Prof. Dr. Rainer Lisowski präsentiert Paper bei Konferenz des Deutschen Historischen Instituts in Warschau und der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung des politischen Denkens (DGEPD).
Krieg im Kopf? Wie sehen Deutsche aus der ehemaligen Sowjetunion den Krieg in der Ukraine?
Einhellig wird der Krieg Russlands gegen die Ukraine abgelehnt. Insbesondere in Westdeutschland gibt es kaum Verständnis für das Handeln von Russlands Machthaber, Wladimir Putin. Doch was ist mit Menschen, die in Russland, oder genauer: in der ehemaligen Sowjetunion groß geworden sind? Zeigen sie aufgrund ihrer Sozialisation mehr Verständnis gegenüber Russland?
Dies zu untersuchen war Ziel eines Konferenzbeitrages, den Prof. Dr. Rainer Lisowski von der School of International Business bei einer Konferenz des Deutschen Historischen Instituts in Warschau und der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung des politischen Denkens (DGEPD) eingereicht hat. Das Paper wurde als einziger Beitrag einer Fachhochschule angenommen und am 7. September 2023 präsentiert.
Grundlage der empirischen Studie sind fünf qualitative Interviews mit Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern in einem niedersächsischen Landkreis und eine quantitative online-Umfrage unter Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion. Die Ergebnisse zeigen, dass in dieser Teilbevölkerung der Krieg mehrheitlich ebenso abgelehnt wird, wie überall in Deutschland.
„Gravierende Unterschiede zum Meinungsklima im Land sind nicht erkennbar. Der Krieg wird abgelehnt – aber Russland wird auch ein gewisses Verständnis entgegen gebracht, wenn beispielsweise danach gefragt wird, ob das Land sich zurecht von der NATO eingekreist fühlt. Man darf aber nicht vergessen, dass es generell Menschen in Deutschland gibt, die das so sehen. Interessant ist, dass sich eine statistische Signifikanz dann ergibt, wenn man die Einstellungen zu Russland mit Fragen einer eher paternalistischen, auch autoritäreren Sicht auf die Welt korreliert. Insgesamt habe ich aber nicht den Eindruck gewonnen, dass die Gruppe der Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion den Krieg gravierend anders sieht als der Rest des Landes. Mehr Forschung wäre aber nötig, denn aufgrund einer schwachen Beteiligung an der quantitativen Umfrage sind die Ergebnisse zwar interessant, aber leider nicht repräsentativ“, fasst Lisowski seine Untersuchung zusammen. Der Autor der Studie, die in einem Tagungsband veröffentlicht werden wird, ist Professor für Public Management an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften.