig ist, ist Praxiserfahrung. Und was ich auch schön finde, was einen tollen Einfluss auf die Studierenden hat, ist die Auslandserfahrung und damit einhergehend, so ein bisschen Herausforderungen besonders gut meistern zu können. Das sind so aus meiner Sicht wichtige Punkte.
00:04:01
Malte Syeren: Vor allem mehr Erfahrungen würde ich sagen, was so die Studierenden an sich angeht. Ich kann ja immer nur ein bisschen aus meiner Sicht sprechen. Nils hat ja auch deutlich früher bei Altona Diagnostics angefangen als ich. Ich habe meine Masterarbeit quasi auch bei Nils in der Gruppe gemacht. Da warst du (an Nils gerichtet) ja schon sechs, sieben, acht Jahre da. Man profitiert auf jeden Fall von diesen Auslandserfahrungen und dass man ein relativ breites Methodenspektrum schon mal gesehen hat und viele Sachen auch einfach selber schon mal gemacht hat und nicht nur in der Theorie durchgegangen ist - zum Studieren. Ich glaube, das hilft schon und das konnte man dann hier in der Firma auch noch weiter vertiefen. Natürlich, man hat jetzt nicht alles gesehen, das ist aber, glaub ich, auch nicht möglich. Aber insgesamt kann man, glaube ich, sagen, dass man schon ganz gut vorbereitet wurde.
00:04:35
Anja Kamp: Das ist ja auch das besondere am ISTAB Studiengang, der Studiengang für Technische und Angewandte Biologie, dass ihr halt während der Bachelorarbeit auch wirklich ins Ausland gehen müsst, für ein Jahr, und auch wirklich sehr viel mitnehmt, auch fürs Leben und für das Selbstbewusstsein. Und die Masterarbeit: da seid ihr halt auch ein Jahr wirklich in den Betrieben, also ein Jahr Projektarbeit und ein Jahr Masterarbeit.
00:05:00
Malte Syeren: Ich muss auch sagen, also gerade dieses Auslandsjahr: Ähm… von meinem Standpunkt aus hätte ich das, glaube ich, sonst nicht gemacht, wenn es nicht vorgeschrieben gewesen wäre, einfach weil ich mich da nicht so gesehen habe, ehrlich gesagt. Aber im Nachhinein würde ich es auf jeden Fall nicht missen wollen. Also… war eine super Erfahrung! Und auch zum Beispiel vielleicht, wie das Studium einen vorbereitet hat, ist auch jetzt deutlich ein Vorteil, weil wir ja auch mit Tochtergesellschaften im Ausland arbeiten, englischsprachig, auch anderssprachig - da bin ich jetzt nicht so beteiligt, eher im englischsprachigen Bereich. Aber auf jeden Fall bereitet einen das darauf auch gut vor, und man fühlt sich vielleicht auch ein bisschen sicherer, in der Fremdsprache zu verhandeln und mit denen zu sprechen.
00:05:34
Malte Syeren: Anja, und um nochmal auf deine Aussage zurückzukommen, mit dem Praxissemester und dann der Masterarbeit: Genau, man darf auch nicht vergessen, dass es auch immer ein super Vorstellungsgespräch ist, so eine lange Zeit in der Firma zu sein. Besser, als wenn man jetzt irgendwo einen Tag sich mal vorstellt, weil, das ist für beide Seiten eine total sterile Umgebung, und dafür sind diese Praxissemester oder auch die Masterarbeiten super.
00:06:00
Anja Kamp: Genau, ihr lernt die Leute richtig gut kennen, arbeitet sie gut ein und guckt, ob das passt.
00:06:05
Malte Syeren: Ja! Es ist auch viel so, dass wir Leute übernehmen, die hier schon vorher irgendeine Abschlussarbeit gemacht haben oder auch noch ein Praktikum oder wie auch immer. Also, ich glaube, da gibt es einige, jetzt auch nicht nur von ISTAB. Auch von hier aus Hamburg, von der School of Life Sciences, sind es viele Leute, die ein Ausbildung als BTA gemacht haben. Da haben wir auch viele Leute, die von da gekommen sind. Also es sind ja dann ähnliche Kanäle, dass man einfach schon eine Zeit lang in der Firma war und dann eben der Übergang deutlich leichter ist für beide Seiten, denke ich. Sowohl man selbst weiß dann ja, worauf man sich dann einlässt und die Firma weiß auch, was sie an einem hat. Das sind auf jeden Fall Vorteile, glaube ich.
00:06:35
Anja Kamp: Was passt denn für euch? Was sind denn besonders wichtige Kriterien, um bei euch bei Altona Diagnostics gut anzukommen und gute Arbeit zu machen? Ist das wirklich nur die Ausbildung, oder sind das auch Persönlichkeitsmerkmale?
00:06:48
Nils Rutschke: Also, Ausbildung ist wichtig, natürlich, aber aus meiner Sicht ist eigentlich das allerallerwichtigste, dass die Person ins Team passt! Genau, und das hat auch so ein bisschen den Hintergrund, dass die Grundsachen - klar -, die bekommt man im Studium mit, aber dann die spezifische Ausbildung, die gibt es bei uns.
00:07:07
Malte Syeren: Würde ich unterschreiben. Also: Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit sind, glaub ich, so die größten ..., abgesehen jetzt natürlich von den fachlichen Fähigkeiten, die sollten auch zum Teil natürlich da sein, ist jetzt auch blöd, wenn das gar nicht passt. Aber es gibt auf jeden Fall auch wichtigere Dinge, wie z.B. ins Team zu passen. Also, wenn man dann mit jemandem arbeiten muss der einfach - ja mit dem es schwierig ist zu kommunizieren, der irgendwie auch wenig redet, vielleicht, oder der sich nicht mitteilen kann, ich glaube, das ist dann auch schwierig. Da kann man fachlich so gut sein, wie man will, wenn das nicht da ist, dann wird es einfach schwierig.
00:07:35
Anja Kamp: Was denkt ihr denn, welche Maßnahmen die Hochschule Bremen und die jeweiligen anderen Studiengänge generell noch ergreifen könnten, um den Übergang in den Beruf noch besser zu unterstützen?
00:07:46
Malte Syeren: Ja, wir haben da, glaube ich, ja auch letztes Mal schon im Vorgespräch auch ein bisschen drüber geredet, dass wir hier gar nicht das Gefühl haben, dass man das so viel besser machen kann. Also, ich finde, dieses eine Jahr Praxisphase ist schon sehr gut - und ja auch deutlich mehr. Also ... das war jetzt im Masterstudiengang, das mit dem halben Jahr Praxis- oder Projektsemester und daneben im Anschluss ein halbes Jahr Masterarbeit. Es ist einfach schon ein sehr guter Teil, dass man einfach schon an einen Betrieb herangeführt wird - oder auch an nicht unbedingt an einen Betrieb, man kann es ja auch an der Uni oder so machen, aber dann weiß man zumindest gleich die Unterschiede.
00:08:12
Nils Rutschke: Was ich von anderen Hochschulen oder Universitäten kenne, ist zum Beispiel, im Bachelor so ein Praxissemester zu haben, was jetzt nicht an der Hochschule ist. Also jetzt zum Beispiel die Bachelorarbeit. Bei ISTAB ist das ja so, dass man im Bachelor klar das Auslandssemester hat und da auch ein Praktikum macht und ein Semester studiert. Es gibt ja auch dieses TIGER Projekt bei ISTAB, für die Bachelorstudenten, dass man schon an dieser Stelle eben halt die Möglichkeit schafft, mit einer Firma zu kooperieren und in den Berufsalltag mal reinzuschuppern und zu sehen, was da so passiert.
00:08:48
Anja Kamp: TIGER Projekt? Das hört sich ja spannend an. Was ist das eigentlich?
00:08:50
Nils Rutschke: Ja, TIGER Projekt. Das wurde von Gerd Klöck und Tilman Achstetter ins Leben gerufen, meines Wissens.
00:08:55
Malte Syeren: Ja und TIGER kommt dann halt von TIlman und GERd. Also, ich glaube, das sind einfach die Vornahme.
00:08:59
Anja Kamp: Also ISTAB Professoren waren das, die das ins Leben gerufen haben?
00:09:03
Nils Rutschke: Genau. Und die Idee ist, dass die Studierenden für ihre Bachelorarbeit in -quasi… keiner echten Firma, aber eine Firma, virtuell von der Hochschule gegründet, quasi arbeiten, für die Zeit ihrer Bachelorarbeit. Und die Studierenden zusammenarbeiten und unterschiedliche Positionen, die auch in der Firma vorkommen könnten, abbilden.
00:09:25
Anja Kamp: Also wirklich eine super Vorbereitung dieses Hochschulstudiengang auf die Berufswelt. Was war denn trotz der sehr guten Vorbereitung, wie ich das raushöre, für euch selber persönlich eine besondere Erfahrung beim Übergang von der Hochschule in die Praxis?
00:09:40
Malte Syeren: Ich für meinen Teil muss sagen, also Nils hat ja gerade angesprochen, dass man so virtuell auch in diesem TIGER Projekt versucht, irgendwie die Firma darzustellen. Aber ich glaube, wenn man dann in eine wirkliche Firma kommt, wo es halt auch… wo man mit Abteilungen wie Qualitätsmanagement, Regulatory Affairs in Kontakt kommt, das sind so Punkte, da hab ich mir über den Umfang, den das Ganze annimmt, habe ich mir vorher eigentlich nicht so richtig Gedanken gemacht, und das war so das größte, dass halt Prozesse auch abgebildet werden müssen, dass man nicht so einfach, wie an der Hochschule vielleicht, Dinge ändern kann in Prozessen. Das war so das, was für mich, glaube ich, so die größte Überraschung war am Anfang, dass es halt gar nicht so einfach ist.
00:10:15
Nils Rutschke: Ja, und ich glaube auch, so die Art der Dokumentation, glaube ich, ist auch nochmal was anderes.
00:10:20
Malte Syeren: Auch. Ich glaube, Laborbuch führen, also das betrifft jetzt unseren Studiengang, so dass man Versuche möglichst gut dokumentiert, das lässt, glaube ich, jeder mal so ein bisschen schleifen im Studium oder macht es vielleicht nicht so, wie man es vielleicht machen müsste. Man merkt aber dann halt später, gerade im Beruf, dass man halt auch …also Leute vielleicht ein halbes Jahr oder ein Jahr später die Versuche noch mal durchlesen - und es dann halt auch gut ist, wenn man sie reproduzieren kann oder es detailliert ist. Genau. Also, diese Dokumentation ist auf jeden Fall auch ein Punkt.
00:10:45
Nils Rutschke: Es ist essentiell wichtig in der Firma. Es ist alles noch mal ein bisschen strikter.
00:10:50
Malte Syeren: Man macht sich über die Konsequenzen noch mehr Gedanken, als wenn man so einen Versuch hat, und man dokumentiert ihn nicht richtig und es wird am Ende ein Produkt generiert, was vielleicht nicht so funktioniert, wie es soll. Dann muss man irgendwann zurückverfolgen, auch aus Qualitätsmanagements-Gründen, warum das nicht geklappt hat. Also, das sind so Abläufe. Ich glaub, das ist so auf deine Frage bezogen das, was vielleicht die größte Überraschung war.
00:11:09
Malte Syeren: Das ist aber auch dann nochmal so ein bisschen abhängig davon, in welchem Bereich man jetzt unterwegs ist. Also, ich glaube, Pharmaindustrie wäre jetzt nochmal ein bisschen strikter, als es bei uns ist, und es gibt ja bestimmt auch Bereiche, wo es auch noch mal ein bisschen lockerer ist. Das muss man dazu sagen. Aber es ist schon, glaube ich, noch mal ein großer Schritt raus aus dem Universitäts- Hochschulleben und rein in die Firma.
00:11:34
Anja Kamp: Also das sind ja auch Kompetenzen, die jetzt eher bei den Soft Skills anzuordnen sind, würde ich sagen. Also, da musstet ihr dann noch mehr lernen, auch im Team zu kommunizieren, Dinge so zu protokollieren, dass nachfolgende Mitarbeiter das auch lesen können.
00:11:49
Malte Syeren: Wie wir auch anfangs schon angesprochen haben. Ich glaube, so ein gewisses Basic-Set an Soft Skills braucht man irgendwie immer, und klar hilft einem das wahrscheinlich bei diesem Übergang auf jeden Fall, wenn man die hat. Ja, aber vieles, vieles lernt man dann auch bei diesem Übergang erst. Erst also, das sind dann so Fertigkeiten. Ich glaube, das entwickelt man ja auch bei diesem Übergang, das muss man jetzt nicht zwingend mitbringen.
00:12:09
Nils Rutschke: Wichtige Soft Skills sind auch einfach so, dann noch Kommunikation, aber das ist aus meiner Sicht sowieso überall im Leben super wichtig: gut zu kommunizieren. Schon wenn ich an Malte denke: du (an Malte gerichtet) beim Kunden, den siehst du ja relativ kurz, das ist natürlich was Anderes als bei mir, jetzt vielleicht, wo ich dann halt mit meinem Team jeden Tag zusammenarbeite, wo ich die Leute besser kenne, wo ich auch bisschen über die Beziehungsebene gehen kann …da liegen auch auf jeden Fall Unterschiede, glaube ich, in unseren beiden Bereichen.
00:12:37
Malte Syeren: Ja, auf jeden Fall. Also mit Kunden spricht man auf jeden Fall ja anders, als jetzt mit einem Kollegen, von daher stimmt das schon. Kommunikation ist ja nicht gleich Kommunikation, das ist einfach sehr unterschiedlich.
00:12:47
Anja Kamp: Inwieweit entsprechen denn eure jetzigen Aufgaben euren Erwartungen und inwieweit nicht? Was habt ihr euch anders vorgestellt?
00:13:00
Nils Rutschke: Erwartungen von damals als ich ins Berufsleben gestartet bin?
00:13:00
Anja Kamp: Genau!
00:13:00
Malte Syeren: Ja, das ist eine gute Frage, genau, von wann die Erwartung? Weil - also ich glaube, man entwickelt schon unterschiedliche Erwartungshaltungen über die Zeit. Also, während ich bei ISTAB studiert habe, ich glaube, da hätte ich jetzt nicht gesagt, ich will mal im Technical Support und Service arbeiten, in der Firma. Es war jetzt nicht so mein Ziel, aber so richtig Erwartungen, muss ich auch sagen, hatte ich im Studium gar nicht. Also ich war ganz froh, dass ich dann einfach irgendwie hier angefangen habe, wenn man auch ein bisschen einfach in den Bereich reingerutscht ist, also ohne sich da jetzt aktiv vielleicht für zu entscheiden oder so, und klar, dann, jetzt in dem Job selber entwickeln sich ja die Erwartungen auch nochmal wieder anders.
00:13:33
Nils Rutschke: Also, da kann ich vielleicht auch noch was zu sagen, weil, ja schon wirklich, ich glaube, über zehn Masterstudierende bei mir waren - oder noch mehr. Die Studierenden kommen meistens an, aber so richtig Wissen und Erwartungen sind, wenn man mit denen ein bisschen ins Detail geht, bei 80, 90 Prozent gar nicht da. Die lassen das so, wie Malte sagte, so ein bisschen auf sich zukommen. Also, es ist so eine Tendenz da „ja, da habe ich Interesse“ aber das ist ja auch natürlich, weil sie kennen ja auch das Große, was es alles gibt, noch gar nicht, und sie haben wahrscheinlich von dem, was es gibt, erst so ein bis fünf Prozent angekratzt. Das ist natürlich dann auch ein bisschen schwieriger.
00:14:11
Anja Kamp: Also, es gibt, glaube ich, zwei Typen Menschen. Es gibt so die Gelegenheitsergreifer und es gibt auch einige, die ihre berufliche Zukunft ganz genau geplant haben.
00:14:19
Malte Syeren: Das kann gut sein. Ich würde mich dann eher zu den Gelegenheitsergreifern zählen.
00:14:23
Anja Kamp: Ja, das habe ich so rausgehört. Trotzdem eine Frage, die so ein bisschen in diese Richtung geht: Wo seht ihr euch in fünf Jahren? Aber ich frage die Frage anders: Was glaubt ihr was sich, wenn ihr in eine Glaskugel schauen könntet, was glaubt ihr, was in fünf Jahren anders sein wird? Was man für andere Kompetenzen mitbringen muss? Wie sich die Berufswelt verändert hat? Wird sie digitaler? Wird es noch mehr Kommunikation geben? Wird es weniger Kommunikation geben? Wird sich im Workflow bei euch was verändern müssen, weil man vielleicht auch an klimafreundliche Dinge denkt? Was man schon bedenken sollte, was in fünf Jahren anders sein könnte?
00:15:00
Malte Syeren: Ich glaube, was wir ja alle merken, Kommunikation generell, wird sich, glaube ich, generell gar nicht so verändern oder die Häufigkeit, aber die Art und Weise wird sich verändern. Also, wir sprechen ja jetzt ja auch schon wieder über Remote. Ich weiß nicht, vor zwei, drei Jahren habe ich noch nicht so viel Remote kommuniziert, wenn ich ehrlich bin, das war eher so die Ausnahme. Und auch intern in der Firma sind ja die Kommunikationswege ganz andere, als das früher mal der Fall war. Also, da waren ganz viele Meetings in Präsenz, es waren noch weniger Meetings, tatsächlich, weil man ja in Präsenz dann doch vielleicht immer mal mehr überlegt, ist das Meeting jetzt überhaupt auch notwendig, oder mache ich das jetzt, weil, es jetzt ja immer noch mal anders Zeit in Anspruch nimmt, als wenn man sich jetzt mal eben schnell eine halbe Stunde irgendwie in einem Online-Meeting trifft mit Kollegen. Ich glaube, dahingehend verändert sich das schon, die Kommunikationsweise - oder? ...in der Firma?
00:15:38
Nils Rutschke: Ja, ich sehe da auch Herausforderungen. Also ich glaube auch, dass das alles mehr ins virtuelle und digitale geht. Wir dürfen aber nicht vergessen, wir kommunizieren ja nicht nur über Wörter, sondern auch über Gesten, Mimiken, Körpersprache, nonverbal. Da sehe ich wirklich die Herausforderung, weil es ist in der Tat was Anderes, ob die Person mir gegenübersitzt-, steht, mit der ich spreche, oder ob ich auf einem Bildschirm starre, da geht einiges verloren, und das sehe ich auch als Herausforderung bei der Kommunikation über virtuelle Medien.
00:16:09
Anja Kamp: Mhm, wir können vielleicht für die Zuhörer:innen kurz sagen: dieses Meeting machen wir jetzt gerade digital, das heißt die Tonqualität… man hört es vielleicht daran - aber eine Chance! Schon ein Future Skill. Also, ich sitze in Bremen und Nils und Malte sitzen gerade in Hamburg.
00:16:25
Malte Syeren: Genau ist aber auch - also das sind ja Sachen, die auch bei unseren Kollegen immer häufiger werden. Wir haben jetzt ja auch eine Homeoffice-Regelung, das heißt, es sind gar nicht mehr immer alle Kollegen vor Ort, sondern man ist auch gezwungen über Online-Meetings zu kommunizieren und hat gar nicht mehr immer die Möglichkeit - und das wird bei großen Meetings auch gar nicht mehr der Fall sein, dass alle in der Firma sind und man ein Präsenzmeeting machen kann. Wie Nils das schon gesagt hat, muss man es vielleicht hinkriegen auch da drauf aufzupassen, dass bei solchen Online-Meetings bestimmte Sachen auch nicht verloren gehen, wie eben diese Körpersprache, Mimik, Gestik. Man kommuniziert halt ganz anders, und ich glaube auch die Wichtigkeit, es gibt deutlich mehr Meetings, glaube ich, seit dieser Online-Meeting Phase, als es vorher der Fall war.
00:17:00
Anja Kamp: Und weniger Dienstreisen. Das ist auch gut für das Klima, wenn nicht so viel gereist wird.
00:17:05
Malte Syeren: Ja, das kommt immer ein bisschen drauf an, würde ich sagen. Ja, es gibt weniger Dienstreisen, da man viel auch Remote machen kann, betrifft aber dann auch wieder im Einzelfall ... Also, wir arbeiten zum Beispiel auch mit großen Kliniken zusammen. Wenn ich jetzt wieder bei den Kunden bin - abhängig davon, dass man jetzt mit Kollegen natürlich anders kommuniziert - aber bei so großen Kliniken gibt es dann auch immer noch wieder datenschutzrechtliche Bedenken und so, da ist es immer gar nicht so einfach remote oder online zu arbeiten, da muss man halt auch oft einfach hinfahren. Das ist zum Beispiel auch was, was vielleicht, wo wir auch wieder bei Zukunft sind, was, glaube ich, nicht so ganz wegfällt, weil gerade in Bezug auf Kunden dieser persönliche Kontakt auch einfach wichtig ist. Das wollen wir als Firma auch einfach beibehalten, um uns, ja ich weiß nicht, zu anderen vielleicht noch abzugrenzen, vielleicht - aber auch diesen persönlichen Kontakt zu unseren Kunden zu halten. Das ist, glaube ich, online eben nicht so möglich, wie es vielleicht dann in Präsenz möglich ist.
00:17:49
Anja Kamp: Ja, das verstehe ich. Dann habe ich noch eine letzte Frage an euch: Was würdet ihr eurem Jüngeren ICH mit auf den Weg geben wollen? Nils, magst du anfangen zu erzählen? Ich denke mal, vor zehn Jahren, als du angefangen hast zu studieren oder noch studiert hast, was würdest du so retrospektiv einfach anders machen, oder wo du denkst, Mensch, da habe ich mir zu viele Sorgen gemacht?
00:18:13
Nils Rutschke: Ich glaube, das ist das, was man oft hört, und ja, ich würde das auch bestätigen: dass man sich für den Moment mehr Zeit nimmt! Weil, genau, ich habe meinen Bachelor gemacht, Master gemacht und dann gedacht, oh schon fertig, irgendwie fühle ich mich noch gar nicht fertig, dann noch promoviert, aber auch das alles relativ konsequent durchgezogen, was aber auch so ein bisschen, vielleicht, an dem neuen Bachelor- Mastersystem liegt. Dass das alles so ein bisschen mehr vorgegeben ist, weil das war ja zum Beispiel früher bei Diplomstudiengängen schon mal anders, dass man sich da mehr Semester Zeit lässt. Genau, sich ein bisschen mehr Zeit nehmen, nicht überall so „durchzurushen“. Das ist sowieso - heutzutage wird das viel zu viel gemacht. Das würde ich, glaube ich, meinem Jüngeren ICH mitgeben.
00:19:00
Anja Kamp: Das finde ich einen guten Punkt. Malte, was würdest Du Deinem Jüngeren ICH mit auf den Weg geben wollen?
00:19:07
Malte Syeren: Also, ich sehe das ähnlich wie Nils. Ich glaube, im Nachhinein, das kennt ja wahrscheinlich jeder, dass man im Nachhinein irgendwie denkt, man hätte Momente oder Lebensphasen vielleicht irgendwie intensiver erleben können oder vielleicht auch ein bisschen ausdehnen sollen. Ich glaube, bei Nils und mir ist es ähnlich, dass wir das Studium relativ straight und relativ schnell abgeschlossen haben ohne da jetzt viele extra Semester zu haben - wie auch immer. Ist aber vielleicht im Nachhinein gar nicht schlecht, da nochmal mehr Erfahrungen zu sammeln oder sich zumindest keinen Druck zu machen, dass immer in Regelstudienzeit alles schaffen zu müssen oder immer diese Normen oder Pflichten erfüllen zu müssen, um möglichst schnell ins Berufsleben zu kommen. Ich glaube, manchmal ist einfach auch Erfahrung sammeln auf diesem Wege wichtig, und diese Zeit kommt halt auch wieder nicht zurück. Das ist auch wieder so leicht gesagt. Aber am Ende wird man so eine Studentenzeit jetzt nicht noch mal haben. Von daher wäre das vielleicht gut, das einfach ein bisschen mehr auszukosten und auch so alles, was es mit sich bringt, auch die Freizeit, die man noch mehr hat als im Berufsleben. Man ist halt deutlich eingespannter jetzt, hat weniger Zeit nebenbei. Das war im Studium, glaube ich, noch ein bisschen anders, und von daher würde ich meinem Jüngeren ICH vielleicht auch sagen, dass man die Zeit vielleicht einfach ein bisschen ausgedehnt hätte oder einfach, ja, auch anders erlebt hätte - vielleicht intensiver. Bestimmt hätte man auch karriereseitig im Nachhinein Dinge leicht anders gemacht. Also, ich hätte jetzt nicht ein anderes Berufsfeld generell eingeschlagen. Ich hätte wahrscheinlich jetzt im Nachhinein auch noch mal bei ISTAB angefangen. Also das sind jetzt nicht so diese ganz grundlegenden Sachen, aber so Kleinigkeiten hätten wir wahrscheinlich trotzdem anders gemacht. Ich glaube, das geht aber auch allen ebenso.
00:20:26
Anja Kamp: Aber im großen Ganzen höre ich da Zufriedenheit raus. Zeitdruck ein bisschen rausnehmen, ansonsten einen guten Weg gewählt und zufrieden mit dem ISTAB Studium, zufrieden bei Altona Diagnostics.
00:20:36
Malte Syeren: Ja, das auf jeden Fall. Das würde ich so unterschreiben. Und wie gesagt, Zeitdruck, also, ich glaube, der war ja auch gar nicht so gemacht von der Hochschule jetzt oder irgendwie von den Professoren oder so, sondern es war einfach ein bisschen selbst gemachter Druck. Also nicht, dass man das jetzt falsch versteht.
00:20:49
Nils Rutschke: Ja, aber ich finde auch, dass das das System so ein bisschen vorgibt, weil dadurch, dass du das Bachelor- Mastersystem hast: dieser Kurs, jener Kurs... also, es ist schon ein bisschen fester vorgegeben als wenn Du es frei wählen könntest und nicht wüsstest… ja... nächstes Semester, welche Kurse belege ich da? Und dann ist auch klar, wenn du dann ein Semester aussetzt, ist auch klar, wenn du dann ein halbes Jahr später weitermachst, dann bist du schon wieder an einer anderen Stelle, und das hat dann wieder irgendwelche anderen Sachen zu Folge. Ich glaube, es ist nicht nur persönlich, es gibt auch äußere Einflüsse. Wie stark die sind, ok - das ist natürlich....
00:21:22
Malte Syeren: Klar gibt es die. Also, ich zum Beispiel, ich habe ja auch dieses, ich nenne es mal, Turbo-Abi gemacht, aber man ist halt auch deutlich jünger, wenn man sich quasi entscheiden muss für irgendwas - also für einen Job und ich glaube, das fällt oft vielen schwer. Ich bin jetzt ganz glücklich mit dem, was ich gemacht habe. Es gibt aber, glaube ich, auch viele, die sich da ja auch häufig mal umorientieren und das einfach machen - und vielleicht ist es aber auch gar nicht so schlecht, so eine Phase zu haben, wo man einfach merkt, okay, das ist es nicht, und ich mache nochmal was Anderes, weil man ja dann auch einfach merkt, dass bestimmte Bereiche einfach nichts für einen sind.
00:21:47
Anja Kamp: Okay, prima, dann hab ich noch eine allerletzte Frage. Gibt es noch etwas, was ihr noch sagen möchtet? Ansonsten würde ich mich ganz herzlich bei euch bedanken, für das Gespräch am frühen Morgen.
00:21:57
Nils Rutschke: Ja, ich glaube, ich kann das nur wiederholen, was Malte gesagt hat, abschließend. Genau, dass ich auch den Weg Bachelor- Master an der Hochschule so wieder einschlagen würde.
00:22:07
Anja Kamp: Schön, das hören wir vom Studiengang sehr gerne!
00:22:11
Malte Syeren: Das ist doch ein gutes Schlusswort. Wahrscheinlich.
00:22:13
Anja Kamp: Ja, finde ich auch
00:22:14
Malte Syeren: Na ja, dann hoffen wir, dass man so ein bisschen was mitnehmen konnte und ein bisschen den Eindruck gekriegt hat, wie so der Übergang ist, von ISTAB zum Berufsleben und was man so für Erfahrungen machen kann.
00:22:23
Anja Kamp: Ja, dann ganz herzlichen Dank an Nils Rutsche und Malte Syeren für das schöne Gespräch heute und ich wünsche euch noch einen schönen Tag und weiter viel Spaß und Erfolg bei Altona Diagnostics!
00:22:36
Nils Rutschke: Vielen Dank!
00:22:36
Malte Syeren: Dankeschön!
00:22:38
Anja Kamp: Tschüss!
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Dr. Monika Blaschke
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