Das haben wir gefragt und spannende Geschichten aufgenommen. Alumni aus Bremen, Deutschland und der ganzen Welt und unterschiedlichen Studiengängen erzählen über ihre Erlebnisse nach dem Studium.
Hören und beurteilen Sie gerne selber!
Dr. Nils Rutschke und Malte Syeren arbeiten heute beide bei Altona Diagnostics in Hamburg in den Bereichen Forschung und Entwicklung, bzw. Technische Leitung.
Im Alumni Talk erzählen sie, warum der ISTAB Studiengang sie optimal auf das Berufsleben vorbereitet hat und warum besonders die Auslands- und Praxissemester so wertvoll sind.
Neben den fachlichen Fähigkeiten betonen beide auch die Wichtigkeit der Kommunikation im Team und mit Kunden. Zum Schluss gibt es noch den kleinen Tipp an die jetzigen Studierenden, sich auch mal etwas Zeit zu nehmen…
Im Gespräch mit Dr. Anja Kamp
Veröffentlicht am 22.02.2023
00:00:08
Anja Kamp: Herzlich willkommen bei der Hochschule Bremen! Schön, dass ihr da seid. - Moin! Mein Name ist Anja Kamp, und ich freue mich sehr, heute Nils Rutschke und Malte Syeren begrüßen zu dürfen.
00:00:26
Malte Syeren: Ja, moin auch von unserer Seite!
00:00:28
Nils Rutschke: Hallo - guten Morgen!
00:00:28
Anja Kamp: Ihr zwei habt euren Masterabschluss im Internationalen Studiengang für Technische und Angewandte Biologie gemacht - das ist der ISTAB Studiengang - und arbeitet jetzt beide bei Altona Diagnostics in Hamburg in den Bereichen Forschung und Entwicklung, bzw. Technische Leitung. Könnt ihr eure unterschiedlichen Aufgaben bei Altona Diagnostics kurz beschreiben und auch sagen, was euch besonders Spaß macht?
00:00:52
Malte Syeren: Ja genau, also vielleicht ganz kurz zur Firma selbst: Wir sind ja Hersteller für PCR Diagnostik, ganz grob gefasst, und bieten da mittlerweile zusätzlich auch einen automatisierten Workflow an. Genau - und dabei bin ich halt im Technischen Support tätig und wir machen so alles was PCR Diagnostik-Fragen angeht - also zu der Reaktion selber. Ich speziell beschäftige mich dabei mit dem Extraktionsautomaten und bin für Rückfragen dazu zuständig - für den Instrument Service bei unseren Kunden.
00:01:19
Anja Kamp: Also Malte, du bist eher für die Technische Leitung und für technische Fragen zuständig - und Nils...
00:01:21
Nils Rutschke: Ich mache die Leitung der Qualitätskontrolle unserer hauseigenen Enzyme, und gleichzeitig habe ich eine ähnliche Funktion auf der Forschungs- und Entwicklungsseite inne. Das heißt, mein Team und ich, wir planen und entwickeln neue Qualitätstests für unsere Enzyme, die wir dann quasi an die Qualitätskontrolle übergeben, um dann unsere Enzyme nach unseren Qualitätskriterien freizugeben.
00:01:54
Anja Kamp: Und was macht euch da besonders Spaß? Ich sage jetzt nochmal euren Namen, wenn jemand antwortet, damit die Hörer:innen wissen, wer spricht. Also ich frage jetzt mal Malte, was macht Dir besonders Spaß an deiner Aufgabe?
00:02:05
Malte Syeren: Ich würde sagen, dass es das Schönste ist, dass man morgens nicht so genau weiß, was da auf einen zukommt. Also z.B. Rückfragen oder generell mit Kunden arbeiten ist ja nicht so richtig planbar. Gerade wenn es dann noch Probleme geht, die eventuell entstehen können. Das heißt, jeder Tag ist ein bisschen anders strukturiert. Man hat mit anderen Problemen zu tun. Die eine Woche geht vielleicht mal mehr in Richtung chemische Fragen, warum irgendwelche Signale inhibiert sind, warum irgendwelche Patientenproben nicht korrekt detektiert werden oder irreguläre Signale geben und so weiter. Die andere Woche ist dann vielleicht mehr techniklastig. Das Schönste ist also die flexible Struktur, und dass man nicht so genau weiß, was am Tag so ansteht.
00:02:41
Anja Kamp: Du magst also die Abwechslung.
00:02:42
Malte Syeren: Genau!
00:02:43
Anja Kamp: Nils, wie ist das bei dir. Was macht dir am meisten Spaß?
00:02:46
Nils Rutschke: Ja, flexible Struktur, sagte Malte. Mir macht eher der Forschungs- und Entwicklungsteil Spaß! Das man da immer etwas Neues ausprobieren kann, auch die Betreuung von Studenten. Diese Abwechslung macht mir eigentlich so mit am meisten Spaß. Das ist auch so ein bisschen mit der Grund dafür, warum ich die Leitung der Qualitätskontrolle demnächst abgeben werde - auch an einen ehemaligen ISTAB Studierenden!
00:03:09
Anja Kamp: Oh! Da leitest du schon meine nächste Frage ein. Denn bei Altona Diagnostics haben ja schon viele ISTAB Studierende ihre Abschlussarbeiten gemacht und einige wurden auch übernommen - und du hattest ja auch schon im Vorgespräch gesagt, dass zurzeit einige der Studierenden bei euch sind, und als Mitarbeiterin des ISTAB Studiengangs würde mich jetzt interessieren, welche besonderen Kenntnisse, Erfahrungen und Inhalte aus dem ISTAB Studium besonders hilfreich sind für die abwechslungsreichen Arbeiten bei der Altona Diagnostics? Also was spielt da eine besonders wichtige Rolle?
00:03:40
Nils Rutschke: Also, was ich besonders immer sehe und merke, was wichtig ist, ist Praxiserfahrung. Und was ich auch schön finde, was einen tollen Einfluss auf die Studierenden hat, ist die Auslandserfahrung und damit einhergehend, so ein bisschen Herausforderungen besonders gut meistern zu können. Das sind so aus meiner Sicht wichtige Punkte.
00:04:01
Malte Syeren: Vor allem mehr Erfahrungen würde ich sagen, was so die Studierenden an sich angeht. Ich kann ja immer nur ein bisschen aus meiner Sicht sprechen. Nils hat ja auch deutlich früher bei Altona Diagnostics angefangen als ich. Ich habe meine Masterarbeit quasi auch bei Nils in der Gruppe gemacht. Da warst du (an Nils gerichtet) ja schon sechs, sieben, acht Jahre da. Man profitiert auf jeden Fall von diesen Auslandserfahrungen und dass man ein relativ breites Methodenspektrum schon mal gesehen hat und viele Sachen auch einfach selber schon mal gemacht hat und nicht nur in der Theorie durchgegangen ist - zum Studieren. Ich glaube, das hilft schon und das konnte man dann hier in der Firma auch noch weiter vertiefen. Natürlich, man hat jetzt nicht alles gesehen, das ist aber, glaub ich, auch nicht möglich. Aber insgesamt kann man, glaube ich, sagen, dass man schon ganz gut vorbereitet wurde.
00:04:35
Anja Kamp: Das ist ja auch das besondere am ISTAB Studiengang, der Studiengang für Technische und Angewandte Biologie, dass ihr halt während der Bachelorarbeit auch wirklich ins Ausland gehen müsst, für ein Jahr, und auch wirklich sehr viel mitnehmt, auch fürs Leben und für das Selbstbewusstsein. Und die Masterarbeit: da seid ihr halt auch ein Jahr wirklich in den Betrieben, also ein Jahr Projektarbeit und ein Jahr Masterarbeit.
00:05:00
Malte Syeren: Ich muss auch sagen, also gerade dieses Auslandsjahr: Ähm… von meinem Standpunkt aus hätte ich das, glaube ich, sonst nicht gemacht, wenn es nicht vorgeschrieben gewesen wäre, einfach weil ich mich da nicht so gesehen habe, ehrlich gesagt. Aber im Nachhinein würde ich es auf jeden Fall nicht missen wollen. Also… war eine super Erfahrung! Und auch zum Beispiel vielleicht, wie das Studium einen vorbereitet hat, ist auch jetzt deutlich ein Vorteil, weil wir ja auch mit Tochtergesellschaften im Ausland arbeiten, englischsprachig, auch anderssprachig - da bin ich jetzt nicht so beteiligt, eher im englischsprachigen Bereich. Aber auf jeden Fall bereitet einen das darauf auch gut vor, und man fühlt sich vielleicht auch ein bisschen sicherer, in der Fremdsprache zu verhandeln und mit denen zu sprechen.
00:05:34
Malte Syeren: Anja, und um nochmal auf deine Aussage zurückzukommen, mit dem Praxissemester und dann der Masterarbeit: Genau, man darf auch nicht vergessen, dass es auch immer ein super Vorstellungsgespräch ist, so eine lange Zeit in der Firma zu sein. Besser, als wenn man jetzt irgendwo einen Tag sich mal vorstellt, weil, das ist für beide Seiten eine total sterile Umgebung, und dafür sind diese Praxissemester oder auch die Masterarbeiten super.
00:06:00
Anja Kamp: Genau, ihr lernt die Leute richtig gut kennen, arbeitet sie gut ein und guckt, ob das passt.
00:06:05
Malte Syeren: Ja! Es ist auch viel so, dass wir Leute übernehmen, die hier schon vorher irgendeine Abschlussarbeit gemacht haben oder auch noch ein Praktikum oder wie auch immer. Also, ich glaube, da gibt es einige, jetzt auch nicht nur von ISTAB. Auch von hier aus Hamburg, von der School of Life Sciences, sind es viele Leute, die ein Ausbildung als BTA gemacht haben. Da haben wir auch viele Leute, die von da gekommen sind. Also es sind ja dann ähnliche Kanäle, dass man einfach schon eine Zeit lang in der Firma war und dann eben der Übergang deutlich leichter ist für beide Seiten, denke ich. Sowohl man selbst weiß dann ja, worauf man sich dann einlässt und die Firma weiß auch, was sie an einem hat. Das sind auf jeden Fall Vorteile, glaube ich.
00:06:35
Anja Kamp: Was passt denn für euch? Was sind denn besonders wichtige Kriterien, um bei euch bei Altona Diagnostics gut anzukommen und gute Arbeit zu machen? Ist das wirklich nur die Ausbildung, oder sind das auch Persönlichkeitsmerkmale?
00:06:48
Nils Rutschke: Also, Ausbildung ist wichtig, natürlich, aber aus meiner Sicht ist eigentlich das allerallerwichtigste, dass die Person ins Team passt! Genau, und das hat auch so ein bisschen den Hintergrund, dass die Grundsachen - klar -, die bekommt man im Studium mit, aber dann die spezifische Ausbildung, die gibt es bei uns.
00:07:07
Malte Syeren: Würde ich unterschreiben. Also: Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit sind, glaub ich, so die größten ..., abgesehen jetzt natürlich von den fachlichen Fähigkeiten, die sollten auch zum Teil natürlich da sein, ist jetzt auch blöd, wenn das gar nicht passt. Aber es gibt auf jeden Fall auch wichtigere Dinge, wie z.B. ins Team zu passen. Also, wenn man dann mit jemandem arbeiten muss der einfach - ja mit dem es schwierig ist zu kommunizieren, der irgendwie auch wenig redet, vielleicht, oder der sich nicht mitteilen kann, ich glaube, das ist dann auch schwierig. Da kann man fachlich so gut sein, wie man will, wenn das nicht da ist, dann wird es einfach schwierig.
00:07:35
Anja Kamp: Was denkt ihr denn, welche Maßnahmen die Hochschule Bremen und die jeweiligen anderen Studiengänge generell noch ergreifen könnten, um den Übergang in den Beruf noch besser zu unterstützen?
00:07:46
Malte Syeren: Ja, wir haben da, glaube ich, ja auch letztes Mal schon im Vorgespräch auch ein bisschen drüber geredet, dass wir hier gar nicht das Gefühl haben, dass man das so viel besser machen kann. Also, ich finde, dieses eine Jahr Praxisphase ist schon sehr gut - und ja auch deutlich mehr. Also ... das war jetzt im Masterstudiengang, das mit dem halben Jahr Praxis- oder Projektsemester und daneben im Anschluss ein halbes Jahr Masterarbeit. Es ist einfach schon ein sehr guter Teil, dass man einfach schon an einen Betrieb herangeführt wird - oder auch an nicht unbedingt an einen Betrieb, man kann es ja auch an der Uni oder so machen, aber dann weiß man zumindest gleich die Unterschiede.
00:08:12
Nils Rutschke: Was ich von anderen Hochschulen oder Universitäten kenne, ist zum Beispiel, im Bachelor so ein Praxissemester zu haben, was jetzt nicht an der Hochschule ist. Also jetzt zum Beispiel die Bachelorarbeit. Bei ISTAB ist das ja so, dass man im Bachelor klar das Auslandssemester hat und da auch ein Praktikum macht und ein Semester studiert. Es gibt ja auch dieses TIGER Projekt bei ISTAB, für die Bachelorstudenten, dass man schon an dieser Stelle eben halt die Möglichkeit schafft, mit einer Firma zu kooperieren und in den Berufsalltag mal reinzuschuppern und zu sehen, was da so passiert.
00:08:48
Anja Kamp: TIGER Projekt? Das hört sich ja spannend an. Was ist das eigentlich?
00:08:50
Nils Rutschke: Ja, TIGER Projekt. Das wurde von Gerd Klöck und Tilman Achstetter ins Leben gerufen, meines Wissens.
00:08:55
Malte Syeren: Ja und TIGER kommt dann halt von TIlman und GERd. Also, ich glaube, das sind einfach die Vornahme.
00:08:59
Anja Kamp: Also ISTAB Professoren waren das, die das ins Leben gerufen haben?
00:09:03
Nils Rutschke: Genau. Und die Idee ist, dass die Studierenden für ihre Bachelorarbeit in -quasi… keiner echten Firma, aber eine Firma, virtuell von der Hochschule gegründet, quasi arbeiten, für die Zeit ihrer Bachelorarbeit. Und die Studierenden zusammenarbeiten und unterschiedliche Positionen, die auch in der Firma vorkommen könnten, abbilden.
00:09:25
Anja Kamp: Also wirklich eine super Vorbereitung dieses Hochschulstudiengang auf die Berufswelt. Was war denn trotz der sehr guten Vorbereitung, wie ich das raushöre, für euch selber persönlich eine besondere Erfahrung beim Übergang von der Hochschule in die Praxis?
00:09:40
Malte Syeren: Ich für meinen Teil muss sagen, also Nils hat ja gerade angesprochen, dass man so virtuell auch in diesem TIGER Projekt versucht, irgendwie die Firma darzustellen. Aber ich glaube, wenn man dann in eine wirkliche Firma kommt, wo es halt auch… wo man mit Abteilungen wie Qualitätsmanagement, Regulatory Affairs in Kontakt kommt, das sind so Punkte, da hab ich mir über den Umfang, den das Ganze annimmt, habe ich mir vorher eigentlich nicht so richtig Gedanken gemacht, und das war so das größte, dass halt Prozesse auch abgebildet werden müssen, dass man nicht so einfach, wie an der Hochschule vielleicht, Dinge ändern kann in Prozessen. Das war so das, was für mich, glaube ich, so die größte Überraschung war am Anfang, dass es halt gar nicht so einfach ist.
00:10:15
Nils Rutschke: Ja, und ich glaube auch, so die Art der Dokumentation, glaube ich, ist auch nochmal was anderes.
00:10:20
Malte Syeren: Auch. Ich glaube, Laborbuch führen, also das betrifft jetzt unseren Studiengang, so dass man Versuche möglichst gut dokumentiert, das lässt, glaube ich, jeder mal so ein bisschen schleifen im Studium oder macht es vielleicht nicht so, wie man es vielleicht machen müsste. Man merkt aber dann halt später, gerade im Beruf, dass man halt auch …also Leute vielleicht ein halbes Jahr oder ein Jahr später die Versuche noch mal durchlesen - und es dann halt auch gut ist, wenn man sie reproduzieren kann oder es detailliert ist. Genau. Also, diese Dokumentation ist auf jeden Fall auch ein Punkt.
00:10:45
Nils Rutschke: Es ist essentiell wichtig in der Firma. Es ist alles noch mal ein bisschen strikter.
00:10:50
Malte Syeren: Man macht sich über die Konsequenzen noch mehr Gedanken, als wenn man so einen Versuch hat, und man dokumentiert ihn nicht richtig und es wird am Ende ein Produkt generiert, was vielleicht nicht so funktioniert, wie es soll. Dann muss man irgendwann zurückverfolgen, auch aus Qualitätsmanagements-Gründen, warum das nicht geklappt hat. Also, das sind so Abläufe. Ich glaub, das ist so auf deine Frage bezogen das, was vielleicht die größte Überraschung war.
00:11:09
Malte Syeren: Das ist aber auch dann nochmal so ein bisschen abhängig davon, in welchem Bereich man jetzt unterwegs ist. Also, ich glaube, Pharmaindustrie wäre jetzt nochmal ein bisschen strikter, als es bei uns ist, und es gibt ja bestimmt auch Bereiche, wo es auch noch mal ein bisschen lockerer ist. Das muss man dazu sagen. Aber es ist schon, glaube ich, noch mal ein großer Schritt raus aus dem Universitäts- Hochschulleben und rein in die Firma.
00:11:34
Anja Kamp: Also das sind ja auch Kompetenzen, die jetzt eher bei den Soft Skills anzuordnen sind, würde ich sagen. Also, da musstet ihr dann noch mehr lernen, auch im Team zu kommunizieren, Dinge so zu protokollieren, dass nachfolgende Mitarbeiter das auch lesen können.
00:11:49
Malte Syeren: Wie wir auch anfangs schon angesprochen haben. Ich glaube, so ein gewisses Basic-Set an Soft Skills braucht man irgendwie immer, und klar hilft einem das wahrscheinlich bei diesem Übergang auf jeden Fall, wenn man die hat. Ja, aber vieles, vieles lernt man dann auch bei diesem Übergang erst. Erst also, das sind dann so Fertigkeiten. Ich glaube, das entwickelt man ja auch bei diesem Übergang, das muss man jetzt nicht zwingend mitbringen.
00:12:09
Nils Rutschke: Wichtige Soft Skills sind auch einfach so, dann noch Kommunikation, aber das ist aus meiner Sicht sowieso überall im Leben super wichtig: gut zu kommunizieren. Schon wenn ich an Malte denke: du (an Malte gerichtet) beim Kunden, den siehst du ja relativ kurz, das ist natürlich was Anderes als bei mir, jetzt vielleicht, wo ich dann halt mit meinem Team jeden Tag zusammenarbeite, wo ich die Leute besser kenne, wo ich auch bisschen über die Beziehungsebene gehen kann …da liegen auch auf jeden Fall Unterschiede, glaube ich, in unseren beiden Bereichen.
00:12:37
Malte Syeren: Ja, auf jeden Fall. Also mit Kunden spricht man auf jeden Fall ja anders, als jetzt mit einem Kollegen, von daher stimmt das schon. Kommunikation ist ja nicht gleich Kommunikation, das ist einfach sehr unterschiedlich.
00:12:47
Anja Kamp: Inwieweit entsprechen denn eure jetzigen Aufgaben euren Erwartungen und inwieweit nicht? Was habt ihr euch anders vorgestellt?
00:13:00
Nils Rutschke: Erwartungen von damals als ich ins Berufsleben gestartet bin?
00:13:00
Anja Kamp: Genau!
00:13:00
Malte Syeren: Ja, das ist eine gute Frage, genau, von wann die Erwartung? Weil - also ich glaube, man entwickelt schon unterschiedliche Erwartungshaltungen über die Zeit. Also, während ich bei ISTAB studiert habe, ich glaube, da hätte ich jetzt nicht gesagt, ich will mal im Technical Support und Service arbeiten, in der Firma. Es war jetzt nicht so mein Ziel, aber so richtig Erwartungen, muss ich auch sagen, hatte ich im Studium gar nicht. Also ich war ganz froh, dass ich dann einfach irgendwie hier angefangen habe, wenn man auch ein bisschen einfach in den Bereich reingerutscht ist, also ohne sich da jetzt aktiv vielleicht für zu entscheiden oder so, und klar, dann, jetzt in dem Job selber entwickeln sich ja die Erwartungen auch nochmal wieder anders.
00:13:33
Nils Rutschke: Also, da kann ich vielleicht auch noch was zu sagen, weil, ja schon wirklich, ich glaube, über zehn Masterstudierende bei mir waren - oder noch mehr. Die Studierenden kommen meistens an, aber so richtig Wissen und Erwartungen sind, wenn man mit denen ein bisschen ins Detail geht, bei 80, 90 Prozent gar nicht da. Die lassen das so, wie Malte sagte, so ein bisschen auf sich zukommen. Also, es ist so eine Tendenz da „ja, da habe ich Interesse“ aber das ist ja auch natürlich, weil sie kennen ja auch das Große, was es alles gibt, noch gar nicht, und sie haben wahrscheinlich von dem, was es gibt, erst so ein bis fünf Prozent angekratzt. Das ist natürlich dann auch ein bisschen schwieriger.
00:14:11
Anja Kamp: Also, es gibt, glaube ich, zwei Typen Menschen. Es gibt so die Gelegenheitsergreifer und es gibt auch einige, die ihre berufliche Zukunft ganz genau geplant haben.
00:14:19
Malte Syeren: Das kann gut sein. Ich würde mich dann eher zu den Gelegenheitsergreifern zählen.
00:14:23
Anja Kamp: Ja, das habe ich so rausgehört. Trotzdem eine Frage, die so ein bisschen in diese Richtung geht: Wo seht ihr euch in fünf Jahren? Aber ich frage die Frage anders: Was glaubt ihr was sich, wenn ihr in eine Glaskugel schauen könntet, was glaubt ihr, was in fünf Jahren anders sein wird? Was man für andere Kompetenzen mitbringen muss? Wie sich die Berufswelt verändert hat? Wird sie digitaler? Wird es noch mehr Kommunikation geben? Wird es weniger Kommunikation geben? Wird sich im Workflow bei euch was verändern müssen, weil man vielleicht auch an klimafreundliche Dinge denkt? Was man schon bedenken sollte, was in fünf Jahren anders sein könnte?
00:15:00
Malte Syeren: Ich glaube, was wir ja alle merken, Kommunikation generell, wird sich, glaube ich, generell gar nicht so verändern oder die Häufigkeit, aber die Art und Weise wird sich verändern. Also, wir sprechen ja jetzt ja auch schon wieder über Remote. Ich weiß nicht, vor zwei, drei Jahren habe ich noch nicht so viel Remote kommuniziert, wenn ich ehrlich bin, das war eher so die Ausnahme. Und auch intern in der Firma sind ja die Kommunikationswege ganz andere, als das früher mal der Fall war. Also, da waren ganz viele Meetings in Präsenz, es waren noch weniger Meetings, tatsächlich, weil man ja in Präsenz dann doch vielleicht immer mal mehr überlegt, ist das Meeting jetzt überhaupt auch notwendig, oder mache ich das jetzt, weil, es jetzt ja immer noch mal anders Zeit in Anspruch nimmt, als wenn man sich jetzt mal eben schnell eine halbe Stunde irgendwie in einem Online-Meeting trifft mit Kollegen. Ich glaube, dahingehend verändert sich das schon, die Kommunikationsweise - oder? ...in der Firma?
00:15:38
Nils Rutschke: Ja, ich sehe da auch Herausforderungen. Also ich glaube auch, dass das alles mehr ins virtuelle und digitale geht. Wir dürfen aber nicht vergessen, wir kommunizieren ja nicht nur über Wörter, sondern auch über Gesten, Mimiken, Körpersprache, nonverbal. Da sehe ich wirklich die Herausforderung, weil es ist in der Tat was Anderes, ob die Person mir gegenübersitzt-, steht, mit der ich spreche, oder ob ich auf einem Bildschirm starre, da geht einiges verloren, und das sehe ich auch als Herausforderung bei der Kommunikation über virtuelle Medien.
00:16:09
Anja Kamp: Mhm, wir können vielleicht für die Zuhörer:innen kurz sagen: dieses Meeting machen wir jetzt gerade digital, das heißt die Tonqualität… man hört es vielleicht daran - aber eine Chance! Schon ein Future Skill. Also, ich sitze in Bremen und Nils und Malte sitzen gerade in Hamburg.
00:16:25
Malte Syeren: Genau ist aber auch - also das sind ja Sachen, die auch bei unseren Kollegen immer häufiger werden. Wir haben jetzt ja auch eine Homeoffice-Regelung, das heißt, es sind gar nicht mehr immer alle Kollegen vor Ort, sondern man ist auch gezwungen über Online-Meetings zu kommunizieren und hat gar nicht mehr immer die Möglichkeit - und das wird bei großen Meetings auch gar nicht mehr der Fall sein, dass alle in der Firma sind und man ein Präsenzmeeting machen kann. Wie Nils das schon gesagt hat, muss man es vielleicht hinkriegen auch da drauf aufzupassen, dass bei solchen Online-Meetings bestimmte Sachen auch nicht verloren gehen, wie eben diese Körpersprache, Mimik, Gestik. Man kommuniziert halt ganz anders, und ich glaube auch die Wichtigkeit, es gibt deutlich mehr Meetings, glaube ich, seit dieser Online-Meeting Phase, als es vorher der Fall war.
00:17:00
Anja Kamp: Und weniger Dienstreisen. Das ist auch gut für das Klima, wenn nicht so viel gereist wird.
00:17:05
Malte Syeren: Ja, das kommt immer ein bisschen drauf an, würde ich sagen. Ja, es gibt weniger Dienstreisen, da man viel auch Remote machen kann, betrifft aber dann auch wieder im Einzelfall ... Also, wir arbeiten zum Beispiel auch mit großen Kliniken zusammen. Wenn ich jetzt wieder bei den Kunden bin - abhängig davon, dass man jetzt mit Kollegen natürlich anders kommuniziert - aber bei so großen Kliniken gibt es dann auch immer noch wieder datenschutzrechtliche Bedenken und so, da ist es immer gar nicht so einfach remote oder online zu arbeiten, da muss man halt auch oft einfach hinfahren. Das ist zum Beispiel auch was, was vielleicht, wo wir auch wieder bei Zukunft sind, was, glaube ich, nicht so ganz wegfällt, weil gerade in Bezug auf Kunden dieser persönliche Kontakt auch einfach wichtig ist. Das wollen wir als Firma auch einfach beibehalten, um uns, ja ich weiß nicht, zu anderen vielleicht noch abzugrenzen, vielleicht - aber auch diesen persönlichen Kontakt zu unseren Kunden zu halten. Das ist, glaube ich, online eben nicht so möglich, wie es vielleicht dann in Präsenz möglich ist.
00:17:49
Anja Kamp: Ja, das verstehe ich. Dann habe ich noch eine letzte Frage an euch: Was würdet ihr eurem Jüngeren ICH mit auf den Weg geben wollen? Nils, magst du anfangen zu erzählen? Ich denke mal, vor zehn Jahren, als du angefangen hast zu studieren oder noch studiert hast, was würdest du so retrospektiv einfach anders machen, oder wo du denkst, Mensch, da habe ich mir zu viele Sorgen gemacht?
00:18:13
Nils Rutschke: Ich glaube, das ist das, was man oft hört, und ja, ich würde das auch bestätigen: dass man sich für den Moment mehr Zeit nimmt! Weil, genau, ich habe meinen Bachelor gemacht, Master gemacht und dann gedacht, oh schon fertig, irgendwie fühle ich mich noch gar nicht fertig, dann noch promoviert, aber auch das alles relativ konsequent durchgezogen, was aber auch so ein bisschen, vielleicht, an dem neuen Bachelor- Mastersystem liegt. Dass das alles so ein bisschen mehr vorgegeben ist, weil das war ja zum Beispiel früher bei Diplomstudiengängen schon mal anders, dass man sich da mehr Semester Zeit lässt. Genau, sich ein bisschen mehr Zeit nehmen, nicht überall so „durchzurushen“. Das ist sowieso - heutzutage wird das viel zu viel gemacht. Das würde ich, glaube ich, meinem Jüngeren ICH mitgeben.
00:19:00
Anja Kamp: Das finde ich einen guten Punkt. Malte, was würdest Du Deinem Jüngeren ICH mit auf den Weg geben wollen?
00:19:07
Malte Syeren: Also, ich sehe das ähnlich wie Nils. Ich glaube, im Nachhinein, das kennt ja wahrscheinlich jeder, dass man im Nachhinein irgendwie denkt, man hätte Momente oder Lebensphasen vielleicht irgendwie intensiver erleben können oder vielleicht auch ein bisschen ausdehnen sollen. Ich glaube, bei Nils und mir ist es ähnlich, dass wir das Studium relativ straight und relativ schnell abgeschlossen haben ohne da jetzt viele extra Semester zu haben - wie auch immer. Ist aber vielleicht im Nachhinein gar nicht schlecht, da nochmal mehr Erfahrungen zu sammeln oder sich zumindest keinen Druck zu machen, dass immer in Regelstudienzeit alles schaffen zu müssen oder immer diese Normen oder Pflichten erfüllen zu müssen, um möglichst schnell ins Berufsleben zu kommen. Ich glaube, manchmal ist einfach auch Erfahrung sammeln auf diesem Wege wichtig, und diese Zeit kommt halt auch wieder nicht zurück. Das ist auch wieder so leicht gesagt. Aber am Ende wird man so eine Studentenzeit jetzt nicht noch mal haben. Von daher wäre das vielleicht gut, das einfach ein bisschen mehr auszukosten und auch so alles, was es mit sich bringt, auch die Freizeit, die man noch mehr hat als im Berufsleben. Man ist halt deutlich eingespannter jetzt, hat weniger Zeit nebenbei. Das war im Studium, glaube ich, noch ein bisschen anders, und von daher würde ich meinem Jüngeren ICH vielleicht auch sagen, dass man die Zeit vielleicht einfach ein bisschen ausgedehnt hätte oder einfach, ja, auch anders erlebt hätte - vielleicht intensiver. Bestimmt hätte man auch karriereseitig im Nachhinein Dinge leicht anders gemacht. Also, ich hätte jetzt nicht ein anderes Berufsfeld generell eingeschlagen. Ich hätte wahrscheinlich jetzt im Nachhinein auch noch mal bei ISTAB angefangen. Also das sind jetzt nicht so diese ganz grundlegenden Sachen, aber so Kleinigkeiten hätten wir wahrscheinlich trotzdem anders gemacht. Ich glaube, das geht aber auch allen ebenso.
00:20:26
Anja Kamp: Aber im großen Ganzen höre ich da Zufriedenheit raus. Zeitdruck ein bisschen rausnehmen, ansonsten einen guten Weg gewählt und zufrieden mit dem ISTAB Studium, zufrieden bei Altona Diagnostics.
00:20:36
Malte Syeren: Ja, das auf jeden Fall. Das würde ich so unterschreiben. Und wie gesagt, Zeitdruck, also, ich glaube, der war ja auch gar nicht so gemacht von der Hochschule jetzt oder irgendwie von den Professoren oder so, sondern es war einfach ein bisschen selbst gemachter Druck. Also nicht, dass man das jetzt falsch versteht.
00:20:49
Nils Rutschke: Ja, aber ich finde auch, dass das das System so ein bisschen vorgibt, weil dadurch, dass du das Bachelor- Mastersystem hast: dieser Kurs, jener Kurs... also, es ist schon ein bisschen fester vorgegeben als wenn Du es frei wählen könntest und nicht wüsstest… ja... nächstes Semester, welche Kurse belege ich da? Und dann ist auch klar, wenn du dann ein Semester aussetzt, ist auch klar, wenn du dann ein halbes Jahr später weitermachst, dann bist du schon wieder an einer anderen Stelle, und das hat dann wieder irgendwelche anderen Sachen zu Folge. Ich glaube, es ist nicht nur persönlich, es gibt auch äußere Einflüsse. Wie stark die sind, ok - das ist natürlich....
00:21:22
Malte Syeren: Klar gibt es die. Also, ich zum Beispiel, ich habe ja auch dieses, ich nenne es mal, Turbo-Abi gemacht, aber man ist halt auch deutlich jünger, wenn man sich quasi entscheiden muss für irgendwas - also für einen Job und ich glaube, das fällt oft vielen schwer. Ich bin jetzt ganz glücklich mit dem, was ich gemacht habe. Es gibt aber, glaube ich, auch viele, die sich da ja auch häufig mal umorientieren und das einfach machen - und vielleicht ist es aber auch gar nicht so schlecht, so eine Phase zu haben, wo man einfach merkt, okay, das ist es nicht, und ich mache nochmal was Anderes, weil man ja dann auch einfach merkt, dass bestimmte Bereiche einfach nichts für einen sind.
00:21:47
Anja Kamp: Okay, prima, dann hab ich noch eine allerletzte Frage. Gibt es noch etwas, was ihr noch sagen möchtet? Ansonsten würde ich mich ganz herzlich bei euch bedanken, für das Gespräch am frühen Morgen.
00:21:57
Nils Rutschke: Ja, ich glaube, ich kann das nur wiederholen, was Malte gesagt hat, abschließend. Genau, dass ich auch den Weg Bachelor- Master an der Hochschule so wieder einschlagen würde.
00:22:07
Anja Kamp: Schön, das hören wir vom Studiengang sehr gerne!
00:22:11
Malte Syeren: Das ist doch ein gutes Schlusswort. Wahrscheinlich.
00:22:13
Anja Kamp: Ja, finde ich auch
00:22:14
Malte Syeren: Na ja, dann hoffen wir, dass man so ein bisschen was mitnehmen konnte und ein bisschen den Eindruck gekriegt hat, wie so der Übergang ist, von ISTAB zum Berufsleben und was man so für Erfahrungen machen kann.
00:22:23
Anja Kamp: Ja, dann ganz herzlichen Dank an Nils Rutsche und Malte Syeren für das schöne Gespräch heute und ich wünsche euch noch einen schönen Tag und weiter viel Spaß und Erfolg bei Altona Diagnostics!
00:22:36
Nils Rutschke: Vielen Dank!
00:22:36
Malte Syeren: Dankeschön!
00:22:38
Anja Kamp: Tschüss!
HSB Absolventin Sandra Conrad-Juhls berichtet über ihren Werdegang, Herausforderungen und Lösungsansätze. Sie hat den Bachelor Angewandte Freizeitwissenschaft studiert, mehrere Jahre an der Hochschule gearbeitet und sich dann entschlossen, noch den Master obendrauf zu satteln und ihre Leidenschaft für Klimaschutz zum Beruf zu machen.
Im Gespräch mit Dr. Monika Blaschke
Inzwischen hat sie eine weitere Herausforderung angenommen und arbeitet als Projektmitarbeiterin Stadtregionales Verkehrskonzept beim Kommunalverbund Bremen/Niedersachsen e. V. Wer Fragen an sie hat, kann sie gerne direkt kontaktieren.
Veröffentlicht am 8.3.2023
Monika Blaschke: So, herzlich willkommen bei den Alumni Podcasts der Hochschule Bremen. Schön, dass Sie uns zuhören. Sandra, Ich freue mich sehr, dass du da bist. Herzlich willkommen zu unserem Alumni Podcast, heute mit Sandra Conrad Juhls. Herzlich willkommen!
00:00:30
Sandra Conrad Juhls: Danke! Vielen Dank für die Einladung. Monika, Ich freue mich, hier zu sein.
00:00:34
Monika Blaschke: Ja, freut mich auch. Sandra, du bist ja wirklich ein Geschöpf der Hochschule Bremen. Muss man so ein bisschen sagen, weil du hier zwei Abschlüsse gleich gemacht hast und auch noch hier gearbeitet hast. Das heißt auch, wir kennen uns schon eine ganze Weile und ich habe ein bisschen deinen Weg auch verfolgt. Aber erzähl doch mal selber, was verbindet dich denn mit diesen Studienabschlüssen, die du hier an der Hochschule Bremen gemacht hast?
00:00:58
Sandra Conrad Juhls: Ja, das ging los mit der angewandten Freizeitwissenschaft, als ich mich dafür interessiert habe, das war schon 1998, da war dieser Studiengang ISAF, internationaler Studiengang, angewandte Freizeitwissenschaft, ganz neu. Und ich bin dann tatsächlich in das Büro von Herrn Ulrich Berlin gegangen, damals unser Pressesprecher, und habe ihn ausgefragt, ”Was ist das für ein Studiengang? Kann ich das Curriculum mal sehen?”. Ich war nämlich berufstätig als Hotelfachfrau und habe dann ein bisschen mehr Herausforderungen gesucht im Anschluss. Er hat mich sehr gut beraten und aufgeklärt.
00:01:32
Monika Blaschke: Oh, das wird ihn freuen. Wie ging es dann weiter?
00:01:35
Sandra Conrad Juhls: Ich habe da noch ein paar Zwischenschritte unternommen. Letztendlich konnte ich 2000 anfangen zu studieren in diesem Studiengang, der total überlaufen war. Ich glaube, es gab 400 Bewerbungen auf 30 Plätze oder so und dann wurde ein bisschen auch vor Gericht gestritten. Aber ich habe es geschafft. Ich bin dann reingekommen und zwischendurch hatte ich noch an der Rezeption gearbeitet, noch mal bei einem anderen Arbeitgeber in Bremen. Sehr schön, aber das sollte es eben nicht gewesen sein und ich fühlte mich dann gleich gut aufgehoben. Obwohl es noch kleine Kinderkrankheiten gab, kann man sagen, man wusste noch nicht so recht, wie organisieren wir uns? Was sind da eigentlich für Anforderungen zu stellen in den verschiedenen Modulen an die Studierenden? Dann war ich auch mit in der Studiengangskommission, fand das aber ganz toll, diese Mischung aus, ich sag mal Psychologie, aus Freizeit und Tourismus und auch Stadtentwicklung, was dabei war und habe das vier Jahre studiert. Das war nämlich damals noch ein Diplomstudiengang. Dann ging es auch weiter. Ich habe gearbeitet danach. Ich war bei der Bremer Touristikzentrale beschäftigt in einem Projekt Nordwest Net, Da ging es um den Radtourismus zwischen Ems und Elbe. Das wurde dort gehostet, hatte auch vorher Praktika schon gemacht. Die kannten mich also und wussten dann, als sie ein entsprechendes Projekt hatten mit der Metropolregion Bremen Oldenburg, da fragen wir doch mal die Sandra, ob sie das nicht machen möchte. Das war sehr schön. Ja, dann habe ich mein erstes Kind bekommen und da das eine Projektstelle war, war es klar, das läuft nicht. Ewig liefen die Personalmittel aus und dann war erst mal Schluss. Ich habe dann aber den Einstieg an der Hochschule Bremen tatsächlich gefunden. Da war mein Sohn gerade anderthalb. 2009 war das, und ich habe angefangen in der Fakultät fünf für die Betreuung der Studierenden.
00:03:19
Monika Blaschke: Genau da hast du viele, viele Jahre viele, viele Studierende betreut, bei allen Fragen rund um Praktikum und Auslandsaufenthalt. Das war eine sehr wichtige Aufgabe, natürlich für die Studierenden. Ganz toll, dass du da da warst und sie unterstützt hast. Aber du hast dir irgendwann gesagt, das reicht mir jetzt noch nicht, ich will noch weitermachen.
00:03:38
Sandra Conrad Juhls: Stimmt ganz genau. Es rieselt denn ab und zu so kleine Blumen die Briefe rein. Also eine Art Newsletter, den wir erhalten haben als Alumni in unserem eigenen Studiengang. Und da gab es dann ab und zu auch mal ein paar Projekte für Doktoranden, wissenschaftliche Sachen, die man machen konnte. Und in dem einen oder anderen habe ich mich gesehen, dachte aber, jetzt fehlt dir der Master, jetzt bist du da auf deinem Diplom hängengeblieben, hast zwar sehr erfolgreich hier gearbeitet, aber merkst irgendwie, das juckt dich noch mal was anderes zu machen, auch thematisch vielleicht noch mal was anderes zu machen. Und besonders hatte mich immer Klimaschutz interessiert und auch Mobilitätswende. Das waren einfach so meine Themen. Und dann habe ich das ein bisschen beobachtet, Wie entwickelt sich denn dieser konsekutive Master von ISAF? Denn am Anfang war das gar nicht mein Ding, muss ich sagen, gleich nach dem Studium den machen zu wollen. Aber dann kamen von Herrn Professor Rainer Hartmann immer mehr dieser Mails, wo ich dachte, Mensch, das ist doch interessant, dann solltest du vielleicht doch noch mal dran denken, aufzusatteln.
00:04:39
Monika Blaschke: Ja, und aufsatteln ist tatsächlich ein gutes Stichwort. Sandra, denn mit dir verbinde ich ja auch unbedingt Radfahren. Du hast mir auch gerade erzählt, dass du jeden Morgen erst mal eine ganz schöne Strecke per Rad den Weg zur Arbeit zurücklegst. Und Rad Radfahren ist ja überhaupt dein Ding. Wenn man so ein bisschen guckt, was du schon alles gemacht hast, dann hat es ganz viel mit Mobilität und Radfahren zu. Erzähl mal, was machst du da alles.
00:05:07
Sandra Conrad Juhls: Also ich bin seit Jahren beim ADFC, dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub, immer mehr in Bremen aktiv. Und auf der Bundesebene war ich in verschiedenen Arbeitsgruppen Arbeitsgemeinschaften. Das erste, was ich gemacht habe, war der Arbeitskreis Marketing. Ich war ja damals gerade jung, neu im Job für Nord West Net und dachte, du musst doch wissen, wovon du sprichst, wenn du hier Touren anbietest. Begleitete Radtouren oder mit Gepäcktransport und dem Service für die Gäste im Nordwesten musst du wissen, wie sich das anfühlt. Also habe ich selber mitgemacht bei diesen Touren, bin mitgefahren und dachte "Oh, jetzt bist du schon mal ADFC Mitglied, kannst du auch gleich selber Radtouren leiten werden und dafür werben, was wir hier machen". Und das hat mich dann begleitet. Also Arbeitskreis Brennpunkt, da ging es so um die Brill Kreuzung beispielsweise, was da gefährlich ist. Oder der Bremer Kreisel, da haben wir uns hingestellt, mit den Leuten gesprochen und bei den Radtouren, da ging es eben darum, Tagestouren zu entwickeln, auch mit Rad und Bahn. Und das mache ich eben bis heute sehr gerne. Da war ich im Bereich Kinder, denn meine Kinder wurden ja auch größer, sind sozusagen mit dem ADFC da mitgeschwommen und ich in dem passenden Arbeitsgruppen habe ich mich dann eingebracht. Es war natürlich weitgehend in der Freizeit, muss man sagen, es gab so leider keine Überschneidungen mit meiner Verwaltungstätigkeit an der Hochschule.
00:06:30
Monika Blaschke: Einer der Gründe auch, warum du dir selber gesagt hast, okay, das war's jetzt noch nicht, ich will noch draufsatteln und was machen. Für mich auch und für meine Karriere. Ganz einfach weil ich mehr erreichen kann und will. Und dann hast du letztes Jahr deinen Abschluss gemacht und hast dich beworben. Wie war das denn? Und wie bist du dann bei der Firma gelandet?
00:06:51
Sandra Conrad Juhls: Ich hatte bestimmte Ideen, was ich machen möchte mit diesem Masterabschluss. Sehr schwammig. Ich dachte okay, wenn es kein größeres Projekt gibt, wo du wissenschaftlich was machen kannst, willst du zumindest praktisch die Mobilitätswende vorantreiben. Mir schwebte so etwas vor wie eine Mobilitätsberatung, etwas in dem Sinne oder Arbeit mit Bürgerinnen und Bürgern. Ja, aber diese Stelle erst mal finden. Also ich hatte so ein bisschen auf Gunst geschielt, die unsere Bremer Behörde in Bremen, die aber nur technisches Personal benötigten. Sprich, da fehlte mir nun gänzlich diese Ingenieurinnen Ausbildung, die hatte ich nicht. Ich hatte ja ein gesellschaftswissenschaftliches Studium und habe dann einfach angefangen, mein Profil zu schärfen. Ich hatte auch ein Coaching beruflich, privat kann man sagen gemischtes Coaching, was mich sehr vorangebracht hat. Und da habe ich dann eben meine Potenziale gesehen mit meinen Zielen, was ich möchte und habe festgestellt, dein Link im Profil ist zum Beispiel uralt, das passt gar nicht mehr, das musst du alles mal auf Vordermann bringen. Du hast ja jetzt hier verschiedene Sachen gemacht, liste die noch mal und bildet dir eine Art Slogan und die Marke Sandra. Und das hat dann auch wunderbar funktioniert, denn irgendwann stand die Marke Sandra so ein bisschen inkognito neben meinem beruflichen Feld. Und das war dann eben ein Engagement für die Mobilitätswende, also zwischen Soziologie und Verkehr und nah am Menschen. So habe ich mich dann beschrieben und habe mich in Diskussionen eingebracht, die auf links liefen zu diesen Themen, also irgendwo Fahrradstraßen, Diskussion oder Vision Zero, also null Unfalltote im Verkehr. Der ADFC hatte immer Themen, der VCD, Verkehrsclub Deutschland. Auch überall habe ich mitdiskutiert und fand das einfach gut, weil ich wusste Ach, da kannst du jetzt ja nach deiner Master es hieß es aus dem Vollen schöpfen und war fachlich vorbereitet. Und da bin ich dann 100 Bankowski aufgefallen. Das ist einer meiner heutigen Chefs.
00:08:41
Monika Blaschke: Genau das heißt, es hat bei dir alles super funktioniert, Du hast deine Marke aufgebaut, hast also zwar studiert, hast ja auch noch gearbeitet, natürlich deinen Job hattest du Familie, hattest du auch oder hast du? Und gleichzeitig hast du dran gearbeitet, deine eigene Marke irgendwie zu etablieren, weil es wichtig ist, sich so behaupten zu können. Und bist deinem Chef aufgefallen? Wie denn? Was hat er denn gesagt, was ihm aufgefallen war?
00:09:05
Sandra Conrad Juhls: Ja, es ging um gewisse Großstädte, die sich etwas schwer taten, in die Puschen zu kommen oder ins Rollen zu kommen mit dem Fahrrad. Die haben dann immer länger gewartet, überhaupt Verantwortung zu übernehmen für einen städtischen Umbau, für mehr Platz, für zu Fuß gehende und radfahrende Personen oder auch, auch wenn die Gesetzeslage schwierig ist, eben mal Fahrspuren zu öffnen nur für den Radverkehr. Auch da ging es darum, Mittel investieren zu wollen. Also zum Beispiel ein Unternehmen, dass es einfach fahrradfreundlicher wird und sich die Verantwortung auch so ein bisschen anzieht. Und es gibt eigentlich genug Fördermittel, aber Klimaschutz und Mobilitätswende kommen immer etwas später dran als andere Themen, besonders wenn man gewinnorientiert ist. Das wusste auch Ronald und hat sich da sehr gut eingebracht. Und ich habe dann einfach mit Humor, teilweise aus meinen persönlichen Erfahrungen immer etwas eingeworfen in die Diskussion. Man kann ja kommentieren, dann hat er eben auch Antworten bekommen und er fand dann irgendwann, das passt doch zu der Kampagne, die ich gerade aufbaue.
00:10:10
Monika Blaschke: Steig um.de, was ist denn deine Aufgabe jetzt in deinem Job.
00:10:17
Sandra Conrad Juhls: Ich bringe steig um.de deutschlandweit in die Menge. In die Mitte der Gesellschaft. Wir richten uns an Kommunen. Wir richten uns an Institutionen, an Behörden, an Unternehmen, die fahrradfreundliche Arbeitgeber sind oder noch sein werden möchten. Irgendwann. Wir richten uns aber auch an Versicherungen und an die Medien, damit man weiß okay, da gibt es einen Vorteilsrechner im Internet. Der zeigt mir klipp und klar Darum solltest du nicht das Auto nehmen.
00:10:47
Monika Blaschke: Warum solltest du heute nicht das Auto nehmen? Und wie kriegt man denn die Leute dazu, heute nicht das Auto zu nehmen?
00:10:54
Sandra Conrad Juhls: Also oftmals wird ja gedacht, Klimakommunikation bedeutet, ich lege die Fakten auf den Tisch. Ich sage ja, wenn wir das 1,5 Grad Ziel verpassen, dann ist Schluss. Dann gibt es ausgedörrten Sommer und es gibt Sturzregen. Es gibt Gefahren für uns alle. Wir werden unsere Natur verlieren, wir werden unsere Lebensgrundlagen verlieren, besonders der globale Süden. Viele Menschen sind da aber nicht zugänglich auf diesem Ohr. Die leben doch so in ihrer eigenen Welt, mit ihren Freunden und in ihrer Routine. Jeden Tag das gleiche Verhalten zum Beispiel. Ich steige eben jeden Tag ins Auto, weil es für mich am besten ist. Am praktischsten ist das, mal durch zu rütteln und zu sagen “Halt, probier es doch mal so, diese 1 bis 5 Kilometer kannst du locker mit deinem Rad schaffen. Das geht. Das machen wir so, indem wir einfach sagen Du kannst dabei Geld sparen, das ist gut. Für deine Fitness kann es CO2 sparen. Es fällt besonders auf, dass doch sehr auf das Monetäre geachtet wird. Also jetzt im Bezug auf die Energiekrise, die wir nicht nur in Deutschland haben, überlegen auch kleine Handwerker zum Beispiel schon, wie können wir denn jetzt unseren Fuhrpark hier umstellen?
00:12:00
Monika Blaschke: Ja, das heißt, das Thema betrifft ja einfach alle. Alle sehen die Notwendigkeit, auch da was zu ändern und anzusetzen. Das kommt euch ja wenigstens entgegen.
00:12:10
Sandra Conrad Juhls: Und kommt uns sehr entgegen. Das müssen wir eben von diesen vielen Beschwörungen, geplanten Gesetzesänderungen, von einer Neuordnung des Verkehrs ins Machen kommen, und zwar im Großen wie im Kleinen. Und wir haben ein B2B Instrument, das heißt, wir verkaufen eigentlich nicht jede Lizenz einzeln an unsere Nutzer und Nutzerinnen, sondern wir wollen ein größeres Paket verkaufen, an eine Gewerkschaft, an einen Arbeitgeber, an eine Behörde, die sagt hier, ihr könnt das machen, wir geben euch ein Dienstrad, und dazu geben wir euch diesen Vorteilsrechner und auch noch ein Bike Routing System.
00:12:45
Monika Blaschke: Ja, so dass ich ganz genau an die Hand genommen werde, auch nachher als Nutzer. Und Sandra, was ist deine Aufgabe? Ganz genau. Wenn du morgens den Computer an machst, was machst du dann genau?
00:12:57
Sandra Conrad Juhls: Wie so oft schaue ich erst mal, ob es dringende Sachen gibt. Welche Meetings stehen an? Ich mache so ein bisschen die Tagesplanung, wenn ich es nicht am Abend vorher schon mal ins Auge gefasst habe, ich schaue es irgendwas auf meinem Anrufbeantworter drauf. Habe ich was verpasst? Wir starten eigentlich alle zusammen erst mal, weil wir auch teilweise remote arbeiten mit einem Meeting um 8:45. Das ist dann so halb online, PC steht auf dem Tisch und die anwesend sind, versammeln sich so um so einen kleinen Tisch mit Barhockern kann man sagen. Und da ist dann erst mal unsere Mitte morgens. Jeder sagt so bin ich gerade drauf. Das und das ist mir über die Leber gelaufen und sagen wir kurz inhaltlich, was für uns alle ansteht. Und wir haben natürlich inzwischen Kunden und Kundinnen für uns selber. Ja, und die gehe ich durch. Was muss da gemacht werden? Ist das eine Anbahnung, Ist das eine Korrektur eines Vorganges? Muss ich da noch ein Angebot hinschicken? Will ich eine Organisation auf uns aufmerksam machen, mit der wir kooperieren wollen? Wie mache ich das? Rufe ich die an? Und wenn Termine schon feststehen, dann präsentiere ich das auch gerne online unser Produkt.
00:13:58
Monika Blaschke: Was für Kompetenzen würdest du sagen, benötigt man dafür? Also Leute so anzusprechen aus dem Nichts heraus, da muss man ja auch ein bisschen mutig sein.
00:14:08
Sandra Conrad Juhls: Ja, das ist mir eigentlich schon länger zugefallen, denn bei meiner Tätigkeit an der Hochschule hatte ich ja auch Studierende, die ich nicht näher kannte und die teilweise schwierige Fragen auf dem Herzen hatten, ihren Rucksack so ein bisschen mitbrachten. Nicht jeder möchte ins Ausland, der ins Ausland muss. Insofern auch da war immer ein bisschen Überzeugung angesagt. Das habe ich also gelernt mit der Portion Gelassenheit und auch Humor und ein bisschen List und Tücke, die jungen Menschen in die richtige Richtung zu bekommen. Und so ist das eigentlich mit den Kunden und Kundinnen auch. Ich informiere mich erst mal sehr darüber. Wen habe ich da eigentlich vor mir? Hintergründe versucht, eine persönliche Ebene zu finden, irgendwas, was man vielleicht gemeinsam hat und spreche das dann an. Es gibt natürlich den berühmten Zwei Minuten Pitch. Wenn ich die nicht gleich bringen kann, dann legt derjenige wieder auf und sagt “Nein danke, ich kaufe nichts.”
00:14:58
Monika Blaschke: Klammer auf Elevator Pitch. Auch ein gutes Instrument, um in der kurzen Zeit gleich zu sagen, was wichtig ist und das Interesse des anderen da auch dann zu erhalten. Klammer zu.
00:15:11
Sandra Conrad Juhls: Genau. Und wenn man dann so eine Sympathieebene vielleicht gefunden hat. Und es funkt so ein bisschen. Dann darf ich auch weiter ausholen und kann aus diesem Pidgin Storytelling machen und erzähle dann eben die Geschichte von Steig um und wie das dann zu dem Profil des Gegenübers passt.
00:15:26
Monika Blaschke: Ja genau, Steig um. Ist es so, wie du dir das vorgestellt hast, als du deinen Master machtest? Also die Tätigkeit jetzt jeden Tag? Sandra?
00:15:35
Sandra Conrad Juhls: Ja, das ist ganz unterschiedlich. Also ich habe gute und ich habe schlechte Stunden und Tage, muss man wirklich sagen. Und die Kunden haben das ja auch. Nicht jedes Gespräch ist gleich, so dass man denkt Wow, jetzt hast du hier ein super Angebot gelandet oder darfst ein super Angebot machen. Manches ist sehr zäh und braucht länger, aber das schult. Ich finde das unheimlich interessant. Ich erfahre einfach auch darüber mehr. Welche Probleme und Hürden wir in Deutschland vielleicht noch haben bei der Mobilitätswende. Und das Gute ist, dass sich unser interner Bereich auch da auf diese Kundenwünsche mit einstellen kann. Das heißt, es bleibt ja nicht bei mir hängen, ich höre was vom Kunden, was ihm oder ihr fehlt. Ich gebe das weiter zum Beispiel an unsere Informatikerin und Developer. Und die verbessern wirklich ständig unser Produkt und das ist sehr schön.
00:16:21
Monika Blaschke: Das ist sehr interessant, was du sagst. Das heißt ja auch, dass dieses Zuhören extrem wichtig ist. Also du kannst nicht immer gleich mit deiner Message rüberkommen, sondern du musst auch wirklich ganz genau hinhören, denn auch Geduld scheint eine wichtige Tugend zu sein.
00:16:34
Sandra Conrad Juhls: Das ist so und bei diesen Online Meetings frage ich auch immer, wie sieht jetzt gerade Ihr Zeitfenster aus? Damit ich weiß, muss ich da ein bisschen schneller durch meine Präsentation gehen, Die steht im Prinzip. Aber es ist wie bei einer Folienpräsentation, wo man da sagt, Jetzt ist das hier nicht wichtig, da gehe ich drüber weg, wo verweile ich länger, was machen wir im Anschluss und wie viele Fragen tauchen dann vielleicht noch an dem Tag auf?
00:16:59
Monika Blaschke: Jetzt bist du ja Sandra, haben wir ja schon gehört, jemand, der sich seit vielen Jahren auch privat und beruflich mit diesen Herausforderungen Klimawandel auseinandersetzt. Und jetzt arbeitest du auch ganz konkret in diesem Bereich und sie strahlt, während ich das anspreche. Weil sich hier privat und Beruf decken. Was glaubst du denn, welche Kompetenzen sind wichtig? Auch gerade um diese Anforderung, die der Klimawandel immer stärker mit sich bringen wird, irgendwie zu bewältigen. Jetzt zum Beispiel auch eben beruflich oder im Alltag. Wie verhalte ich mich also? Welche Kompetenzen sind da tatsächlich gefragt?
00:17:36
Sandra Conrad Juhls: Du hast sie schon erwähnt. Das eine war das Zuhören können und wirklich rein horchen. Das andere ist, wo sich die Leute gerade ab. Also wo stehen die? Sind die schon total gut abgedeckt mit ihrem eigenen BigRouting? So ungefähr. Wir haben sowieso die Freaks bei uns, die immer mit Kommod losziehen. Dann wird's tatsächlich ein bisschen schwierig für unser Produkt. Oder stehen die noch bei Null? Wie ein kleiner Ort im Binnenland, der gerade erst anfängt, zum Beispiel den Tourismus auch zu entdecken. Aus Klimaschutzgründen. Ganz einfach, weil es eine europäische Verordnung zur Nachhaltigkeit gibt und zum Klimaschutz, wo so was dann irgendwann auch akkumuliert dargestellt werden muss. Also das ist wichtig, dass man sich selber gut kennt und weiß okay, ich kann auf mich aufbauen oder auf mein Wissen, ich lasse mich nicht gleich aus dem Trott bringen, wenn da mal harsch geantwortet wird oder wenn pikante Fragen kommen. Da stehe ich eigentlich drüber, muss ich sagen.
00:18:32
Monika Blaschke: Das ist sicher sehr hilfreich, denn ich kann mir auch schon vorstellen, da geht es auch viel um Emotion. Da kochen viele Emotionen hoch. Man muss ja auch vielleicht sein Verhalten ändern. Es macht nicht immer Spaß, da muss man sanft hingeleitet werden.
00:18:46
Sandra Conrad Juhls: Es ist manchmal auch schwierig, erst mal an die richtigen Ansprechpartnerinnen zu kommen. Also nehme ich den Klimaschutzbeauftragten, dem ich einen. Eine Städtebaudirektorin oder habe ich Leute aus dem grünen Bereich oder für Lebensqualität und Gesundheit, mit denen ich da spreche? Also wir haben sehr viele Schnittmengen. Eigentlich ist es nur wichtig, alles auch begründen zu können, was man sagt. Nicht, dass man etwas verspricht. Das ist auch schlecht fürs Produkt, was nachher nicht haltbar ist. Und das ist so mein persönliches Credo. Auch ich gehe zwar so weit, eine Vision zu erzeugen, aber prüfe immer, können wir das auch leisten?
00:19:21
Monika Blaschke: Ja, damit du auch mit dem Produkt tatsächlich übereinstimmen kannst und nicht etwas verkaufst, quasi nachher, wo du gar nicht mehr dahinterstehen kannst.
00:19:32
Sandra Conrad Juhls: Ja, das wäre ganz schlimm, wenn im After Sales dann alles zusammenbricht und man unzufriedene Kundinnen und Kunden hinterlässt, die dann einen von fünf Sternen auf Google geben.
00:19:42
Monika Blaschke: Ja, genau. Das heißt, man ist ja auch schon sehr verletzlich in einer gewissen Weise.
00:19:49
Sandra Conrad Juhls: Ja, natürlich vergleiche ich mich auch mit mit den Kolleginnen und Kollegen, die teilweise eine lange Vertriebsvergangenheit haben. Da bin ich ein Greenhorn und muss mir viel auch noch dazu anlachen. Also zum Beispiel, wie ich mit unserer Plattform umgehe, wie ich die Angebote richtig zusammen stricke und so was. Das ist für mich Neuland, aber auch spannend.
00:20:09
Monika Blaschke: Aber auch spannend. Und du bist ja jemand, der auch den Wechsel wollte.
00:20:13
Sandra Conrad Juhls: Genau. Ich wurde hier nicht rausgekickt. Ich hätte auch noch Jahrzehnte weiter arbeiten können. Ich hatte das Gefühl, man habe mich ungern gehen lassen. Aber es lockte einfach auch so ein bisschen noch mal diese privatere Seite von mir, die ich eben auch beruflich verwirklichen wollte.
00:20:30
Monika Blaschke: Und die sich jetzt wirklich wunderbar trifft in deiner jetzigen Tätigkeit und deinem Engagement. Du bist ja im Vorstand vom ADFC. Du bist auch beim Verkehrsclub. Wenn man dich google, da tauchen alle möglichen Aktivitäten auf, man fragt sich so und so, wie hat die Frau das eigentlich geschafft zeitlich? Gibt es denn da eine Konkurrenz auch zwischen der Zeit, die du jetzt beruflich reinsteckst und die du ja in deine Familie steckst? Und natürlich für deine anderen Interessen?
00:20:58
Sandra Conrad Juhls: Das war eigentlich schon immer so ein bisschen Jonglage bei mir. Ich kenne das eigentlich gar nicht anders, denn auch mit heranwachsenden Kindern habe ich immer noch mal eine Radtour betreut. Gut, dann habe ich teilweise die Kinder mitgenommen, wenn es gepasst hat, aber habe mich auch sehr auf mein Umfeld gestützt, auf meinen Mann. Man braucht ein entsprechendes Umfeld, man braucht Freunde, einen Babysitter. Das muss alles irgendwie funktionieren. Es gab auch Zeiten, da hat es nicht gut funktioniert. Da musste ich mit den Kindern zur Kur oder ich selber in die Reha. So was passiert dann eben auch, wenn du dich übernimmst und das kippt so ein bisschen. Ich bin aber darüber weiser geworden mit zunehmendem Alter und kann jetzt sehr, sehr früh reagieren. Wenn ich merke, das geht in meinen roten Bereich, dann nehme ich das sehr genau wahr und dann gönne ich mir auch eine Auszeit, auch mal ein paar Tage ohne Smartphone, weil ich ja sehr, sehr viel am Bloggen bin usw., um mich dann zu lösen und kann mich auch gut rausziehen. Und tatsächlich ist dieses Radfahren für mich auch jedes Mal fast wie Yoga, also so eine mentale Erfrischung und Reinigung.
00:22:00
Monika Blaschke: Ja, und das heißt, du hast ja da auch die Fähigkeiten entwickelt, mit diesen Anforderungen umzugehen. Im Lauf der Jahre ein bisschen leidgeprüft, wahrscheinlich nicht ganz freiwillig, aber so ist es ja oft. Und hast da deine eigenen Strategien entwickelt.
00:22:14
Sandra Conrad Juhls: Genau. Also dieses berühmte Coping, wie man mit Stress denn umgeht. Und frau, das ist bei mir einfach auch viel Natur. Auch mal so eine Einlage, Minuten Achtsamkeit, tief durchatmen und das ist wichtig. Ich glaube aber, man macht sich auch viel Stress mit einer zu hohen Erwartungshaltung an sich selber. Und diese hohe Ziele bitte an mich selber, die habe ich mit der Zeit auch abgestuft und habe mir zu bestimmten Zeiten gesagt, es ist gar nicht möglich. So wie dein berufliches Umfeld jetzt ist, kannst du die 100 % nicht liefern. Es geht nicht, also mach ein bisschen weniger. Und siehe da, es ging und es war auch okay. Man kann nicht gleichzeitig eine Masterthesis schreiben, hervorragend alle Seiten bedienen im International Office und zu Hause die super glückliche Familie haben. Dann bleibt das eine oder andere auch mal liegen. Dann haben wir mal eine Familienfeier ausfallen lassen, dann war der Garten verwildert und Wollmäuse überall. Also so muss man sich das vorstellen.
00:23:09
Monika Blaschke: Aber die kommen auch von ganz alleine. Genau. Ja, das heißt, es geht nicht alles perfekt.
00:23:16
Sandra Conrad Juhls: Ja, genau. Und das rate ich auch vielen, auch jungen Berufsstarter, dass sie nicht nur die Identität widerspiegeln, die ihr Arbeitgeber von ihnen haben möchte, sondern dass sie immer ein bisschen in sich rein spüren. Was erwarte ich von mir, von meinem Leben und was ist mir wichtig? Denn das kann man irgendwann nicht mehr aufholen.
00:23:36
Monika Blaschke: Das kann man nicht mehr aufholen. Das stimmt. Und das bringt mich auch zu der letzten Frage. Sandra: "Was würdest du denn deinem jüngeren Ich mit auf den Weg geben wollen?"
00:23:48
Sandra Conrad Juhls: Ja, ich würde eigentlich sagen, das lief alles super. Du würdest das in vielen Teilen ganz genau so wieder machen, so zerstückelt dein Lebenslauf ist und so seltsam das erscheinen mag, auch von außen, welche Etappen da vielleicht waren. Es hatte aber alles einen Grund und man hat ja ein Bauchgefühl, weshalb man Dinge tut. Und in Situationen, wo ein Scheideweg ist, gehe ich jetzt links oder rechts. Es ist immer gut, sich tatsächlich eine Liste zu schreiben, einen Pro und Contra für sich selbst und zu sagen okay, wo überwiegt es rational und was sagt der Bauch und was sagt nein? Die Mischung aus allem. Und meistens ist dann diese Kopplung auch zum eigenen Herz noch mal richtig gut.
00:24:29
Monika Blaschke: Und das hast du gemacht? Ja, das hast du gemacht. Das heißt, deinem jüngeren Ich würdest du gar nicht sagen "Ach Sandra, probier mal das aus oder das", sondern:”eigentlich hat es schon ganz gut geklappt”.
00:24:39
Sandra Conrad Juhls: Ja, wunderbar. So kann ich das sagen.
00:24:41
Monika Blaschke: Okay. Vielen Dank, Sandra. Vielen Dank. Sandra Conrad Juhls für unseren Alumni Podcast heute. Vielen Dank. Tschüss.
00:24:49
Sandra Conrad Juhls: Danke gleichfalls. Tschüss.
folgt der nächste Podcast.
Die Alumni Talks wurden gefördert durch den Transferfonds der Hochschule Bremen.
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Dr. Monika Blaschke
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