
Wenn es um zu viel Stress bei der Arbeit geht, ein gutes Miteinander oder Rückenschmerzen am Schreibtisch, hilft er weiter: Markus Schnare leitet das Gesundheitsmanagement an der Hochschule Bremen (HSB). Er tut dies aus Überzeugung. Denn: Menschen geht es nicht nur besser, wenn sie auf ihre Gesundheit und ein gutes Miteinander achten. Sie können auch produktiver und erfolgreicher arbeiten. Im Interview erläutert der 47-Jährige, was sein Bereich allen Mitarbeitenden der HSB bietet und warum Erste Hilfe für psychische Gesundheit auch wichtig ist.
Markus Schnare: Wichtig ist mir, dass alle Mitarbeitenden gute Arbeitsbedingungen vorfinden. Dementsprechend arbeiten wir an Konzepten und versuchen auf organisationaler Ebene wirksame Instrumente wie die kostenlose und anonyme "Betriebliche Sozialberatung" bekannter zu machen. Hier hat man die Möglichkeit, sich bei privaten oder hochschulischen Problemen/Krisen zeitnah beraten oder in der Konfliktlösung unterstützen zu lassen. Ebenso ist die Sozialberatung ein vertrauensvoller Ansprechpartner bei Suchtthematiken jeder Art.
Das "Betriebliche Eingliederungsmanagement" - kurz BEM - ist ein weiteres wertvolles Instrument, da man hier, auch ohne zuvor schwer erkrankt sein zu müssen, in einem strukturierten Prozess gesundheitsgefährdende Belastungsfaktoren mindern oder gar eliminieren kann. Des Weiteren verfolgen wir den Ansatz, Mitarbeitende in ihren Teams zu unterstützen. So können sich Teams bei mir melden und wir skizzieren gemeinsam entsprechend des Bedarfes Teamentwicklungsmaßnahmen mit externen Partnern, in denen zum Beispiel auf die Zusammenarbeit, individuelle Bedürfnisse, Prozesse, Kommunikation, Selbstfürsorge oder dem Umgang mit hoher Arbeitsintensität geschaut werden kann.
Wir brauchen in jedem Team von Zeit zu Zeit einen Raum, in dem ein gesundes Maß an Offenheit und Vertrauen in der Kommunikation herrscht, um unsere Arbeitssituation gemeinsam und partizipativ zu gestalten und alle im Team mitzunehmen.
Was vielen aber deutlich präsenter erscheint, sind die Angebote des Gesundheitsförderung. Beispiele sind die digitale Gesundheitswoche mit der Techniker Krankenkasse, unsere umfangreiche, kostenlose Gesundheitsapp, Präsenz- und Onlineveranstaltungen zu Themen wie mentale Gesundheit, Ergonomie, Faszientraining und Schlaf. Hier kann sich jede/jeder Mitarbeitende speziell ihre/seine Themen heraussuchen und erhält wertvolle Impulse für die eigene Umsetzung.
Mental Health First Aid (MHFA) ist ein weltweit erprobtes, evidenzbasiertes und standardisiertes Ausbildungskonzept, das auch an Hochschulen immer bekannter wird. Die ausgebildeten Kursteilnehmenden sind geschult, bei psychischen Problemen wie Angstzuständen, Panikattacken, Depressionen, Substanzmissbrauch und vielem mehr als Ansprechpartner:in und Lots:in zu fungieren. Sie nehmen die Anliegen der Betroffenen erst, hören Ihnen zu und suchen gemeinsam nach Ressourcen zur Problemlösung. Dabei hat die Hilfe als Laie:in natürlich auch Grenzen, denn sie vermitteln bei ernsthaften Symptomen an Profis. Sie erstellen keine Diagnosen und leisten keine therapeutische Arbeit. Da sich viele Betroffene häufig scheuen, externe Institutionen in Anspruch zu nehmen, sind die Ersthelfenden, die vielleicht die Professor:in oder die Kolleg:in sind, vielleicht schon bekannt und stellen somit eine niedrigere Hürde dar. Im Januar 2026 läuft der nächste Kurs und im Februar wird es dann den offiziellen Kick-off mit der Veröffentlichung der Homepage geben. Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bei allen Ersthelfenden für Ihr Engagement in der HSB bedanken.
Freude bereitet mir meine Aufgabe grundsätzlich, da ich sie als sehr sinnstiftend empfinde. Alle Beschäftigten leisten jeden Tag so viel und halten das komplexe System HSB am Laufen. Es motiviert mich daher, diese tollen Kolleg:innen in manchmal herausfordernden Zeiten zu unterstützen und sich weiterhin für gesunde Arbeitsbedingen zu engagieren. Wer dicke Bretter bohren will, muss auch auf sich achten. Das tue ich gerne, in dem ich nach einem anstrengenden Tag das Stresshormon Cortisol durch Sport abbaue oder die "Drei Fragezeichen" in der Badewanne höre. Aber auch die Zeit mit Freund:innen und den Liebsten empfinde ich als sehr haltgebend.