Bremens Justizsenatorin Dr. Claudia Schilling, die Präsidentin des Hanseatischen Oberlandesgerichts Ann-Marie Wolff und die beiden Konrektorinnen der Hochschule Bremen, Prof. Dr. Annika Maschwitz (Studium, Lehre und Internationalisierung) sowie Dr. Sabina Schoefer (Digitalisierung, Changemanagement und Diversity) haben am Dienstag, 20. Mai 2025, das gemeinsame digitale Prüfungszentrum eröffnet. Dort können studienbegleitende Prüfungen der HSB und Klausuren angehender Juristinnen und Juristen im Zweiten Staatsexamen am PC abgenommen werden. Die Juristenausbildung in Bremen profitiert dabei von der langjährigen Expertise der HSB im Bereich digitaler Prüfungsverfahren. Die Hochschule Bremen nimmt seit vielen Jahren in mehreren Studiengängen Prüfungen am Computer ab. Nun soll die Digitalisierung konsequent weiter ausgebaut werden, betonen die beiden Konrektorinnen der HSB. "Deshalb haben wir das Anliegen der Justizsenatorin gerne aufgegriffen", so Annika Maschwitz.
Claudia Schilling hatte die ersten Überlegungen zu dem Kooperationsprojekt noch in ihrer damaligen Rolle als Wissenschafts- und als Justizsenatorin begleitet. „Ich freue mich riesig, dass wir es Hand in Hand geschafft haben, die Prüfungsbedingungen für unsere Referendarinnen und Referendare sowie für die Studierenden der Hochschule Bremen entscheidend zu verbessern“, erklärt die Justizsenatorin und weiter: „Seit jeher haben angehende Juristinnen und Juristen ihre Examensklausuren von Hand auf Papier angefertigt. Das ist nicht mehr zeitgemäß, da der Einsatz von Computertechnik aus der modernen Berufswelt nicht mehr wegzudenken ist. Die Einführung des elektronischen Examens wurde daher allseits befürwortet, hat sich aber in der praktischen Umsetzung als wahrer Hindernislauf erwiesen. Der Grund: Bundesweit konnten die Justizprüfungsämter nicht auf bewährte Systeme zurückgreifen, sondern mussten überwiegend ganz neue Lösungen entwickeln. Nach der Einrichtung der beiden Prüfungsräume an der Hochschule Bremen und einer Testphase im Jahr 2024 läuft der Prüfungsbetrieb heute störungsfrei – und völlig selbstverständlich. Die Möglichkeit, Prüfungsaufgaben am PC zu lösen, wird von den angehenden Juristinnen und Juristen überaus positiv und gerne angenommen.“
Auf der Grundlage eines Kooperationsvertrages haben die Senatorin für Justiz und Verfassung und die Hochschule Bremen in den Räumen der HSB am Standort Flughafenallee 10 (Zentrum für Informatik und Medientechnologien, ZIMT) insgesamt 32 Prüfungsplätze eingerichtet. Studierende und Referendarinnen und Referendare können dort nicht nur Klausuren am PC schreiben; auch das Korrekturverfahren und die Archivierung der Prüfungsarbeiten werden vollständig digital organisiert.
„Dank der Kooperation mit der Hochschule Bremen können die Referendarinnen und Referendare aus Bremen die Klausuren im Zweiten juristischen Staatsexamen wie bisher in Bremen schreiben. Das war mir sehr wichtig“, unterstreicht Schilling. Hintergrund: Das Zweite juristische Staatsexamen wird vom Gemeinsamen Prüfungsamt der Länder Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein (GPA) abgenommen. Im Zuge der Digitalisierung des Prüfungsverfahrens hat das GPA in Hamburg einen zentralen Prüfungsraum (rund 150 Plätze) eingerichtet, in dem die Rechtsreferendarinnen und Rechtsreferendare aus den Verbundländern die Examensklausuren anfertigen können. Das würde für Referendarinnen und Referendare aus Bremen allerdings bedeuten, dass sie sich in der Examensphase ein Zimmer in einem Hamburger Hotel nehmen oder an den Prüfungstagen zwischen Bremen und Hamburg pendeln müssten. „Angesichts der ohnehin sehr fordernden Examensphase mit acht jeweils fünfstündigen Klausuren innerhalb von zwei Wochen ist es aber sinnvoll, das Examen von einem solchen zusätzlichen Stress freizuhalten.“
Die Präsidentin des Hanseatischen Oberlandesgerichts in Bremen, Ann-Marie Wolff, befürwortet die jetzt gefundene Lösung: „Ich freue mich als Leiterin der Ausbildung für die jungen Juristinnen und Juristen natürlich nicht nur über die der Praxis entsprechende Möglichkeit zur digitalen Anfertigung der Klausuren. Ebenso wichtig ist für mich, dass die Referendarinnen und Referendare die Arbeiten in Bremen ohne den Aufwand langer Anreisewege schreiben können. Das erhöht die Attraktivität der bremischen Ausbildung und führt bereits jetzt erkennbar dazu, dass sich hochqualifizierte Juristinnen und Juristen für das Referendariat in Bremen entscheiden. Diese guten Absolventinnen und Absolventen werden dann nach der zweiten Staatsprüfung der hiesigen Justiz, der Verwaltung, den Rechtsanwaltskanzleien und in anderen Einsatzbereichen in Bremen für eine Tätigkeit zur Verfügung stehen.“
Das Kooperationsprojekt ist ein wichtiger Schritt für die Weiterentwicklung digitaler Prüfungsformate an der HSB. Dabei geht es um anspruchsvolle Aufgabenstellungen, die eine strukturierte und eigenständige Bearbeitung längerer Texte am Bildschirm erfordern. Konrektorin Prof. Dr. Annika Maschwitz „Gerade die rasante Entwicklung von Künstlicher Intelligenz stellt uns vor neue Herausforderungen: Prüfungen müssen so gestaltet sein, dass sie die individuelle Leistung, die Analysefähigkeit und das eigenständige Denken der Studierenden zuverlässig abbilden.“ Digitale Prüfungen eröffnen dafür neue Möglichkeiten: „Wir bereiten unsere Studierenden gezielt auf eine Arbeitswelt vor, in der digitale Kompetenz, analytisches Denken und eigenständige Problemlösungen mehr denn je gefragt sind“, so die Konrektorin.
Haben mit allen Beteiligten das digitale Testcenter an der HSB eröffnet: Justizsenatorin Claudia Schilling (vorne), die Präsidentin des Hanseatischen Oberlandesgerichts in Bremen Ann-Marie Wolff (rechts), Konrektorin Sabina Schoefer (Mitte) und Konrektorin Annika Maschwitz der HSB (hinten).
© Justizressort Bremen