Die Potenziale von Cellulosefasern sind groß. Sie reichen von leichteren Fahrzeugteilen über nachhaltige Konsumprodukte bis hin zu neuen Bau- und Verpackungsprodukten. Doch noch werden sie zu wenig genutzt. Ein Forschungsteam aus Luxemburg, Neuseeland und der Hochschule Bremen (HSB) hat im weltweit führenden Fachjournal Progress in Materials Science eine umfassende Übersichtsarbeit zu regenerierten Cellulosefasern (RCFs) und deren Verbundwerkstoffen veröffentlicht. Die Veröffentlichung der drei Autor:innen gilt als Auszeichnung, da in diesem exklusiven Journal (Impact Factor ~40) nur ausgewiesene Spitzenforschende eingeladen werden, Übersichtsarbeiten zu verfassen.
Die englischsprachige Publikation „Regenerated Cellulose Fibres and Their Composites: From Fundamental Properties to Advanced Applications“ untersucht das Potenzial von regenerierten Cellulosefaserverbunden (RCFCs), einer bislang unterschätzten Werkstoffklasse.
„Cellulosefasern sind nichts Neues: In Textilien wird zum Beispiel Viskose seit über 100 Jahren genutzt“, erklärt Dr. Nina Graupner von der Hochschule Bremen, eine Autorin der Studie. „Doch ihr Einsatz in modernen Hochleistungswerkstoffen steckt noch in den Kinderschuhen. Dabei zeigen sie gleich mehrere Stärken: Sie sind leicht, zäh und verursachen deutlich weniger Umweltbelastung als zum Beispiel Glasfasern, die oft in Verbundwerkstoffen eingesetzt werden. Beispiele sind Sportgeräte.“
„Die Potenziale sind riesig – von leichteren Fahrzeugteilen über nachhaltige Konsumprodukte bis hin zu neuen Bau- und Verpackungsprodukten“, erklärt Professor Jörg Müssig von der Hochschule Bremen. „Aber damit die Industrie diese Chancen nutzen kann, müssen wir die Herstellung vereinheitlichen und die Verarbeitung optimieren.“
Die Studie hebt hervor, dass die Forschung noch nicht so weit ist wie bei Naturfasern wie Flachs oder Hanf. Doch genau hier liegt die Chance: Mit gezielter Weiterentwicklung könnten regenerierte Cellulosefasern zu einem echten Baustein der Kreislaufwirtschaft werden, beschreibt Dr. Tim Huber (LIST, Luxemburg & University of Canterbury, Neuseeland) die Situation.
Die Veröffentlichung in Progress in Materials Science gilt als besondere Anerkennung der drei Autor:innen, da in diesem exklusiven Journal nur ausgewiesene Spitzenforschende eingeladen werden, Übersichtsarbeiten zu verfassen.Für die Hochschule Bremen (HSB) und die beteiligten Partner:innen ist die Publikation daher nicht nur ein wissenschaftlicher Erfolg, sie weist auch den Weg in eine nachhaltigere Werkstoffzukunft.
Mit dieser Publikation rücken RCFs ins Zentrum der internationalen Materialforschung. Die Autor:innen sehen in ihnen nicht nur eine nachhaltige Ergänzung zu fossilen und synthetischen Werkstoffen, sondern einen möglichen Grundpfeiler einer kreislauforientierten Werkstoffzukunft.
Das Bild zeigt eine Raster-Elektronenmikroskopie-Aufnahme der Bruchfläche eines Verbundwerkstoffs verstärkt mit Regeneratcellulosefasern.
© Nina Graupner