Die Hochschule lebt von den Menschen, die hier studieren, arbeiten und sie als Gäste bereichern. In unserer Rubrik „Drei Fragen an…“ stellen wir einige dieser Menschen vor – mit ihren Perspektiven, Projekten und Visionen. Hier: Dr. Sabina Schoefer. Im Juni 2025 beginnt sie ihre zweite Amtszeit als Konrektorin für Changemanagement, Diversity und Digitalisierung an der HSB. Zuvor hat der Rektor Prof. Dr. Konrad Wolf sie für eine weitere Amtszeit bestellt. Der Akademische Senat stimmte seinem Vorschlag in der Sitzung am Dienstag, 29. April 2025, einstimmig zu. Im Interview blickt Dr. Sabina Schoefer zurück auf ihre ersten fünf Jahre im Konrektorat und gibt einen Ausblick auf das, was kommt.
Dr. Sabina Schoefer: Ich erinnere mich gut – mein Dienstbeginn war turbulent, was damals der pandemiebedingten Lage geschuldet war. Um in dieser besonderen Zeit handlungsfähig zu bleiben, galt es hochschulweit und sehr schnell verlässliche Unterstützungsstrukturen aufzubauen. Vor allem ging es darum, in Absprache mit den Hochschulen und dem verantwortlichen Ressort im Land Bremen in extrem kurzen Zeitintervallen die BremenFonds-Mittel für die HSB zu beantragen und zu verausgaben. Das ist verwendungsgerecht und nur gemeinsam mit den Fakultäten, dem Rechenzentrum, der Verwaltung und vielen engagierten Kolleg:innen Digitalisierungsprojekte in Lehre, Forschung und Administration gelungen. Hierfür bin ich immer noch dankbar. Ganz wichtig in besonders dieser Zeit war, ein Informationssicherheitsmanagementsystem anzustoßen, das die HSB gegen Cyberatacken wappnet. Wir haben Sicherheitstests, sogenannte Penetrationstests, durchgeführt, um unsere Systeme auf Schwachstellen zu prüfen – mit guten Ergebnissen.
Hier kann ich angesichts der Menge der laufenden Digitalisierungsvorhaben und Aufgaben nur beispielhaft antworten, es ist einfach sehr viel! Digitalisierung als Querschnittsthema an einer Hochschule ist per se Changemanagement. Das zeigt auch der kollegiale Austausch mit anderen Hochschulen. Für die Verantwortlichen wird dies ein zentrales Thema bleiben. Das zeigen die Einschätzungen sehr deutlich. Die Wege, damit konstruktiv und mit nötiger Geduld umzugehen, sind ähnlich. Die HSB ist gut aufgestellt. Gemeinsam mit unserer „Wissenschaftlichen Leitung Digitalisierung und Rechenzentrum“ haben wir ein verlässliches Steuerungsboard für die Digitalisierung installiert. Dieses sogenannte IKT-Steuerungsboard hat die Ganzheit der Digitalisierung der HSB quer durch Hierarchien, zentrale und dezentrale Strukturen im Blick. IKT steht für Informations- und Kommunikationstechnologie. Denn mit den schnellen und in großen Teilen disruptiven Entwicklungen der digitalen Welt einer Hochschule Schritt zu halten, bleibt angesichts der dafür vorhandenen Ressourcen eine Herausforderung. Beispielsweise wird KI für die HSB entscheidend sein, weil besonders die Unterstützungsprozesse davon profitieren. Außerdem gilt es, die IT-Service-Struktur der Fakultäten zukunftsgerichtet zu unterstützen. Hier liegen große Potenziale, uns als Hochschule zukunftsfähig und konkurrenzfähig aufzustellen.
Besonders wichtig ist eine gezielte Förderung der sogenannten digital Skills der eigenen Mitarbeitenden durch passgenaue Angebote. Das ist übrigens das gemeinsame Resümee mit anderen Hochschulen. Deshalb ist ein digitales Self-Assessment im Rahmen des HSB-Projekts „AddInno - Integrierter Ansatz der digitalen Innovation in Studium und Lehre“ entwickelt worden. Es befindet sich aktuell in der Testphase. Wenn alles gut geht, können wir im Herbst damit beginnen und darauf aufbauend Weiterbildung für digital Skills starten. Denn eine digitale Arbeitswelt ist in den vergangenen Jahren komplexer geworden – wir Hochschulen müssen darauf reagieren.
Weiterhin ist die hochschulübergreifende Zusammenarbeit im Land Bremen und im Bund ein wichtiger strategischer Punkt. Wie in allen anderen Bundesländern auch, wird die HSB angesichts der erwartbaren Kosten der Digitalisierung über Shared IT-Services nachdenken müssen, um mit den Entwicklungen Schritt zu halten. Ein erster Schritt ist die gemeinsame „Landesinitiative Digitalisierung der Hochschulen im Land Bremen“ und damit zusammenhängend das gemeinsame Hochschulprojekt HIT. Es schaut sich die Lizenzen aller Hochschulen im Land Bremen an, um die Kräfte effizient zu bündeln.
Seit 1. April 2024 habe ich für das Rektorat das Aufgabenfeld Diversity übernommen. Diversity ist ein weiteres Querschnittsthema, das mich, die HSB und Hochschulen weltweit derzeit mehr denn je beschäftigt. Unsere HSB versteht sich als weltoffene und tolerante Institution, die großen Wert auf ein respektvolles, diskriminierungsfreies Miteinander legt. Jede Form von Diskriminierung, Intoleranz oder Gewalt hat bei uns keinen Platz. Damit wird deutlich: Es betrifft alle Bereiche unserer Hochschule und bedeutet stetige Kulturentwicklung.
Auch hier möchte ich angesichts der vielen Aufgaben mit Beispielen antworten. Wichtig für die HSB ist es, sich daran zu erinnern, dass es die UN-Behindertenrechtskonvention (UNBRK) seit fast 20 Jahren gibt. Sie verpflichtet Deutschland als Vertragsstaat, die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zu fördern und hierfür geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Aus ihr und anderen rechtlichen Vorschriften des Bundes und der Länder folgt die Pflicht, Angebote so zu gestalten, dass alle Menschen gleichberechtigt und diskriminierungsfrei an ihnen teilnehmen können. An der Hochschule Bremen hat das Thema Barrierefreiheit eine wichtige Bedeutung und hohe Priorität. Wie alle bremischen Hochschulen tun wir alles im Rahmen unserer Möglichkeiten. Allerdings sind die Ressourcen im Land Bremen unverhältnismäßig knapp – gerade für diese Thematik. Die Kommission zur Umsetzung der UN-BRK an der Hochschule Bremen trifft sich in meiner Begleitung regelmäßig. Derzeit konzentriert sie sich auf die Maßnahmen für die Jahre 2025 und 2026, die im Aktionsplan 2023 bis 2027 zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, die in einem hochschulweiten Prozess entstanden sind, aufgelistet worden sind.
Als weitere wichtige Aufgabe für die HSB ist das Thema Antidiskriminierung zu nennen. Ein großer Arbeitsschwerpunkt ist die Erstellung einer Antidiskriminierungssatzung und Handreichung. Die Arbeitsgruppe „Verfahrenswege und Interventionen“ hat für die HSB einen Entwurf erstellt. Dieser Satzungsentwurf durchläuft aktuell eine Prüfung: Alle Bereiche bis in die Fakultäten werden beteiligt. Ihr Feedback ist erwünscht, um einen breiten Konsens und juristische Sicherheit für alle in unserer HSB herzustellen. Begleitend wird eine praxisnahe Handreichung zum Thema erstellt, damit Studierende und Mitarbeitende einen klaren Rahmen haben und wissen, wohin sie sich verlässlich wenden können. Damit eng verbunden ist die Planung und das Ingangsetzen von Weiterbildungsangeboten für Mitarbeitende und Studierende zu Diversitätsthemen und Antidiskriminierung.