
Der Bereich Luft und Raumfahrt der Fakultät 5 – Natur und Technik trauert um seinen Honorarprofessor Jürgen Raps (1951-2025). Der langjährige und bekannte Flugkapitän sowie Mitbegründer des Internationalen Studiengangs Luftfahrtsystemtechnik und -management (ILST) der HSB prägte über Jahrzehnte die Luftfahrtausbildung. Seine Expertise verband Theorie und Praxis auf einzigartige Weise.
„Mit Jürgen Raps verliert die Luftfahrtbranche einen visionären Brückenbauer zwischen Wissenschaft und Praxis, dessen Lebenswerk Generationen von Flugzeugführer:innen, Luftfahrtingenieur:innen und Manager:innen prägt“, sagt Prof. Dr. Jorgen von der Brelie, Leiter des Studiengangs ILST. „Vorallem aber den Menschen Jürgen Raps werden wir schmerzlich vermissen. Trotz seiner großen Erfolge, hat er mit seinem Gegenüber stets auf Augenhöhe kommuniziert. Fordernd ja, aber auch immer fördernd. Ich kam als Trainee zu ihm und genauso habe ich ihn später als Doktorvater erlebt.“
Als Honorarprofessor und langjähriger Lehrbeauftragter im Masterstudiengang „Aeronautical Management" (MEAM) gestaltete Jürgen Raps maßgeblich die curriculare Entwicklung beider Studiengänge. Die von ihm mitaufgebauten Kooperationen mit der Luftfahrtindustrie erwiesen sich als wegweisend für die internationale Anerkennung der Bremer Luftfahrtstudiengänge.
Als Mitglied des Vorstands der Lufthansa Passage Airlines (seit 2007) verantwortete Raps als Chief Pilot das Ressort Operations. In dieser Schlüsselposition trug er als Accountable Manager die Gesamtverantwortung gegenüber der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) und dem Luftfahrtbundesamt.
Seine Laufbahn begann 1970 mit der Pilotenschulung in Bremen. Nach Stationen als Erster Offizier wurde Jürgen Raps 1984 Flugkapitän auf der Boeing 737, später Flottenchef und Ausbildungskapitän. Unvergessen blieb der historische, erste Linienflug zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR im August 1989 unter seiner Führung – damals noch mit dem notwendigen Überflug über die Tschechoslowakei. Ab 1990 leitete er die Verkehrsfliegerschule der Deutschen Lufthansa in Bremen. Unter seiner Verantwortung wurden Generationen von Pilot:innen in Bremen geschult, die heute die Verantwortung im Cockpit tragen. 1996 erfolgte die Berufung zum Chefpiloten und Flugbetriebsleiter der Deutschen Lufthansa AG. Als einer der vier ersten Linienpiloten weltweit erwarb er 2007 die Lizenz für den Airbus A380 und steuerte das Lufthansa-Flaggschiff beim historischen Erstflug in die USA.
Raps engagierte sich im Aufsichtsrat der Lufthansa Flight Training GmbH und im Vorstand der Deutschen Lufthansa Berlin-Stiftung. Sein Wissen gab er seit 2006 kontinuierlich an Bremer Studierende weiter. Bis zum Schluss blieb er der Hochschule Bremen verbunden und war ein leidenschaftlicher Unterstützer der Kombination von Ingenieursstudium und Pilotenschulung.