
Am 1. Oktober 2025 hat die damalige Wissenschaftssenatorin Katrin Moosdorf den Entwurf des Wissenschaftsplans 2030 des Landes Bremen im Ausschuss für Wissenschaft, Medien, Datenschutz, Informationsfreiheit und Digitalisierung (WMDID) vorgestellt. Der Termin umfasste, dass Hochschulen sowie andere Einrichtungen und Verbände ihre Stellungnahmen dazu vortrugen – auch Professor Dr. Konrad Wolf, Rektor der Hochschule Bremen (HSB). Hier können Sie seine Rede nachlesen:
„Der vorliegende Wissenschaftsplan benennt die zentralen Themen der Hochschule Bremen in Studium, Lehre, Internationalisierung, Forschung und Transfer – aber auch darüber hinaus Nachhaltigkeit, Gleichstellung und Diversität, wie sie auch im Hochschulentwicklungsplan (HEP) der Hochschule Bremen formuliert sind. Um eine mögliche Umsetzung der Themen und eine Erreichung der Ziele einzuschätzen, muss man aber auch verstehen, von welcher Ausgangslage wir uns heute weiterentwickeln.
Bis 2023 hat sich die Hochschule Bremen am Wissenschaftsplan 2025 orientiert, der zwei Säulen hatte:
Aus Gründen, die nicht im Land Bremen liegen, sondern – wie wir alle wissen – mit den Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine verknüpft sind, kann das Land Bremen diese Finanzierungszusage nicht einhalten. Trotzdem erhält die Hochschule Bremen ihr Entwicklungsziel aufrecht. Auch wenn die Umsetzung natürlich Veränderungen erfordert.
Wir werden in den nächsten Jahren die hohen Zahlen des Hochschulpaktes bei den Studienanfänger:innen erhalten. Und diese Studienplätze werden auch nachgefragt: Wir werden auch in diesem Jahr deutlich über 2.100 Studienanfänger:innen haben, während es an vielen Hochschulen in Deutschland massive Einbrüche bei den Studierendenzahlen gegeben hat. Alle Studiengänge der Hochschule Bremen sind in den Kernbereichen des Fachkräftemangels angesiedelt.
Wir werden auch die hohe Qualität von Studium und Lehre aufrechterhalten. Aber den im Wissenschaftsplan geäußerten Wunsch, die Lehrbeauftragtenquote möglichst zu reduzieren, werden wir nicht erfüllen können. Wir schaffen vieles an der Hochschule Bremen. Aber: gleichbleibend hohe Studierendenzahlen, gleichbleibend niedrige Finanzierung und sinkende Lehrbeauftragtenquote – diese Quadratur des Kreises schaffen auch wir nicht.
Im Wissenschaftsplan wird zudem ein Fokus auf Stellen im nichtwissenschaftlichen Bereich gelegt. Aber: Wir haben eine hohe Diversität der Studierenden. Und daraus ergibt sich die Notwendigkeit der Beratung und Begleitung der Studierenden. Das Angebot eines guten Curriculums und einer hohen Qualität der Lehre allein ist nicht ausreichend für den Studienerfolg. Dabei werden wir keine Abstriche machen.
Selbstverständlich werden wir in den nächsten Jahren die Lehre weiterentwickeln. Zum Gesamtbild gehört aber, dass wir dazu vor allem in der Lage sind, weil wir bei der Stiftung für Innovation in der Hochschullehre ein großes Drittmittelprojekt eingeworben haben, sodass uns über eine Million Euro pro Jahr für die Weiterentwicklung der Lehre zur Verfügung stehen. Allerdings nur für den Projektzeitraum der nächsten Jahre.
Wir werden auch die Internationalisierung weiterentwickeln – ein Schlüsselthema unseres Profils. Wir haben mehr als 1,5 Millionen Euro pro Jahr an Erasmus-Mitteln für Austauschprogramme zur Verfügung.
Zum Gesamtbild gehört aber auch, dass wir die Internationalisierung qualitativ nur weiterentwickeln können, weil wir eine Europäische Universität sind und von der EU mehrere 100.000 Euro pro Jahr für den Aufbau dieser Europäischen Universität erhalten – allerdings nur für den Projektzeitraum der nächsten Jahre! (Anm. der Redaktion: Die Hochschule Bremen ist Mitglied der Allianz STARS EU)
Und wir werden die Gleichstellungsthemen weiterentwickeln, aber im Wesentlichen mit Geldern aus dem Professorinnenprogramm – also mit Drittmitteln, die uns nur für den Projektzeitraum der nächsten Jahre zur Verfügung stehen.
Ebenso selbstverständlich werden wir Forschung und Transfer weiterentwickeln – drittmittelfinanziert. Aber die Grundlage für die erfolgreiche Einwerbung von Forschungsmitteln sind hochmoderne Labore und das entsprechende Personal, um die Labore zu betreiben. Ohne diese Labore sind auch die Promotionen nicht durchführbar, die im Rahmen der Umsetzung des eigenständigen Promotionsrechts geplant sind.
Im vorliegenden Wissenschaftsplan sind somit Entwicklung, Themen und Ziele der Hochschule Bremen beschrieben – nicht jedoch der Prozess zur Zielerreichung. Diesen Prozess werden wir uns in den nächsten Jahren gemeinsam erarbeiten müssen!
Ebenso ist ein zentrales Thema der HSB nicht beschrieben, nämlich unsere konkreten Sanierungsbedarfe. Vor wenigen Monaten hat der Wissenschaftsausschuss bei uns an der HSB getagt. Viele von Ihnen haben anschließend die WKL-Halle besichtigt. Die WKL-Halle ist das zentrale Laborgebäude unserer Ingenieurwissenschaften. Ohne Sanierung werden wir sie nicht mehr betreiben können. Damit wären zentrale Themen in Lehre und Forschung, wie zum Beispiel die Wasserstofftechnologien, an der HSB nicht mehr bearbeitbar.
Der vorliegende Wissenschaftsplan ist also in erster Linie nicht der Abschluss eines Formulierungsprozesses. In erster Linie ist der Wissenschaftsplan der Beginn eines gemeinsamen Arbeitsprozesses für alle wesentlichen Themen der Hochschule Bremen – bis hin zu den dringend notwendigen Sanierungsmaßnahmen.
Natürlich sehen wir auch die finanziellen Beschränkungen des Landes und das Bemühen des Landes zu Gunsten der Wissenschaft. Aber wir befinden uns auch in einem intensiven Wettbewerb. Unabhängig von der Finanzierungsituation suchen unsere Studierenden die besten Studienbedingungen und unsere Mitarbeiter:innen und Professor:innen die besten Arbeitsbedingungen und entscheiden sich dann für die HSB – oder auch nicht.
Die gemeinsame Aufgabe muss natürlich darin liegen, dass Studieninteressierte, Mitarbeiter:innen und Professor:innen sich auch in den nächsten Jahren für die Hochschule Bremen und damit für eine berufliche Zukunft in Bremen entscheiden! Herzlichen Dank."


